Ganz norwegisch wird es ab Freitag, 26. Mai, in der Galerie b2 im Gebäude 20 der Spinnerei. Dann eröffnet die Ausstellung „Sone“ von Verena Winkelmann. Die junge Fotografin, die von 1998 bis 2003 an der HGB Leipzig studiert hat, ist tatsächlich gebürtige Norwegerin. Und auch ihr Leitmotiv „Sone“ kommt aus dem Norwegischen.

Verena Winckelmann bringt die Sache mit dem Wort „Sone“ so auf den Punkt: „Das norwegische Wort sone hat zwei Bedeutungen. Einerseits bezeichnet es eine Zone, oder Bereich, als Verb gebraucht verschiebt sich die Bedeutung: eine Gefängnisstrafe absitzen oder ableisten.

Bei Gefängnissen mit niedriger Sicherheitsstufe kann man durch den Zaun hindurch das Geschehen beobachten. Gleich nebenan leben normale Bürger ihr Leben in ihren Häusern. Wo liegt nun also der tatsächliche Unterschied zwischen Drinnen und Draußen, vor allem, wenn die Grenze sowieso kaum wahrnehmbar ist?

Eine Haftstrafe abzusitzen bedeutet vor allem die ständige Wiederholung von Routinen: Schlafen, Essen und Arbeit bestimmen die Tage.

„Als Fotografin bringe ich meinen persönlichen Blickwinkel mit mir ins Gefängnis. Als jemand, der sein Leben außerhalb von Freiheitsbeschränkungen bestreitet, muss dieser Blick sich jedoch auch auf mich selbst richten, wenn ich mich in den Bereich solcher Beschränkungen begebe. Was genau bezwecke ich nun mit diesem Projekt? Wie definiert sich künstlerische Aktivität? Können meine Bilder eine Situation vor Augen führen, die Aussagekraft in Bezug auf den Zustand des ein- oder ausgesperrt Seins hat? Einige der Fotografien sind auf dem Weg von oder zur Haftanstalt aufgenommen. Bilder außerhalb dieser festgelegten Zone zu machen, ist eine Möglichkeit sich zu öffnen und die innerhalb des Gefängnisses gewonnenen Eindrücke schreiben sich auch in die Bilder der Umgebung mit ein.“

Aus der Serie "Sone". Foto: Verena Winckelmann
Aus der Serie „Sone“. Foto: Verena Winckelmann

Man ahnt schon, dass das ein paar sehr zwingende Sichten auf unsere Welt ergibt, in der ja eine Menge Leute damit beschäftigt sind, lauter ordentlich abgeteilte Zonen zu errichten. Ostdeutsche können ein Lied davon singen, Flüchtlinge auch. Und wer solche Welten der Abschottung kennt, der kennt auch das Gefühl des Ab- und Ausgeschlossenseins. Manch einer muss gar nicht erst in den Knast wandern, um sich gefangen wie ein Tier zu fühlen und hilflos Situationen ausgesetzt, denen er nicht entkommen kann.

Da muss die 1973 geborene Fotografin gar nicht lange suchen, um abgesonderte Orte und Zonen und auch die Techniken der Abschottung und Ăśberwachung ins Bild zu bannen und Menschen dabei intensiv bei ihrem Allein-Sein zu beobachten.

Also eine richtig einladende Ausstellung fĂĽr nachdenkliche Betrachter.

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 16. Mai, von 18 bis 21 Uhr in der Galerie B2_ in der Spinnerei. Ausstellungsdauer: 26. Mai bis 22. Juni.

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