Leipzig, Deine Schulen. Das ist ein Dauerthema. Und zwar nicht erst seit zehn Jahren, seit die steigenden Geburtenzahlen auch den Bedarf an neuen Schulen erzeugen. Für die Bewohner Probstheidas ist das schon seit 1998 ein Thema. Da wurde kurzerhand - weil gerade das neue Wohngebiet Sonnenpark aus dem Ackerboden gestampft wurde - eine Grundschule hingeklatscht: die 31. Grundschule. In "Leichtbauweise", wie es im Amtsdeutsch heißt.

Nach 16 Jahren sind die Container heruntergewirtschaftet. Und auch längst zu klein. Selbst die optimistischen Voraussagen aus dem Schulentwicklungsplan 2012 stimmen nicht mehr. Und schon damals merkte die Stadtverwaltung an, dass längst Neubaubedarf besteht: “Es besteht der langfristige Bedarf für eine zweizügige Grundschule im Bereich. Mit der Fortschreibung der Schulnetzplanung im Jahr 2013 eine Entscheidung zur zeitlichen Einordnung der Ablösung des vorhandenen Gebäudes auf dem Standort der Vorbehaltsfläche in der Nähe zum jetzigen Schulstandort zu treffen.”

Eingeordnet ist nichts. Doch die Container verschleißen immer mehr und die Kapazität ist ausgereizt.

Das macht nun die Linksfraktion zum Thema eines Antrags zum Doppelhaushalt 2015/2016.

Darin fordern sie: “Im Doppelhaushalt 2015/2016 werden die notwendigen Planungsmittel (bis Ausführungsphase) für den Ersatzbau 31. Grundschule (Containerschule) – Neubau 31. Grundschule und Sporthalle bereitgestellt. 2015 wird ein Wettbewerb dazu ausgeschrieben.”

Im Stadtratswahlkampf war die desolate Schulsituation schon Thema. Jetzt gilt es, aus über zehn Jahre alten Plänen auch endlich ein ordentliches Projekt werden zu lassen.

“Die 31. Grundschule wurde als Übergangslösung am 27. Februar 1998 als Containerschule eröffnet, sie ist ein auf ein Streifenfundament gesetzter Container. Die Übergangslösung sollte nach spätestens acht Jahren durch eine dauerhafte Lösung ersetzt werden”, erinnert die Linksfraktion daran, dass schon 2006 eine ordentliche Grundschule an der Franzosenallee hätte stehen sollen. “Der Container ist inzwischen feucht und marode, aufgrund dessen sind schon mehrfach Bodenteile und Fenster ausgetauscht worden. Die Schülertoiletten befinden sich nur im Erdgeschoss und sind bei zunehmender Schülerzahl nicht mehr ausreichend. Für 102 Mädchen existieren lediglich vier Toiletten.”

Die Schule selbst gibt ihre aktuelle Schülerzahl mit 140 an. Man hat zwar ein Computerkabinett, eine Bücherei, einen Mehrzweckraum für Tischtennis und Theater und einen Entspannungsraum. Aber wichtige Angebote fehlen. Dafür gibt es keine Turnhalle und keinen Sportplatz. Und die Prognose von 2012 ist längst überholt. Da ging auch die Stadt noch von einer stabilen Zweizügigkeit bis 2025 aus und stellte auch den Neubaubedarf nicht ganz so dringend dar, auch wenn man zugestand, dass die Container schon damals nicht ausreichten: “Der Kapazitätsrichtwert ist mit zwei Zügen ausgewiesen, wobei jedoch insgesamt räumliche Defizite bestehen”, heißt es im Schulentwicklungsplan. Samt dem mehr als forschen Satz: “Die Prognose zeigt, dass der Bedarf aus dem Schulbezirk langfristig befriedigt werden kann.”

Wie sich Prognostiker doch irren können.

Die Linksfraktion dazu: “Im kommenden Schuljahr wird die Schule voraussichtlich dreizügig werden – jeder weitere Klassenraum geht auf Kosten eines Hortraumes. Die Schule hat annähernd 100 Prozent Hortanteil und damit viel zu wenige Horträume.”

Hort klingt mittlerweile ein bisschen altbacken auch in Leipzig. Denn es handelt sich – auch in der Selbstdarstellung der Schule – um Ganztagsangebote. Dazu gehören: Kreatives Gestalten, Holzwurm, Ballspiele, Spanisch, Flöten, Kochen und Backen, Fotografie, Schülerzeitung, Experimentieren, Fit & Cool, Schach und so weiter. Und Probstheida wächst weiter. Möglicherweise so sehr, dass sich irgendwann eine eigene Straßenbahn zum Herzklinikum lohnt.

Und so heißt es im Antrag der Linken: “Im größten Neubaugebiet Leipzigs, dem Sonnenpark in Probstheida, wohnen derzeit ca. 2.000 Einwohner. Im absehbaren Vollausbau werden es ca. 3.000 Einwohner sein. Probstheida hatte ein Bevölkerungswachstum von ca. 20 % in den letzten 13 Jahren. Die Stadt hat vor ca. neun Jahren eine Vorbehaltsfläche für den Schulneubau erworben, so dass der Standort feststeht.”

Aber irgendwie ans Schule-Bauen denkt die Stadt nicht. Obwohl sie 2012 im Zusammenhang mit der neuen Schulentwicklungsplanung angekündigt hatte, dass es nach 2014 einen Ersatzneubau in der Fanzosenallee geben solle. Doch im Doppelhaushalt 2015/2016 hat die Linksfraktion nichts davon gefunden: “Im Entwurf des Doppelhaushalts 2015/16 ist lediglich Geld für eine 1-Feldhalle eingestellt. Ein Schulneubau dauert von dem Moment an, in dem er im Haushalt steht, ca. drei Jahre. Aus unserer Sicht sollten deshalb die Planungsmittel für einen Schulneubau und eine Sporthalle jetzt eingestellt werden, damit die Schule im nächsten Doppelhaushalt gebaut werden kann.”

Was dann immer noch spät genug ist, denn marode sind die Container jetzt schon. Und an der Fassade prangt unübersehbar das Transparent: “Keine Containerschule. Neubau jetzt!!!”

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