Am heutigen Dienstag, 2. Dezember, ist der 100. Jahrestag des mutigen "Nein" von Karl Liebknecht zu den Kriegskrediten. Am 2. Dezember 1914 stimmte er im Plenum des Reichstages unter tumultartigen Szenen als einziger Abgeordneter gegen deren Bewilligung - es wurde ihm allerdings verwehrt, an das Rednerpult zu treten und seine Beweggründe öffentlich zu machen. Aber das kann man ja nachholen, dachte sich Leipzigs Linke.

Und erklärt diese couragierte Tat von Karl Liebknecht gegen den imperialistischen Weltkrieg faktisch zum friedenspolitischen Gründungsakt der Linken. Liebknecht war damit der Erste, der die Burgfriedenpolitik der SPD aufkündigte. In der Folge führte das später zur Gründung des Spartakusbundes und der KPD.

“Um dieses wertvolle und unverzichtbare Vermächtnis auf zeitgemäße und kreative Weise zu pflegen, präsentiert die Leipziger Linke mit Einverständnis des Leihgebers ab heute die Schreibmaschine von Karl Liebknecht auf einer eigenen Webseite virtuell und interaktiv nutzbar”, erklärt der Leipziger Vorsitzende der Linken, Dr. Volker Külow, dazu. Am Montag, 1. Dezember, ging dieses historische Spielzeug auf der Website des Linke-Stadtverbandes online.

Liebknechts Original-Schreibmaschine befindet sich seit vielen Jahren als Dauerleihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig in der Gedenkstätte im Liebknecht-Haus in der Braustraße 15.

Bei der Schreibmaschine handelt es sich um eine “Frister & Rossmann, Modell 4”. Diese Serie wurde zwischen 1904 und 1910 in Berlin gefertigt. Das Modell ähnelt stark der mehr als zwanzig Jahre zuvor in den USA erschienen “Caligraph”. Es verfügt über eine Volltastatur mit einzelnen Tasten für Groß- und Kleinbuchstaben. Die Webseite enthält das Abbild der Originaltastatur, mit der eigene Texte in der Manier klassischer Schreibmaschinen erstellt werden können. Im Menüpunkt “Beispieltext” werden die Tastenanschläge automatisch vorgenommen und es erscheint – Zeichen für Zeichen – der Anfang von Liebknechts symbolträchtiger Reichstagsrede vom 2. Dezember 1914.Die selbst getippten Texte können exportiert und gedruckt werden. Die Bedienung der digitalen Schreibmaschine wurde so authentisch wie möglich gestaltet, auch wenn das ihre Handhabung aus heutiger Sicht etwas gewöhnungsbedürftig macht. Damit das Schreiben längerer Texte nicht unnötig schwer fällt, wurde auf das authentische Element des “blinden” Tippens verzichtet. Auf dem digitalen Papier kann man den Text Buchstabe für Buchstabe sehen. Die Webseite verwendet aktuelle Web-Technologien, mit deren Hilfe es möglich ist, eine Vielzahl von Gerätetypen und Betriebssystemen zu unterstützen – eine aktuelle und standardkonforme Web-Browserversionen vorausgesetzt.

Das Projekt, das noch ausgebaut werden soll, wird durch das Einzelsponsoring der insgesamt 75 Schreibmaschinentasten abgesichert, erklärt Külow die Finanzierung des Projekts. Die SponsorInnen werden auf der Webseite auf Wunsch namentlich aufgeführt. Weitere SponsorInnen sind jederzeit herzlich willkommen, betont er.

Liebknechts Schreibmaschine hat ihren Platz auf: www.die-linke-in-leipzig.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar