In Schleußig ist das Thema vor drei Jahren so richtig hochgekocht. In anderen Stadtteilen sorgt es ebenso für Frustration: das wilde Parken auf Geh- und Radwegen, auf Kreuzungen und Gehwegnasen. Aber nicht nur diese Dauerverstöße gegen die StVO sorgen für Ärger, sondern auch zunehmend Fahrzeuge, die im öffentlichen Straßenraum eigentlich nichts zu suchen haben. Das thematisiert jetzt mal ein Plagwitzer in einer Einwohneranfrage, die eigentlich eine Einwohnerklage ist.

Denn bevor er seine Frage stellt, die er in der Ratsversammlung gern mündlich beantwortet haben möchte, schildert André Paul erst einmal, wie er das „Halten und Parken im Stadtteil Plagwitz / Schleußig“ aus Anwohnersicht erlebt. Besonders frappierend findet er, dass augenscheinlich immer mehr Leute ihre Wohnmobile, Transporter und Lkw parken, wo eigentlich Parkraum für die Pkw der Anwohner sein sollte. Und das oft genug in einer Weise, dass Radfahrer und Fußgänger kaum noch einen sicheren Übergang über die Straße finden.

Aber lassen wir ihn selbst erzählen:

„Meine Frage an den Stadtrat betrifft das Halten und Parken im Stadtteil Plagwitz/ Schleußig.

Durch den Neubau von Häusern und die Sanierung von Altbauten wächst die Anwohnerzahl im Stadtteil Plagwitz/ Schleußig weiter.

Durch diesen Zuzug gibt es auch immer mehr Pkw, Wohnmobile und Transporter. Diese Fahrzeuge halten und parken an jedem freien Raum, hier besonders zu erwähnen sind Gehwege, aber auch vor Bordsteinabsenkungen und auf Sperrflächen mit oder ohne Fahrradbügeln. Leider auch zunehmend so, dass Menschen mit Rollstuhl, Eltern mit Kinderwagen oder Kinder unter 8 Jahren immer weniger oder gar keinen Platz haben.

Ein gutes Beispiel für das Halten und Parken auf Gehwegen, das das ganze Ausmaß verdeutlicht, ist die Erich-Zeigner-Allee zwischen Alte Straße und Rudolph-Sack-Straße. Dort wird auf dem Gehweg geparkt und gehalten, obwohl das laut StVO unzulässig ist. Immer häufiger sind neben Pkw auch Wohnmobile (von beträchtlicher Größe), Transporter bis hin zu kleinen LKW auf dem Gehweg geparkt.

Trotz dessen, dass das Parken und Halten auf Gehwegen unzulässig ist wird das Ortungsamt der Stadt Leipzig nicht tätig, da es aus deren Sicht kein Handlungsbedarf gibt.

Dieser Gehweg ist ein Schulweg und sollte somit den schwächsten Verkehrsteilnehmern (unseren Kinder) für einen sicheren Schulweg zur Verfügung stehen.

Aber leider wird so geparkt und gehalten, dass für Fußgänger, radfahrende Kinder, Eltern mit Kinderwagen oder mit Radanhänger und Rollstuhlfahrern kein Platz bleibt.

Es wird zunehmend jeder freie Raum durch Pkw, Wohnmobile, Transporter und sogar kleine LKW belegt. Diese Problematik betrifft besonders die schwächsten der Gesellschaft, Kinder, ältere und behinderte Menschen, die auf freie Räume angewiesen sind.

Meine Frage(n):

Was unternimmt die Stadt Leipzig, um das mit dem Wachstum verbundene und immer stärker werdende Parkplatzproblem zu lösen?

Weshalb unternimmt das Ortungsamt nichts gegen das, ordnungswidrige parken und halten, auf Gehwegen (zum Beispiel in der Erich-Zeigner-Allee zwischen Alte Straße und Rudolph-Sack-Straße)?“

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Es gibt 8 Kommentare

Dave, Sie haben den Finger drauf! Entscheide ich mich, in der Stadt zu wohnen heißt das nicht, das dort Platz für sämtliche Fahrzeuge des Haushaltes ist, wie man es in der Peripherie so pflegt, weil dort – wie verblüffend – Infrastrukturen nicht so ausgebaut sind; aber man hat dafür sein eigenes Haus…
Dass zunehmend Dientsfahrzeuge, und zwar nicht nur PKW, sondern Kleintransporter, LKW bis hin zu Sattelzügen(!) mitten in der Stadt platziert werden, sollte nicht hingenommen werden; das muss auch nicht sein!
Allerdings MUSS die Stadt im Interesse der hohen Einwohnerdichte – und der Umwelt wegen sowieso – einen leistungsfähigen und bezahlbaren ÖPNV bereitstellen. Dass hier eine große Wunde klafft, die verschiedene Krankheitserreger als Ursache hat, wissen wir allerdings.
Leider tendiere ich allmählich zu der Überzeugung, dass nur fiskalische An- bzw. Abreize diesbezüglich zur Erziehung der Einwohner effektiv beitragen. Das heißt: private KfZ mehr an den tatsächlichen Kosten beteiligen; ÖPNV mehr fördern und finanzieren. Nur so kann das alles einmal sinnvoll und umweltverträglich funktionieren.
Wem das nicht passt, kann ja gern aufs Land ziehen.

Habe zwei Kinder. Einkauf mit Fahrradanhänger ist gar kein Problem. Zumindest hier in der Stadt sind viele Autos überflüssig. Stehen die meiste Zeit eh nur rum. Und wenn ich doch ein Auto brauche (Möbel etc.): teilauto. Von mir aus könnte man alle Autos verbieten außer Lieferdienste, Notdienste, Alten- und Krankentransporte, Möbelwagen und Infrastruktur/Handwerkerautos. Der Rest könnte über teilauto gehen. Wege zur Arbeit: Anreize über ÖPNV, Fahrrad, Fahrgemeinschaften schaffen. Ach egal, alles Träumerei.

Erzähl mal…

Umstieg auf ÖPNV ist keine Option. Du hast selbst ein Kind, wie du schreibst – Mit Wochenendeinkauf und mglw. krankem Kind in der Bimmel, macht vermutlich keinen sonderlichen Spaß, ich unterstelle, du kennst solche Situationen. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass bspw. junge Eltern auf den PKW verzichten können/wollen.

Ja, die gibt es. Die ist aber zu groß, um schnell realisiert zu werden. Es gibt zu viele Autos. Ich bin 100% sicher, dass genau die Hälfte der Anzahl vollkommen ausreichen würde. Nur leider, leider hätten viele und zudem noch sehr einflussreiche Leute etwas dagegen.

@Dave: die Problematik um die schwächeren Verkehrsteilnehmer ist mir völlig klar. Und das betrifft sicher auch andere Ortsteile. Ich bezweifel, dass der/die Anfragende(n) eine akzeptable Lösung für das Problem hat/haben. So es die denn überhaupt gibt.

P.S. Die Formulierung „Fahrzeuge, die im öffentlichen Straßenraum eigentlich nichts zu suchen haben“ finde ich ebenfalls falsch, und die stammt auch nicht vom Anfragenden, sondern vom Autor des Artikels

André: Es geht nicht darum Parken zu verbieten. Es geht um das Zuparken von Straßen, das auch hier (Lindenau, nähe Felsenkeller) stark zugenommen hat, insbesondere an Straßenecken, was meine radfahrende Tochter (5) jeden Morgen sehr behindert. Vom Blick nach rechts und links, ob die Straße frei ist, ganz zu schweigen. Dazu müsste sie bereits 1 Meter auf die Straße fahren, um überhaupt was zu sehen. Auch auf Gehwegen wird wild geparkt, wo der Raum es zulässt. Und das hat nix mit feinen Plagwitzern zu tun, sondern betrifft wie im Artikel beschrieben hauptsächlich die schwächeren Verkehrsteilnehmer.

“[…]Fahrzeuge, die im öffentlichen Straßenraum eigentlich nichts zu suchen haben.[…]” Wer bestimmt hier, welche Fahrzeuge im öfftl. Straßenraum was zu suchen haben und welche nicht? Der feine Plagwitzer möchte scheinbar keine Handwerker-Transporter vor der Haustür sehen? Ich mag die auch nicht, deswegen verbiete ich denen aber nicht das Parken.

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