Mit Kindern fing alles an, 1828, als der königlich-sächsische Rentamtmann Karl Benjamin Preusker (1786-1871) am 24. Oktober 1828 in Großenhain eine Schulbibliothek für Lehrer, Schüler und den „gewerblichen Bürgerstand“ gründete. Kinder spielten auch am „Tag der Bibliotheken“, dem 24. Oktober 2016 die Hauptrolle. In der Leipziger Umweltbibliothek wurde an diesem Tag die KinderLeseInsel ereöffnet.

Ein Jahr lang hat Stefanie Tscholitsch, die seit Sommer 2015 die Umweltbibliothek leitet, auf den Tag hingearbeitet. Denn Beschäftigung mit unserer Umwelt und wie man sie bewahren kann, fängt früh an. Im Kinderalter. Gerade wenn die Eltern sowieso schon Besucher der Umweltbibliothek im Haus der Demokratie sind. 2015 glaubten Stadträtinnen der Linksfraktion sogar, sie wäre da gerade 25 Jahre alt geworden, weil so Vieles aus dem Leipziger Herbst 25 Jahre alt wurde. Aber da haben sie die Umweltbibliothek unterschätzt. Die wurde schon 1988 gegründet, ganz subversiv in Reudnitz, zu einer Zeit, als die Mächtigen keinen Wert darauf legten, dass sich die Bewohner des rußigen Leipzigs allzu ernsthaft mit den Umweltbedingungen ihrer Stadt beschäftigten.

Aber der Vorstoß von Mandy Gehrt und Juliane Nagel war gut und ernst gemeint: Nach etlichen Jahren heftiger Diskussion um die nachhaltige Finanzierung der Umweltbibliothek wollten sie den Bestand endlich gesichert sehen und ein echtes, dauerhaftes Bekenntnis der Stadt zu dieser besonderen Bibliothek. Ihr Antrag wurde vom Stadtrat „ohne Änderung“ angenommen. Das Förderbudget im Umweltdezernat wurde um 35.000 Euro erhöht und die Umweltbibliothek bekam endlich ein paar Spielräume, auch an die notwendige Erneuerung zu denken.

Mit Stefanie Tscholitsch bekam sie da eine Bibliotheksleiterin, die das Bibliothekswesen auch studiert hatte und weiß, was heutige Bibliotheken alles brauchen, um für ihre Leser interessant zu sein.

Ein wichtiger Baustein fehlte noch. Denn um ein ganz besonderes Projekt umzusetzen, brauchte es noch eine wichtige finanzielle Spritze, die die „Leipzigstiftung“ dann beitrug. Diese Unterstützung half dann, den kleinen Bestand an kindergerechter Literatur in der Umweltbibliothek deutlich aufzustocken. Erwachsene lesen ja immer so ernsthafte Bücher über fairen Handel, Umweltkatastrophen oder Trinkwasserrettung. Dabei gibt es auch jede Menge Bücher, Spiele, DVDs, die Kinder spielerisch (und kindgerecht) die Welt der Tiere, Pflanzen und Lebensräume erschließen.

Was fehlte noch? Natürlich. Einfach so ins Regal stellen wollte Stefanie Tscholitsch das alles nicht. Zwei Wochen lang zog sie den Malerkittel an und malte eine ganze Ecke der Umweltbibliothek mit Palmen, Piraten und spielenden Delfinen aus. Noch zwei gemütliche Knautschsessel rein, ein bunter Teppich. Am Montag, 24. Oktober, war dann gleich zu erleben, dass hier wirklich ein kleines Reich für die Kinder entstanden war, die natürlich kaum abzuhalten waren, das Ganze gleich stürmen zu wollen. Aber vorher war noch das rote Band durchzuschneiden zusammen mit Angelika Freifrau von Fritsch, Leiterin des Amtes für Umweltschutz der Stadt. „Man kann gar nicht früh genug anfangen, Kinder das alles lernen zu lassen. Später fällt ihnen das viel schwerer – oder sie lernen es gar nicht.“

Das mit dem Umweltschutz nämlich. Und dass es tatsächlich vom Handeln jedes Einzelnen abhängt. Womit sie sich natürlich wieder lauter kleine kritische Geister wünscht, die auch in Leipzig genau hinschauen, wenn es um Umweltschutz geht. Natürlich ist die Leseinsel ein Angebot gerade für Eltern, die auch so schon ihre Kinder mitbrachten. Nur fühlten die sich bislang immer ein  wenig verloren in dieser „erwachsenen“ Bibliothek. Jetzt können bildungshungrige Eltern ihre Sprösslinge mitbringen und haben hinterher bestenfalls mehr Bücher mit nach Hause zu schleppen.

Auch Annett Wagner vom Vorstand des Ökolöwen zeigte sich froh, dass nicht nur der Bestand der Umweltbibliothek gesichert werden konnte, sondern nun auch ein neues Angebot für kleine Leser da ist.

Das übrigens erweiterbar ist, betont Stefanie Tscholitsch. Denn noch ist Platz für weitere kindergerechte Spenden im Regal. Auch weil nicht nur Eltern mit ihren neugierigen Kindern kommen, sondern auch Leipziger Schulklassen den Anlaufpunkt gern nutzen, wenn es um Umweltthemen geht. Und auch die Chefin des Umweltamtes sieht noch neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. War ja auch ein Auftrag des Stadtrats von 2015: „Es wird geprüft, ob eine stärkere Zusammenarbeit, gegebenenfalls Eingliederung, in das Umweltinformationszentrum eine strategische Perspektive für die Umweltbibliothek ist.“

Im ersten Schritt ist das schon möglich, indem die kindgerechten Lehrmaterialien, die im Umweltinformationszentrum entstehen, auch in der Umweltbibliothek ihren Platz finden. Bastel- und Ausmalbögen zum Beispiel. Kinder sind für ein Thema wie die Umwelt leicht zu begeistern. Nun haben sie einen Ort, an dem sie das ganz spielerisch tun können.

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