Seit Mittwoch, 6. Juni, ist die "Sehliser Digitale Chronik" im Internet zu finden. Das Digitale Archiv der Sehliserinnen und Sehliser versammelt Zeugnisse aus der mehr als 750jährigen Geschichte des Dorfes östlich von Leipzig. Noch genauer: Das Dorf liegt östlich von Taucha, gehört auch als Ortsteil zu Taucha. 1973 wurde es eingemeindet. Erstmals erwähnt wurde es 1350 - als Selicz.

Immerhin ein erstaunliches Projekt. Denn offiziell hat das kleine Dorf am rechten Ufer der Parthe derzeit nur 139 Einwohner. Da kriegen manche Ortsteile von Leipzig, die 100 Mal mehr Einwohner haben, 100 Mal weniger auf die Reihe.

Gestaltet wird die Digitale Chronik von den Sehliserinnen und Sehlisern selbst: Die Zeugnisse der eigenen Geschichte sind nicht mehr in Schränken oder auf Dachböden versteckt, sondern zentral im Internet zugänglich. Ergänzt und angereichert werden die Zeugnisse mit den Beschreibungen und Geschichten der Einwohner – Wissen, das sonst oft leicht verloren geht.

Schwerpunkt von Kapitel I. ist die Windhose von 1912, die große Teile von Sehlis zerstörte und in der Folge Tausende von Besuchern in das Dorf lockte.

Im jetzt veröffentlichten Prototyp sind mehr als 70 Postkarten und Fotografien unter anderem zur “Windhose von 1912” zugänglich, die sorgfältig erfasst und verortet sind. Die Objekte stammen von jetzigen und ehemaligen Sehlisern und zeichnen ein plastisches Bild vom Sehlis des Jahres 1912. Weitere Zeugnisse wurden vom Naturkundemuseum Leipzig und dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zur Verfügung gestellt, die Digitalisierung ausgewählter Objekte des Heimatmuseums Taucha ist geplant.Die Zeugnisse zur Sturmkatastrophe sind erst der Anfang der Chronik.

“An Werkstattabenden wird in den nächsten Monaten damit begonnen, weitere Zeugnisse aufzubereiten”, erklärt Michael Götze von Kleinzacheles, der sich um die Datenbank gekümmert hat. “Zum Beispiel zur Geschichte der Katharinenkirche, zum Kirchenheim und zur Sehliser Schulgeschichte. Auch die jüngere Geschichte mit der wichtigen Rolle der LPG im Dorf, der Entwicklung nach 1989 und dem Widerstand gegen den Bundesstraßenneubau der B87n durch das Naturschutzgebiet der Parthenaue soll ihren Platz finden.”

An Projekttagen sind auch Nicht-Sehliser und Schulklassen eingeladen, mehr über die Dorfgeschichte zu erfahren und an der Chronik mitzuwirken. Für den Herbst ist die Bereitstellung der Objekte für das europäische Kulturerbe-Portal Europeana und die Deutsche Digitale Bibliothek geplant.

Die “Sehliser Digitale Chronik” ist ein Projekt des Geschichtslabors Sehlis, das in Zusammenarbeit mit der IG Sehlis und der Werkstatt für nachhaltiges Leben und Arbeiten e.V. entstanden ist. Finanziert wird das Graswurzel-Projekt durch Sponsoren und Patenschaften.

Informationen zur Entstehung des Projekts: http://sehliser-digitale-chronik.blogspot.de

Die digitale Chronik findet man hier: www.sehliser-digitale-chronik.de

Zur Arbeit von Michael Götze: www.kleinzacheles.net

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