Die Universitätsbibliothek bewahrt 117 Stammbücher des 16. bis 19. Jahrhunderts auf. Stammbücher kamen zur Reformationszeit in Gebrauch, ihre Anfänge gehen auf Philipp Melanchthon zurück. Der Reformator schrieb für die Wittenberger Studenten Widmungen in die Exemplare seiner Bücher. Bald kamen eigens angelegte Bücher mit Leerseiten in Umlauf. Professoren, Gelehrte, Mitstudenten trugen sich ein und das nicht nur in Wittenberg.

Auch unter Fürsten und Angehörigen des Adels waren sie beliebt. Man schrieb Angaben zu Ort und Datum ins Buch, die eigene Unterschrift durfte nicht fehlen und ein für den Besitzer des Stammbuchs sorgfältig ausgewählter Spruch. Manchmal kam auch noch eine sorgfältig ausgeführte Illustration dazu. In der Goethezeit waren Silhouetten beliebt, aber es kamen auch andere Kunstformen auf. Seinen Höhepunkt erlebte das Stammbuch im Zeitalter von Aufklärung und Empfindsamkeit. Wie bei Facebook heute sind die Inhalte der Stammbücher Ausdruck ihrer Zeit. Für Wissenschaft und Forschung sind sie unverzichtbare Quellen und lassen uns an der Alltagskultur vergangener Epochen Anteil nehmen.

In der Kabinettausstellung in der Universitätsbibliothek (Beethovenstraße 6) werden zehn Stammbücher gezeigt. Jedes der kleinen Bücher im Quartformat ist unverwechselbar und darum einzigartig.

Die Kabinettausstellung ist bis zum 23. November täglich von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

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