Am 3. Februar brachte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) mal eine etwas andere Meldung als nur die üblichen Hinweise auf neue Sendungen. Er berichtete über die eigenen Volontäre und eine kleine Änderung in der Volontärs-Ausbildung unter dem schnieken Titel "Volo20plus". "Für zehn junge Frauen und Männer beginnt heute eine spannende Zeit: In den nächsten zwei Jahren sind sie Volontäre beim Mitteldeutschen Rundfunk", hieß es da.

“Mit dem neuen ‘Volo20plus’ startet der bereits 20. Ausbildungsgang”, so der MDR. “Die zehn Volontäre erwartet 2014 ein ganz besonderes Volontariat, denn der MDR erweitert mit dem neuen Jahrgang sein bisheriges Angebot: Die Journalistische Ausbildung dauert erstmals nicht 18, sondern 24 Monate. ‘?Plus? steht für qualitative Veränderungen, mehr Praxis für die Volontäre, vertiefte Ausbildung und damit mehr Qualität’, so der Leiter des MDR-BildungsCentrums Frank-Thomas Suppee.

Das neue “Volo20plus” berücksichtigt darüber hinaus zahlreiche Anregungen aus den MDR-Redaktionen, von ehemaligen Volontären sowie die Erfahrungen anderer Ausbildungseinrichtungen und Sender. Mit dem 20. Jahrgang wächst die Zahl der im MDR journalistisch ausgebildeten Volontäre auf insgesamt 290. Die meisten von ihnen arbeiten nach wie vor für den Sender.”

Kurz und knapp, wie man es vom MDR kennt. Aber die L-IZ hatte trotzdem noch ein paar Fragen. Susanne Odenthal, Pressesprecherin des MDR, hat sie uns ausführlich beantwortet. So ausführlich, dass wir die Antwort auch nicht auseinander reißen wollen.

Das waren die Fragen zu den Volontären des MDR:

1. Wieviele von den von ihnen genannten 290 ehemaligen Volontären arbeiten tatsächlich noch für den MDR?

2. Wieviele davon sind fest angestellt, wieviele arbeiten als Freie für den MDR?

3. Wieviele arbeiten tatsächlich noch journalistisch? Wieviele in MDR-Redaktionen?

4. Wenn das 18-monatige Volontariat zu wenig Praxis und zu wenig “vertiefte Ausbildung” bot, warum wird dann jetzt erst auf 24 Monate umgestellt?

5. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für die neuen Volontäre, ins Dienstverhältnis mit dem MDR übernommen zu werden?

6. Werden künftig mehr Volontäre gebraucht – etwa weil der Sender möglicherweise seine Nachrichtenkompetenz verbessern will – oder bleibt es beim bisherigen Niveau? Denn wenn das Volontariat verlängert wird, müsste sich ja eigentlich auch die Zahl der Volontäre in einem Jahrgang erhöhen – von 10 auf 12 oder 13.Und hier die ausführliche Erläuterung von Susanne Odenthahl:

“Nach Beendigung eines Volontariats werden etwa 9 von 10 Absolventen als freie Autoren, Reporter oder Redakteure für den MDR tätig. Die tägliche redaktionelle Praxis, der anhaltende Austausch mit den ehemaligen Mentoren sowie gelegentliche Absolvententreffen wie zum Jubiläum 20 Jahre Volontariat im MDR bestätigen unsere Wahrnehmung, ohne dass wir die genaue Zahl statistisch erfassen.

In den Aufbaujahren des MDR war die Festanstellung für die meisten Absolventen des Redaktionsvolontariats noch die Regel. Mittlerweile gilt das für die freie Mitarbeit. Sie ist seit Jahren – nicht nur im MDR – die typische Beschäftigungsform für programmgestaltend tätige journalistische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wir stellen zugleich fest, dass die Beschäftigungsangebote für Absolventen unseres Volontariats zugenommen haben. Dabei ist die Festanstellung in einer Redaktion von Hörfunk, Fernsehen oder Online nicht immer das angestrebte Ziel unserer trimedial ausgebildeten Volontäre. Eher typisch ist, dass sie zunächst ihre Fertigkeiten in den verschiedenen Medien und mit unterschiedlichen Tätigkeiten (Reporter, Autor, Redakteur etc.) anwenden wollen, bevor sie sich in eine bestimmte Richtung spezialisieren.

Das MDR-Volontariat 20plus ist wie sein Vorläufer eine journalistische Ausbildung, die auf den praktischen Einsatz in den verschiedenen Redaktionen des MDR sowie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zielt. Wie die Mehrzahl der Ausbildungseinrichtungen von ARD und ZDF haben wir uns in der Vergangenheit am Modell der 18-monatigen Ausbildung orientiert. Allerdings haben wir – wie andere Sender auch – zunehmend die Dynamik erlebt, die von den modernen Tele- und sozialen Medien ausgeht und die Anforderungen an journalistische Arbeit verändert. Hätte der MDR das Themenspektrum innerhalb des bisherigen Zeitrahmens entsprechend ergänzt, so wäre dies zu Lasten unserer qualitativ hochwertigen Ausbildung gegangen. Der Preis wäre ein Verzicht an journalistischer Grundlagenausbildung gewesen. Mit dem neuen Modell “MDR Volo 20 plus” wirken wir dem entgegen.

Die sechs zusätzlichen Monate werden sowohl in neue Themen wie “Mobile Reporting”, “Crossmediale Zusammenarbeit”, “Social Media Recherche” und “Datenjournalismus” investiert, als auch in trimediale Ausbildungsprojekte und verlängerte Praxisphasen, in denen das Erlernte vor Ort ausprobiert werden kann. Dazu gehört auch, eine längere Produktion von Anfang bis Ende begleiten zu können. Das BildungsCentrum des MDR hat genau zugehört, welche Vorschläge die Redaktionen und die ehemaligen Volontäre des Senders zur Verbesserung der redaktionellen Ausbildung gemacht haben. Außerdem haben wir uns mit Anbietern solcher Volontariate im deutschsprachigen Raum verglichen und von deren Erfahrungen gelernt.

Im Gegensatz zu anderen Anbietern haben wir trotz Verlängerung der Ausbildungsdauer die “Schlagzahl” der Volontariate beibehalten: Nach wie vor startet jedes Jahr ein Volontariat mit zehn Redaktionsvolontären, d. h. jedes Jahr befinden sich 20 Volontäre zweier Jahrgänge bei uns in Ausbildung. Weitere sechs pro Jahr bilden wir verkürzt im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Leipzig aus. Anhand der konkreten Angebote für die weitere Tätigkeit im Haus erkennen wir, dass der MDR nachfragegerecht ausbildet.

Demgemäß bleibt auch die Zahl der journalistischen Mentoren und Betreuer im Haus stabil. Während sich bis zu zwei Mitarbeiter im MDR BildungsCentrum ständig um die Belange der Volontäre kümmern, sind in den Redaktionen bis zu 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zeitweise als Mentoren tätig.”

Die Volontäre des MDR: www.mdr.de/volontariat

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