Im Dezember feierte das Museum der bildenden Künste das 10-jährige Jubiläum im neuen Haus auf dem Sachsenplatz. Es gab zwar bei den Besucherzahlen keinen neuen Rekord zu vermelden. Um die 100.000 waren es wohl am Jahresende, wie Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt am Dienstag, 27. Januar, erklärte. Dafür halten die Sammler und Kunstliebhaber dem Leipziger Museum die Treue. Und Bernini sorgt für gute Laune im Haus.

Die im Herbst eröffnete Ausstellung “Bernini”, die vor allem Zeichnungen des berühmten italienischen Barockkünstlers aus dem Bestand des Leipziger Museums zeigt, hat sich, so berichtet Schmidt, über den Jahreswechsel zu einem kleinen Publikumsrenner entwickelt. Was mit Zeichnungen, so Schmidt, sonst eher nicht der Fall ist. Museumsbesucher lieben eher große, bunte, gemalte Bilder. Der absolute Renner der letzten Jahre war nun eimal die Neo-Rauch-Ausstellung von 2010, die die Besucherzahlen im Haus auf 180.000 hinaufschraubte. Sonst pendeln sich die Jahresbesucherzahlen eher zwischen 100.000 und 120.000 ein.

Die am 8. November eröffnete Ausstellung “Bernini. Der Erfinder des barocken Rom” hat mittlerweile 21.000 Besucher ins Museum der bildenden Künste gelockt. Mit einer im Januar noch steigenden Tendenz. Es musste sich wohl unter Kunstliebhabern in nah und fern erst einmal herumsprechen, dass da in Leipzig bis zum 1. Februar etwa ganz Besonderes zu sehen ist, für das man sonst eher nach Rom oder nach Wien fahren müsste, um es zu sehen.

Schmidt rechnet deswegen in den letzten Tagen der Ausstellung noch einmal mit einem Besucheransturm und lässt deshalb die Öffnungszeiten am Freitag, Samstag und Sonntag (30., 31. Januar und 1. Februar) bis 20 Uhr verlängern. Auch als Einladung an alle, die glaubten, sich für die Zeichnungen Berninis noch ein bisschen Zeit nehmen zu können.

Aber noch ein bisschen stolzer zeigte sich der Museumsdirektor am Dienstag über zwei Zahlen, die er bekannt geben konnte. Denn im kleinen Jubiläumsjahr des Museumsneubaus haben sich gerade Spender und Sponsoren des Museums besonders freigiebig gezeigt. Das hat auch mit den Ausstellungen zu tun, die zum Jubiläum gezeigt wurden, auch wieder mit Bernini. Denn tatsächlich könnte auch das Bildermuseum viele für Besucher wirklich attraktive Expositionen gar nicht veranstalten, wenn nicht jedes Mal finanzkräftige Geldgeber einzelne Projekte unterstützen würden.

“Für gewöhnlich haben wir für das Ausstellungsgeschehen 400.000 Euro zur Verfügung”, erzählt Schmidt. “Aber da ist dann auch noch der letze Radiergummi mit dabei.” Eine große Schau, die – wie die Bernini-Ausstellung – auch wichtige Leihgaben aus Wien, Rom oder London nach Leipzig bringt, ist mit solchen Summen nicht zu finanzieren. Da müssen auch große Stiftungen beispringen, von denen das Bildermuseum 2014 eine ganze Reihe gewinnen konnte, um einzelne Projekte mitzufinanzieren. Am Ende stand eine neue Rekordsumme unterm Strich: 1,7 Millionen Euro wurden von Dritten beigetragen, um die Ausstellungen im Glaswürfel möglich zu machen.

Und nicht nur beim Ausstellungsgeschehen fand Leipzigs großes Kunstmuseum tatkräftige Hilfe. Das kleine Jubiläumsjahr brachte auch viele Spender und Sponsoren dazu, dem Haus wichtige Schenkungen zu überlassen. Im Grunde ist das längst der wichtigste Weg, wie überhaupt neue Kunstwerke in die Bestände des Hauses kommen. Denn offiziell hat das MdbK jedes Jahr nur 70.000 Euro für Ankäufe zur Verfügung. “Wenn uns die Summe in dieser Höhe überhaupt gewährt wird”, sagt Schmidt.

