Denkwürdiger Auswärtspunkt für den 1. FC Lok. Beim 3:3 (2:2) bei Viktoria Berlin kam Lok nach einem 0:2 und einem 2:3 zurück. Djamal Ziane traf zum finalen Ausgleich in der 89. Minute, als Lok nur noch zu zehnt und mit einem Feldspieler im Tor spielte. Nach einem Handbruch von Latendresse-Levesque in der 84. Minute musste Markus Krug ins Tor, nachdem Heiko Scholz schon dreimal gewechselt hatte. Kapitän „Katze“ Krug hielt in der Nachspielzeit den Punkt fest.

„Als der ausholte, dachte ich schon ‚Ach du Scheiße‘.“ Es lief die 84. Spielminute als Lok-Keeper Julien Latendresse-Levesque nach einer Flanke hechtete und anschließend einfach bäuchlings liegen blieb, mit den Füßen in den Boden hackend. Der hinzueilende Physiotherapeut Uwe „Zimbo“ Zimmermann wickelte schon nach wenigen Sekunden die Finger dynamisch umeinander. Wechsel. Da Ramon Hofmann kurz zuvor als dritter Einwechsler den Platz betreten hatte, musste es nun ein Feldspieler richten.

Kapitän Markus Krug schnappte sich kurzerhand die Handschuhe und hielt besagten Schuss von Thomas Skoda in der Nachspielzeit mit dem Fuß. „Ein Glück, dass er sich nicht gebückt hat, sonst hätte er sich auch noch was Rücken getan“, witzelte sein Trainer Heiko Scholz anschließend süß-sauer. Zwischen beiden Aktionen hatte Djamal Ziane zum 3:3 für den 1. FC Lok getroffen, der eingewechselte Daniel Becker hatte von links geflankt.

Lok musste nun zu zehnt, mit Feldspieler im Tor „nur noch“ die Nachspielzeit überstehen. Das gelang – dank Krug. „War auch gut, dass ich im Tor gestanden habe, ‚Latte‘ hätte den nicht gehalten. Also haben wir alles richtig gemacht“, so ein gelöster Krug. Der 28-Jährige wäre ohne den Punkt wohl ähnlich zornig abgedampft wie letzte Woche gegen Schönberg, denn am scheinbaren Siegtreffer der Viktoria nach 49 Minute hatte er seine Aktie.

„Ich will den Ball zurückspielen, da ruft Robert Zickert ‚Leo‘, ich habe aber schon ausgeholt und so kommt dieser komische Ball zustande.“ Ergidi schnappt sich gegen die aufgerückte Lok-Verteidigung den laschen Rückpass, läuft bis in den Strafraum und legt dann nur noch quer auf Pekdemir. Der Viktoria-Kapitän hatte schon vor der Pause Tore gemacht, holte nach 20 Minuten gegen Zickert einen Elfmeter, den er sicher zur Führung verwandelte.

Angesprochen auf den Elfmeter machte Zickert den Krug und erboste sich: „Ich hätte ihn ja auch durchlaufen lassen können.“ 14 Minuten später netzte Ergidi per Kopf zum zweiten.

Djamal Ziane traf schon im Dezember in Berlin für Lok. Foto Bernd Scharfe (Archiv)
Djamal Ziane traf schon im Dezember in Berlin für Lok. Foto Bernd Scharfe (Archiv)

Die auf fünf Positionen veränderte Lok-Mannschaft – Schinke, Maurer, Fritzsch, Wendschuch und Misch durften ran – spielte in der ersten Halbzeit gut mit, sündigte aber im Gegensatz zu den Gastgebern mit den Chancen. Allein Maik Georgi vergab beim Stand von 0:0 und von 0:1 zwei Hochkaräter, machte es aber nach 38 Minuten auf Vorlage von Ziane besser und stellte den Anschluss her. Schinke traf kurz vor der Pause zum 2:2 – wieder nach Vorlage von Ziane.

Die flotte Vorstellung vor der Halbzeit ließ weitere Tore erahnen, doch beide Teams verhinderten dies auf ihre Weise. „Der Gegner hat uns so viele Konter angeboten, die wir fast alle schlecht zu Ende gespielt haben. Deshalb kann ich nicht zufrieden sein“, meckerte Ersan Parlatan auf Berliner Seite während Heiko Scholz von einem glücklichen Punkt sprach.

„Wir haben heute nicht gut Fußball gespielt, daher war es eher ein Punkt der Moral und bei den Verhältnissen war es auch schwer.“ Was Scholz meint: Der starke Berliner Wind machte aus hohen Bällen Flipperbälle, die in der Luft stehen blieben, wenn nicht sogar umdrehten. Geordneter Fußball war so auf beiden Seiten schwer.

Mit Rückenwind, wie in der zweiten Hälfte, will Lok nun die kommenden zwei Spiele angehen. „Gegen Luckenwalde zu Hause am Dienstag können wir den Klassenerhalt so gut wie perfekt machen, Sonntag in Bischofswerda ins Sachsenpokal-Finale einziehen.“ Das Problem: Wer geht ins Tor?

Erste Diagnosen ergaben bei Latendresse-Levesque einen offenen Handbruch. Genaueres soll die Untersuchung am Samstagabend in Leipzig ergeben. Benjamin Kirsten ist nach Knieverletzung noch nicht fit, bleibt noch Christopher Schulz – oder eben Markus Krug. Der kündigte nach dem Spiel schon schmunzelnd an: „Nach der Leistung will ich auch Dienstag im Tor spielen.“

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/03/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

 

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Hand ist zum Glück nicht gebrochen. Und das erste Bild von Krug muss von einem anderen Spiel sein…

Schreiben Sie einen Kommentar