2020 soll das neue Naturkundemuseum in der Halle 7 der Baumwollspinnerei in Lindenau eröffnen. Und einige hunderttausend Besucher hält Dr. Ronny Maik Leder, der Direktor des Naturkundemuseums, für durchaus erreichbar. Eigentlich könnte es sogar das besucherstärkste Museum in Leipzig werden. Die Frage ist nur: Wie kommen die Besucher eigentlich dort hin?

Heute liegt die Spinnerei durchaus noch etwas im Abseits. Wer mit dem ÖPNV hin will, muss entweder vom Bahnhof Plagwitz oder vom Busbahnhof Lindenau ein gehöriges Stück laufen.

Aber es soll sich etwas tun, erklärte Ronny Maik Leder am 9. August, als er seine Visionen für das neue Museum vorstellte, die Grundlage für den Planungsbeschluss werden soll. Der liegt jetzt im Stadtrat. Aber der SPD-Fraktion genügt nicht, dass Leder von irgendwelchen Instanzen vage Versprechungen gemacht wurden, die Halle 7 bis 2020 irgendwie ins ÖPNV-Netz einzubinden, vielleicht mit Bushaltestelle.

Denn viel zu nebelhaft ist derzeit alles, was den künftigen Leipziger ÖPNV betrifft. Dass er kräftig wachsen muss, das ist selbst den Verantwortlichen klar. Doch augenscheinlich streiten sich die Geister darüber, wie stark er wachsen soll – und wer das dann alles bezahlt. Deswegen hängt der neue Nahverkehrsplan, nachdem er vor einem Jahr vom OBM kassiert worden war, wieder irgendwo im Verfahren. Die Ratsfraktionen wissen nicht, wo die Reise hingehen soll – und damit auch nicht, welche neuen Streckenverbindungen schon fest zu planen sind. Zum Beispiel zur Spinnerei.

Deswegen hat die SPD-Fraktion jetzt einen zusätzlichen Punkt für den Planungsbeschluss zum Naturkundemuseum beantragt.

Der Punkt lautet: „Die Stadtverwaltung legt dem Stadtrat bis zum I. Quartal 2018, spätestens jedoch mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes dar, wie der Standort Naturkundemuseum in der Halle 7/Baumwollspinnerei besser an das ÖPNV-Netz angeschlossen wird. Dabei ist insbesondere eine veränderte Linienführung der Buslinie 60 direkt zur Halle 7 und eine weitere südliche Wegeverbindung zum S-Bahnhof Plagwitz mit Zugang zur S-Bahn und zur Straßenbahn zu untersuchen.“

Die Buslinie 60 hält am Bahnhof Plagwitz und biegt dort über die Saalfelder Straße zum Busbahnhof Lindenau ab. Mit dem SPD-Vorschlag würde er stattdessen durch die Spinnereistraße fahren und könnte über die Brünner Straße zur Lützner Straße weiterfahren. Was übrigens in einer solchen Form sowieso passieren muss. Denn nicht nur Leder sieht, was sich da alles rund um die Spinnerei entwickelt. In der Halle 7 werden ja künftig auch Lofft und LTT Publikum anziehen. Die Hallenfront zur Westseite soll zum neuen Eingangsportal ins Spinnereigelände werden. Rechts und links der Brünner Straße werden sich noch ganz andere Dinge entwickeln. Das Ganze wird „mehr Leben bekommen“, ist sich Leder sicher.

Also braucht der ganze Stadtteil eine bessere ÖPNV-Verbindung.

Und genau so sieht es auch die SPD-Fraktion: „Der geplante Standort für das neue Naturkundemuseum, das LOFFT e.V. und das LTT e.V. ist durch die S-Bahn, die Straßenbahn und den Bus im weiteren Umfeld gut zu erreichen. Der fehlende direkte Zugang zum ÖPNV soll insbesondere durch eine veränderte Busverbindung und durch eine zusätzliche Wegeverbindung im Süden des Bahnhofes Plagwitz mit verbessertem Zugang zur S-Bahn und Straßenbahn (Linie 14) geprüft werden.“

Wobei ja auch eine Verlängerung der Linie 14 als (Vorsicht: SPD-Vorschlag!) Kulturbahn bis zur Spinnereistraße nicht wirklich vom Tisch ist. Im Gegenteil: Das wäre sogar konsequent, gerade wenn Dr. Ronny Maik Leder ernst macht, ein Museum auf die Beine zu stellen, das nicht nur 46.000 Besucher anzieht wie heute, sondern gar – wie andere Naturkundliche Museen in Deutschland – die Millionenmarke anpeilt. Dann reichen Busse nicht mehr, dann müssen Straßenbahnen hinfahren. Und zur S-Bahn-Station braucht es eine kürzere Wegeverbindung.

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Wahrscheinlicher ist, dass die Buslinie 80 über Saarländer Straße, Karl-Heine-Straße zur Angerbrücke pder Lindenauer Markt verlängert wird. Die 60 wird für das Dunkerviertel und den Lindenauer Hafen benötigt.

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