Oliver Stone meldet sich zurück. Nach seinem langweiligen Ausflug in den New Yorker Börsendschungel inszeniert der Altmeister mit "Savages" einen Drogenthriller erster Güte. Der Film erzählt die Geschichte von Ben (Aaron Johnson) und Chon (Taylor Kitsch). Der Ex-Soldat und der Öko-Freak haben in Kalifornien mit dem Anbau von Marihuana Millionen verdient. Zum ihrem Erfolg trägt auch die gemeinsame Freundin Ophelia (Blake Lively) bei.

Alles läuft wie geschmiert. Chon jettet wie U2-Sänger Bono um den Globus, um Bedürftige zu unterstützen. Ben erledigt den “harten” Teil des Geschäfts. Als die beiden allerdings eine Offerte des mexikanischen Baja-Kartells ausschlagen, sitzen sie plötzlich in der Tinte: Die Drogengangster kidnappen Ophelia. Ben und Chon starten eine mörderische Rettungsaktion, bei der die beiden Beach-Boys vor nichts zurückschrecken.
Cineasten schätzen Oliver Stone für seine messerscharfe Gesellschaftskritik. Filme wie “JFK”, “Nixon” oder “Platoon” haben sich nicht nur ins Gedächtnis der amerikanischen Filmnation eingebrannt. Zuletzt trug der 66-Jährige selbst zur Demontage seines eigenen Werks bei. Die Neuauflage von “Wall Street” (2010) erntete bei Kritikern und Publikum ein müdes Lächeln. “W.” (2008) kam hierzulande gar nicht erst in die Kinos, “World Trade Center” (2006) qualmte geradezu vor amerikanischem Pathos. Sein Drogen-Thriller macht all die Tiefschläge vergessen.

“Savages” nimmt kein Blatt vor dem Mund. Stone beleuchtet den schmierigen Filz zwischen mexikanischer Mafia und amerikanischen Drogenfahndern. Und er präsentiert dem Zuschauer die rohe Gewalt, mit der die Kartelle ihre Gebietsansprüche durchsetzen. Auf diese Weise avanciert “Savages” zu einem bissigen Plädoyer gegen den Konsum illegaler Substanzen. Denn der Endverbraucher finanziert mit seinem Geld den blutigen Drogenkrieg.
Eine simple Kausalkette, die vielen Kiffern nicht geläufig ist, verpackt der Regisseur in einen düsteren Thriller, der den Zuschauer bis zur letzten Minute an den Stuhl fesselt. Dazu trägt auch die exzellente Besetzung bei. Besonders auffällig: John Travolta als schmieriger Cop und Benicio Del Toro als skrupelloser Mafiosi. Kinogänger dürfen sich auf zwei kurzweilige Stunden freuen, an deren Ende ihnen Stone gleich zwei alternative Enden präsentiert. Das hat mit der Realität zwar nichts gemein, aber der Altmeister darf das. Weil es Kino ist.

USA 2012, R: Oliver Stone, D: John Travolta, Aaron Johnson, Taylor Kitsch, Blake Lively, Benicio Del Toro, Salma Hayek,131 Min, FSK 16.

Filmstart ist der 11. Oktober, zu sehen im CineStar, Cineplex, Passage Kinos, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
http://movies.universal-pictures-international-germany.de/savages.html

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