Mit den beiden Bilderbüchern über den Reggaehasen Booboo hat der Verlag Voland & Quist schon gezeigt, dass man auch für die kleinen Leser Bücher mit CD produzieren kann, Bücher mit großen Bildern, wilden Geschichten - und auf der CD noch eine Schippe voll Musik. Im Fall des Reggaehasen natürlich im Reggae-Sound der Band Yellow Umbrella. Dörte und den Unkönig Willy gibt es jetzt im Synthesizer-Sound.

Mit den beiden Bilderbüchern über den Reggaehasen Booboo hat der Verlag Voland & Quist schon gezeigt, dass man auch für die kleinen Leser Bücher mit CD produzieren kann, Bücher mit großen Bildern, wilden Geschichten – und auf der CD noch eine Schippe voll Musik. Im Fall des Reggaehasen natürlich im Reggae-Sound der Band Yellow Umbrella. Dörte und den Unkönig Willy gibt es jetzt im Synthesizer-Sound.

Die Geschichte selbst stammt von Max Rademann, der sich bei diesem Projekt gleich mal in drei Sparten versucht. Rademann ist Mitglied der Dresdner Lesebühne Sax Royal und der Görlitzer Lesebühne Grubenhund. Aber er zeichnet auch (was er mit den Illustrationen in diesem Buch beweist), macht Filme und Musik, moderiert und liest seine Texte natürlich auch selbst ein. Nur ein bisschen Verstärkung hat er sich für dieses Bilderbuch geholt: das Label Uncanny Valley, spezialisiert auf elektronische Musik. Für Dörtes Fahrt in die Berge haben sich sieben “House- und Hofmusiker” des Labels zusammengetan und ein Hörspiel draus gemacht. Erst mal für erwachsene Menschen, jetzt für Kinder.

Wobei Hörspiel in diesem Fall ein wenig übertrieben ist: Den ganzen Text spricht Max Rademann ein. Auch Dörtes Part. Was natürlich im Kopf ein paar Verwirrungen stiftet. Denn nach dem Lesen stellt man sich die Dörte auch so vor, wie sie Rademann beschreibt: sommersprossig, “Zopp aufm Kopp”, abenteuerlustig. “Am liebsten würde die einmal um die ganze Welt reisen.” Aber dazu ist sie noch nicht groß genug. Für eine Fahrt in die Berge aber schon. Mit der Dampflok. Ein mutiges Mädchen. So ein bisschen Dresdner Straßengöre mit einem kleinen Tick fürs Abenteuer in freier Natur.

Dass sie im Zug einen etwas ungehobelten Zeitgenossen trifft, der sich gar als König bezeichnet, ist eher Zufall. Im Gegensatz zu ihm hat Dörte eine gute Kinderstube und weist ihn ein bisschen zurecht. Den Titel darf er ihretwegen behalten. Mit einem “Un” davor. Wenn einer schon König sein will, dann sollte er sich auch so benehmen, wie man das von Königen erwartet: anständig. Halten sich zwar nicht alle Könige dran. Aber zwischen Dörte und dem Unkönig Willy entsteht dann doch eine gewisse innigere Beziehung. Die auch mit etwas zu tun hat, was man auch im wirklichen Leben oft merkt – nicht nur bei Kindern: Ein launisches, herausforderndes Verhalten hat oft einfach damit zu tun, dass die kleinen Willys zwar ständig alle Aufmerksamkeit der Welt haben wollen, selbst aber keine Sinne für ihre Umgebung haben.

Da muss Dörte dem bärtigen Flegel auch erst mal beibringen, dass eine Zugfahrt voller Musik steckt. Auch wenn man keinen Walkman oder Ohrstöpsel fürs Smartphone mit dabei hat. Man muss nur bereit sein, die Ohren zu spitzen und auf den Takt einzugehen. Was bei einer Dampflok, die die Berge hinaufschnauft, eigentlich ein Kinderspiel ist. Ein Spiel, das Dörte munter weiter treibt. Auch nachdem sie Willy erst mal beigebracht hat, wie man mit Popeln umgeht.

Fährt man nur auf den Berg, um oben ein Bier zu trinken? Nix da. Willy lernt nicht nur, dass dicke Wolken kein Grund zum Verkriechen sind, er lernt auch, das ein Wald voller Musik ist. Nicht gleich, denn sein dicker Bauch hindert ihn daran, dem Regenguss zu entkommen. Und Dörte? – Die sitzt unterm Baum und lauschte dem Lied der Regentropfen.

Es ist also ganz unüberhörbar ein Buch für Kinder aller Größen, die mal wieder einen Stupser brauchen, weil sie vor lauter Nicht-bei-sich-Sein völlig aus dem Häuschen sind und deswegen nichts mitbekommen von der Welt und ihrer Musik. Die Idylle wird zwar heftig gestört, weil ein lärmender Hubschrauber die lauffaulen Zeitgenossen auf den Gipfel fliegt. Aber selbst davon lässt sich eine wie Dörte nicht die Laune verderben. Auch dieses dröhnende Schrappschrapp könnte ja Musik sein. Dazu müsste man dann freilich keinen Synthesizer benutzen, sondern eine Hardcor-Metalband bestellen – aber wenn sich das lärmende Flugungetüm entfernt, dann wird auch das Schrappschrapp erträglicher. Und wer das mal erlebt hat, der weiß, wie herrlich die Stille danach klingt. Wie sehr man darüber staunt, wie leise ein Wald sein kann.

Nachher gibt’s noch was zu Futtern und Willy lernt mal einen Kellner kennen, der sich auch mal um die gesunde Ernährungsweise seiner Gäste sorgt. Und weil die Zeit auf dem Berg geradezu fliegt, wenn man mit Schauen und Lauschen beschäftigt ist, wird’s hinterher knapp mit dem letzten Zug. Und zumindest einer ist nach diesem Tag fix und fertig. Was Dörte dann auch noch ein ordentliches Schnarchkonzert verschafft.

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