Im Nachgang an die HoGeSa - Demo in Köln gab es neben den Strafverfolgungen gegen Randalierer auch Vorwürfe gegen die Medien. Sie hätten ein falsches Bild von der Demonstration gezeigt, Gewalt und Rechtsradikalismus seien nicht der Schwerpunkt gewesen so einige Teilnehmer. Heute nun versammeln sich zur Stunde bislang rund 3.000 von HoGeSa aufgerufene Demonstranten in Hannover. Und das russische Staatsunternehmen Rossija Sewodnja "Russland Heute" überträgt durch sein Tochterunternehmen "Ruptly TV" mit Sitz in Berlin live von der Demonstration in Hannover.

Es ist also möglich, sich selbst einen gewissen verwackelten Live-Eindruck, wenn auch aus der Ferne, zu verschaffen. Eine Kamera des Senders filmt, was sich derzeit in Hannover abspielt. Um ehrlich zu sein – zur Stunde nicht viel, die stationäre Kundgebung hat nicht die Größe angenommen, wie erwartet war. Alkoholverbote und weitere polizeiliche Einschränkungen, wie verschärfte Personenkontrollen bei Ordnern und Teilnehmern haben zu einer gewissen Entspannung offenbar beitragen können.

Erkennbar hat die antimuslimische Hetzseite Pi-News die Demonstration an sich gerissen – auf dem größten Transparent ist Werbung für die Plattform, auf welcher sich rechtsradikale User im Netz bestens aufgehoben fühlen zu sehen. Die Seite hatte im Oktober die Ausschreitungen in Köln bereits als “Das Wunder von Köln” gefeiert. Von den Redebeiträgen ist nicht viel zu verstehen, aber wer dennoch eine Ahnung von den Geschehnissen heute in Hannover bekommen möchte, kann dies hier mit gewissen Einschränkungen tun. Vor allem die live eingeblendeten Kommentare am rechten Rand sind durchaus gewöhnungsbedürftig.

Nach ersten Informationen aus Hannover werden Journalisten nicht in die Nähe der Demonstration gelassen.

14:50 Uhr: Die Lage in Hannover ist weitgehend ruhig, in verschiedenen Redebeiträgen wird “gegen den Islam”, also im pauschalen Rundumschlag, argumentiert. Immer wieder ist von “den Deutschen” zu hören, die nun Schutz bedürfen, wobei offenbar vergessen wird, wie viele Deutsche auch Muslime sind. Während dessen versuchen sich Befürworter und Gegner der Demonstration im Netz im Livekommentarbereich beim Livestream bestmöglich und auf niedrigstem Niveau zu beleidigen.

Die Chatfunktion scheint ohne redaktionellen Eingriff zu laufen, Aufrufe zur Gewalt, Hakenkreuze und eine Flut von rassistschen Sprüchen belegen vor allem eines: Die deutlich kleinere Demonstration in Hannover als noch in Köln ist von Rechtsextremismus, Rassismus und vor allem einer regelrechten Hysterie vor einer Glaubensrichtung durchdrungen. Deutlich wird dies auch, da es in den Redebeiträgen nahezu ausnahmslos nicht um die IS, also die extremistischen Kämpfer, sondern pauschal um den Islam geht. Immer wieder skandieren die vorrangig jungen Männer auf dem Platz “Wir sind das Volk”.

15 Uhr:
Das gemeinsame Absingen der deutschen Hymne durch die Teilnehmer scheitert an offensichtlicher Textschwäche. Über die ersten Zelen kommt man nicht hinaus. Die Polizei beginnt mit Durchsagen, dass der Platz in 15 Minuten verlassen werden kann. Die Kundgebung neigt sich dem Ende entgegen. Nun folgt die Heimfahrt der Teilnehmer. Noch ist alles friedlich. Doch die Stimmung scheint etwas gereizt auf dem Platz.

15:20 Uhr Die Kundgebungsteilnehmer werden durch die Polizei gebeten, sich noch zu gedulden, da man mit dem Heranbringen von Bussen für Gruppen – Abfahrten noch beschäftigt ist. Auch Teilnehmer, die mit eigenem Pkw angereist sind werden noch gebeten, abzuwarten, da die Polizei noch nicht wisse, ob die Innenstadt Hannovers von Gegendemonstranten frei sei. Man versucht also ein Zusammentreffen von HoGeSa und Gegendemonstranten auch nach der Kundgebung zu unterbinden.

Erste Kundgebungsteilnehmer werden zu ihren Bussen geleitet, es bleibt bei den im Video überschaubaren Vorgängen vor Ort friedlich. Die Abreise wird laut Polizeidurchsagen vor allem durch Straßenblockaden von Gegendemonstranten rings um den Bahnhofsvorplatz verzögert.

15:30 Uhr: Die Polizeidurchsagen erwähnen erstmalig “Ausschreitungen bei den Gegendemonstrationen” in Hannover, welche die Abfahrt der verbliebenen Kundgebungsteilnehmer verzögern.

15:50 Uhr: Laut Abreiseplanung der Polizei kamen die Sonderbusse nach Hannover vor allem aus Karlsruhe, Mönchengladbach, Köln und Oberhausen. In dieser Reihenfolge geht es nun für die Kundgebungsteilnehmer nach Hause. Die HoGeSa-Demonstranten mit einem eigenen Pkw müssen weiterhin warten.

15:54 Uhr: “Ruptly TV” hat den Livestream beendet.
Zu diesem Zeitpunkt befinden sich nicht mehr viele Teilnehmer der Kundgebung auf dem Platz, es ist friedlich geblieben. Bei der Abreise soll es nach ersten Meldungen zu kleineren ZUsammenstößen zwischen HoGeSa-Aktivisten und Gegendemonstranten gekommen sein. Näheres wird sicher bald in den Medien vor Ort oder den überregionalen Netzseiten berichtet werden.

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