Dagegen wirkt die Summe, mit der die Schenkungen 2014 zusammengefasst werden können, geradezu astronomisch: 3,4 Millionen Euro. “Mit den 70.000 Euro würden wir 50 Jahre brauchen, um so einen Bestand zu erwerben”, zieht Schmidt den Vergleich. Und betont auch, dass so eine rege Schenkungsbilanz nur zustande kommt, wenn ein Haus und sein Leiter auf Jahrzehnte alte emsige Netzwerkarbeit zurückblicken können. “In meinem Fall über 30 Jahre”, sagt Schmidt. Den ein Vorgang aus dem Beginn des Jahres 2014 noch immer wurmt. Damals wurde publik, dass das neue sächsische Kommunalgesetz Amtsleitern künftig generell untersagt, über die Annahme von Spenden und Schenkungen allein zu entscheiden. Museumsleiter aber sind im Kommunalrecht Amtsleiter. “Und ich frage mich, über wen diese Kontakte und die nötige Expertise überhaupt laufen sollen, wenn nicht über den Museumsleiter, der die ganzen persönlichen Kontakte pflegt”, fragt sich Schmidt. “Doch nicht über einen anonymen Stadtrat, der am Ende jede Schenkung genehmigen muss?”

2014 jedenfalls hat es den Freunden des Leipziger Bildermuseums nicht die Laune verhagelt. 24 Namen von Personen, Stiftungen und Institutionen listet die Schenkungsliste für 2014 auf – von der BMW Niederlassung Leipzig bis zur Leipzigerin Elisabeth Wendel. Während BWM zum Beispiel ein großformatiges Ölbild von Sebastian Gögel schenkte (“Ohne Furcht”), gab Elisabeth Wendel einen kleinen Berlit-Holzschnitt zu treuen Händen: “Handelsleute auf dem Weg zur Stadt”.

Im Museumscafé zu sehen: Ben Willikens "Leipziger Firmament". Foto: Ralf Julke
Im Museumscafé zu sehen: Ben Willikens “Leipziger Firmament”. Foto: Ralf Julke

Der Sammler Christian Böhm aus Essen trennte sich 2014 von einem nicht unbeträchtlichen Teil seiner Sammlung – und elf Kunstwerke fanden dabei auch ihren Weg nach Leipzig. Marion Bühler-Brockhaus und Dr. Hans-Peter Bühler kamen mit einem kleinen Max-Liebermann-Gemälde als Geburtstagsgeschenk: “Gehendes Mädchen”. Das Bild ist wie die meisten anderen Schenkungen schon in der Dauerausstellung des Museums zu sehen. Natürlich neben den anderen Liebermanns.

Manchmal können solche geschenkten Kunstwerke auch recht skurril aussehen, wie die drei Plastik-Arbeiten von Matias Bechthold: “Yellow Cab”, “Silver Shadow” und “White Star”. Beim näheren Betrachten erinnern sie doch irgendwie an clevere Tischstaubsauger, die der Berliner Künstler mit viel Phantasie in futuristische Mini-Mobile verwandelt hat. Andere Objekte, die schon seit zehn Jahren im Haus hängen, als gehörten sie zwingend dazu, haben jetzt tatsächlich – durch eine Schenkung der Kulturstiftung der Länder – den Weg in den Bestand gefunden: die Installation von Bogomir Ecker “Trillerpfeifen und Ghettoblaster”. Und für Furore sorgte natürlich auch das gigantische Deckenbild, das im Café des Museums zu bewundern ist: Ben Willikens’ “Leipziger Firmament”, das die Max Weishaupt AG finanziert hat.

Kleine Niederländer aus dem 17. Jahrhundert (Pieter de Putter “Stilleben mit Fischen”) fanden 2014 genauso ihren Weg ins Leipziger Museum wie großformatige Arbeiten junger Maler, Grafiker und Fotografen. Darunter auch schon die zu Jahresbeginn angekündigte “Große Lichtung mit Hunden” von Yvette Kießling, bei der die Initiative “3 Euro für einen Picasso” tatkräftig geholfen hat. Und da die meisten frisch erworbenen Arbeiten gleich in die Ausstellung im 3. Geschoss eingegliedert wurden, lohnt sich auch für den Dauerbesucher immer wieder der Weg durch die Räume. So lange Stifter und Spender dem Museum der bildenden Künste so treu bleiben wie 2014, wird es hier immer wieder Neues zu entdecken geben.

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