Manchmal dürfen sich auch Spender beschenken, wenn sie nun schon einmal einen runden Geburtstag haben wie Wolf Dietrich Speck von Sternburg, der nicht nur der Ururenkel eines der berühmtesten Leipziger Kunstsammlers - des Kaufmanns Maximilian Freiherr Speck von Sternburg (1776–1856) - ist, sondern der ganz im Geiste seines Ururopas engagiert für die Leipziger Kunst wirkt. Am 19. Februar eröffnet eine kleine Kabinettausstellung im Bildermuseum zu seinem 80. Geburtstag.

Natürlich mit Werken aus der Sammlung seines berühmten Vorfahren, die eigentlich gar nicht im Museum der bildenden Künste gelandet wären, hätte es da nach 1945 nicht die große Enteignungswelle gegeben, die auch die Güter und den Besitz der in Lützschena ansässigen Familie Speck von Sternburg erfasste. Für die Leipziger in gewisser Weise ein Glücksfall, denn die berühmte Kunstsammlung kam so nicht nur in die Bestände des Museums, sie wurde für die Leipziger auch erstmals in großen Teilen öffentlich sichtbar. Die Leipziger konnten so erstmals Bilder wie Caspar David Friedrichs “Friedhof im Schnee” oder “Das Schiffswunder der hl. Walburga” von Peter Paul Rubens bewundern. Was natürlich an der Gemengelage nichts änderte.

Gehörten die Kunstwerke wirklich dem Museum?

Nach der Wiedervereinigung fanden das Museum der bildenden Künste und die Familie Speck von Sternburg ein Ãœbereinkommen: Die Bilder wurden Eigentum der Maximilian Speck von Sternburg Stiftung im Museum der bildenden Künste und blieben damit dem Museum erhalten. Und zugleich wurde die Stiftung zu einem wichtigen Partner für das Museum – etwa bei der Finanzierung von Ausstellungen, Publikationen oder Forschungsvorhaben. 2013 übereignete die Familie Speck von Sternburg  auch zwei Gemälde und drei Gouachen – letztere schon deshalb interessant, weil der Maler Johan Heinrich Wilhelm Tischbein hier versuchte, seltene Raubtiere wie Luchs, Tiger und Leopard zu porträtieren – in einer Zeit, in der an einen Zoo in Leipzig noch gar nicht zu denken war.

Aber die Kabinettausstellung ab 17. Februar soll vor allem die Sammlung Maximilian Speck von Sternburgs wieder einmal in die Öffentlichkeit rücken. Immerhin war der Kaufmann und Kunstsammler auch einer der Gründungsväter des Museums und sammelte neben Gemälden auch Zeichnungen und Druckgrafiken.

Rembrandt (Umkreis): Der Engel verkündet Manoah und seiner Frau die Geburt eines Sohnes.  Maximilian Speck von Sternburg Stiftung. Foto: Museum der bildenden Künste
Rembrandt (Umkreis): Der Engel verkündet Manoah und seiner Frau die Geburt eines Sohnes. Maximilian Speck von Sternburg Stiftung. Foto: Museum der bildenden Künste

Beim Aufbau seiner Kunstsammlung – und dies betrifft nicht nur die Malerei sondern auch die grafischen Künste – verfolgte er das anspruchsvolle Ziel, einen Ãœberblick zu den wichtigsten Kunstströmungen seit der Renaissance zu schaffen, beschreibt Dr. Marcus Andrew Hurttig das Anliegen des Mannes, der am Ende eine der wichtigsten Sammlungen mit Kunst von 1430 bis 1800 aufgebaut hatte. Hurttig betreut die Kabinettausstellung als Kurator. Und das Museum betont: “Es ist das Verdienst seines Ururenkels Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, dass diese Sammlung – 202 Gemälde, 127 Zeichnungen, 192 Druckgrafiken – als ‘Maximilian Speck von Sternburg Stiftung’ seit 1996 auf Dauer der Stadt Leipzig zur Verfügung steht.”

Anlässlich seines 80. Geburtstags stellt die Ausstellung nun die kostbaren Handzeichnungen der Stiftung in den Blickpunkt und zeigt eine Auswahl von 40 Blättern. Die Zeitspanne reicht von der Renaissance bis zur Romantik, Zeichnungen der Rembrandt-Schule und der Deutsch-Römer bilden die Schwerpunkte. Die Ausstellung gibt einen repräsentativen Eindruck von der Sammelleidenschaft Maximilians und soll Anstoß zur weiteren Erforschung des Zeichnungsbestandes der Stiftung sein.

Und sie lenkt natürlich beiläufig auch den Blick auf den 80-Jährigen, der für das Museum der bildenden Künste so etwas wie ein begeisterter Botschafter geworden ist. Man kann ihn bei Führungen im Haus genauso erleben wie auf öffentlichen Empfängen, auf denen er quasi als Herz des Leipziger Bildermuseums für die Einrichtung wirbt.

Die Kabinettausstellung wird auch zeigen, dass auch die Grafiken aus der Sammlung kleine Ãœberraschungen bieten – auch wenn etwa “Der Engel verkündet Manoah und seiner Frau die Geburt eines Sohnes” nicht mehr eindeutig Rembrandt zugeschrieben wird, sondern eher seinem Umkreis. Wenn die Forscher so weiter machen, entpuppt sich Rembrandt noch als legendäre Gestalt und alle seine Bilder wurden von seinen Schülern gemalt.

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