Es war auch ein Gellert-Jahr, das 2015 gefeiert wurde. 1715 wurde der seinerzeit berühmteste deutsche Schriftsteller, der als Poetikprofessor in Leipzig wirkte, in Hainichen geboren. Begraben ist er heute auf dem Leipziger Südfriedhof. Aber die eigentliche Grabplatte hängt im Grassi-Innenhof - seit Montag, 14. Dezember, auch wieder mit dem Bildnis Gellerts.

Anlässlich des Gellert-Jahres 2015, in dem sich der Geburtstag des Schriftstellers zum 300. Mal jährt, enthüllten am 14. Dezember um 12:30 Uhr der Leipziger Bürgermeister für Kultur, Michael Faber, sowie der Bürgermeister der Stadt Hainichen, Dieter Greysinger, eine restaurierte und wieder mit dem Porträt des Schriftstellers versehene Grabplatte im ersten Ehrenhof des Grassimuseums. Das Porträt ist ein Medaillon. Nicht das originale – das kam im Lauf der Zeiten abhanden. Aber im Gellert-Museum in Hainichen hat sich ein Gipsabdruck des ursprünglichen Medaillons erhalten. Den hat der 3D Druck-Dienstleister Rapidobject aus Plagwitz genutzt, um per 3D-Scan die Daten für einen 3D-Druck in Kunstharz herzustellen, der dann wieder Grundlage eines neuen Bronzegusses für die restaurierte Grabplatte wurde.

Anschließend übergab der Bürgermeister für Umwelt, Ordnung und Sport, Heiko Rosenthal, auf dem Johannisplatz die sichtbar gestaltete Bach-Gellert-Gruft und startete damit den ersten Teil eines mehrteiligen Erinnerungsprojektes.

Der in Hainichen geborene und in Leipzig verstorbene Christian Fürchtegott Gellert war einer der populärsten deutschen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. Besonders mit seinen unterhaltsamen Fabeln und Erzählungen sprach er die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten an.

Gellerts Grabstätten in Leipzig berichten von den historischen Wendepunkten der Stadt: Er wurde auf dem Johannisfriedhof beerdigt. Später überführte man den Leichnam in eine Gruft in der damaligen Johanniskirche – die Bach-Gellert-Gruft auf dem heutigen Johannisplatz. Nach Zerstörung dieser Kirche 1943 erhielt Gellert 1949 seinen dritten Begräbnisplatz in der Universitätskirche St. Pauli. Vor deren Sprengung 1968 wurden seine Gebeine auf den Südfriedhof verlegt.

Mehrteiliges Erinnerungsprojekt auf dem Johannisplatz bis 2017

Die Markierung der ehemaligen Bach-Gellert-Gruft auf dem Johannisplatz ist ein wichtiger Baustein eines mehrteiligen, vom Johanniskirchturm e.V. initiierten Erinnerungsprojektes, das vom Amt für Stadtgrün und Gewässer umgesetzt wird. Mit Erinnerungszeichen auf der Grünfläche sowie Erläuterungstafeln auf der Natursteinumfassung soll die besondere kultur- und stadtgeschichtliche Bedeutung des stadtbildprägenden Platzes wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.

Der Johannisplatz ist eine der ältesten historisch belegten Ortsanlagen der Stadt. Die einstige Johanniskirche spielte eine wichtige Rolle in der Reformationsgeschichte Leipzigs. Der Johannisfriedhof, der die Kirche umgab, ist mit bedeutenden Leipziger Persönlichkeiten verbunden.

Am 14. Dezember wurden zwei Erläuterungstafeln übergeben, die auf die ehemalige Bach-Gellert-Gruft und den Ort der historischen Grabstätte von Johann Sebastian Bach hinweisen. Vier weitere Bronzetafeln sollen bis zum Jahr 2017 auf der Natursteinmauer rund um die Grünfläche platziert werden.

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