Acht Filme zum Thema demokratisches Engagement standen auf der Liste der dritten Verleihung des Filmpreises für Demokratie "Leipziger Ring". In Zusammenarbeit mit dem DOK-Festival zeichnet die Stiftung Friedliche Revolution seit 2010 einen Film aus, der sich in besonderer Weise für bürgerschaftliches Engagement für Demokratie aufzeigt, oder gegen große Widerstände eines repressiven Regimes entstanden ist. Erstmals gewann mit "Ein großer Irrtum" ein deutscher Film.

In einem filmischen Brief an die eigenen Kinder erzählen die Filmemacher Dirk Heth und Olaf Winkler von Menschen, die engagiert sind und arbeiten, auch ohne Verträge im sogenannten ersten Arbeitsmarkt. Das Projekt Bürgerarbeit wird von seiner Entstehung auf kommunaler und regionaler Ebene bis zur Verankerung im Regierungsprogramm vier Jahre lang begleitet.

„Eigentlich wollten wir zunächst einen Film zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen machen, es ist aber schwer zu einem Konzept starke Bilder zu finden. Als wir dann hörten, dass der neue Eggesiner Bürgermeister mit seinem Projekt „Arbeit für alle“ startete, glitten wir in das Thema Bürgerarbeit hinein“, erläuterten die Filmemacher auf dem anschließenden Empfang.

Der Bezug zum Konzept des Grundeinkommens besteht weiterhin, spätestens mit dem Satz: „Wie wäre es, wenn die Arbeit, die nützlich ist für andere gleichberechtigt neben voll bezahlter stünde?“ nähert sich der Film wieder der Ausgangsidee. Sinnvolle Arbeit verrichten zu können und anerkannt zu werden, ohne auf Einkommen reduziert zu werden, ist ein Schlüsselgedanke. Doch von diesem Traum der Filmemacher entfernte sich das Projekt Bürgerarbeit, als es auf die Bundesebene gehoben wurde. Heth und Winkler schaffen es durch ihre vom Vorgängerfilm bewährte Erzählstruktur und der Ansprache der eigenen Kinder ein ernstes und in Zukunft wichtiger werdendes Thema optimistisch zu transportieren.

Dazu tragen auch die beobachteten Menschen bei, die sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn sie in einer strukturschwachen Gegend von prekärem Arbeitsverhältnis ins nächste wechseln. Dirk Heth gab einen Einblick in den Aufwand: „Es ist inzwischen die 18. Schnittfassung. Über einen Zeitraum von vier Jahren die Figuren gut zusammenzuhalten und es für den Zuschauer klar zu halten, wer wer ist, ist unheimlich schwierig.“ Diese Hürde nahmen sie auf jeden Fall.

„Der Film stellt die Frage, was ein Mensch wert ist und ob der Mensch tatsächlich für den Markt da sein muss oder der Markt für den Menschen. Er räumt mit dem Mythos auf, dass alle Menschen im ersten Arbeitsmarkt Platz haben, zeigt aber auch, dass jeder Mensch einen Wert für die Gesellschaft hat“, sagte Prof. Johanna Haberer im Namen der Jury. Dieser Wert bemesse sich nicht nur nach dem Einkommen.

Damit schloss sich der Bogen, zu einer anfangs der Verleihung von Claas Danielsen angesprochenen Studie, laut der ein Großteil der Filmemacher nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Dirk Heth und Olaf Winkler antworteten gegenüber L-IZ einmütig: „Die Frage, ob man weiter Filme dreht, obwohl man mittlerweile auch für die Familie sorgen muss, ist immer latent vorhanden.“ Sie würden viele Bekannte kennen, die in ihrem Alter aus diesem Grund aufhörten.

Es wäre schade, würden sie diesem Beispiel folgen. Schließlich regt ihr Film zum Weiterdenken der Thematik an, wie die Gespräche während des anschließenden Empfanges der Stiftung zeigten.

Informationen zur Stiftung Friedliche Revolution:
www.stiftung-fr.de

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