Während Leipzig heftig am 1.000jährigen Jubiläum der Ersterwähnung bastelt, droht ein anderes Jubiläum dabei einfach unterzugehen: der 300. Geburtstag des Dichters Christian Fürchtegott Gellert, geboren am 4. Juli 1715 in Hainichen. Leipzig hat zwar das erneuerte Gellert-Denkmal in der Lenné-Anlage an der Schillerstraße. Doch selbst der Gellertpreis wird anderswo vergeben - in Nordsachsen.

Jüngster Termin dazu war am 6. Dezember. Da traf sich die Fachjury des Kunstpreises wieder im Heide-Spa Bad Düben, um zum einen Rückschau auf die Ergebnisse der Arbeit des Jahres 2012 zu halten und zum anderen einen Blick in das Jahr 2013 zu richten. Das Jahr 2013 wird das Jahr der nunmehr 15. Preisverleihung des im mitteldeutschen Raum begehrten Gellert-Preises sein. Dabei wird mit der Kategorie Musik Gellerts zweite Leidenschaft neben der Literatur thematisiert werden.

Mit der Leipziger Autorin Susan Hastings erhielt in diesem Jahr eine Künstlerin den Gellert-Preis, die mit ihrem Schaffen den Intentionen des großen Deutschen Dichters der Aufklärung Christian Fürchtegott Gellert sehr nahe steht. Sie gewänne die Herzen ihrer Leser und der Besucher ihrer Lesungen, lobte die Fachjury sie bei der Auszeichnung mit dem Gellert-Preis 2012. Ist natürlich Ansichtssache. Beide arbeiteten bzw. arbeiten in völlig verschiedenen literarischen Feldern. Susan Hastings Stärke ist mittlerweile der historische Roman, bei dem sie sich regionale Ereignisse und Persönlichkeiten zum Thema wählt. Ihr jüngstes Buch zur Völkerschlacht ist im Plöttner Verlag erschienen.

Die Mitglieder des Gremiums verständigten sich darauf, dass der Gellert-Preis, nicht zuletzt auch im Hinblick auf den 300. Geburtstag des Dichters im Jahr 2015, im kommenden Jahr mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt werden soll. Dabei kommt es dem Fachgremium vor allem darauf an, junge Menschen für das Werk und die Person zu interessieren. Dazu sollen auch die Preisträger der vergangenen 14 Jahre in die Aktivitäten einbezogen werden.

Gleich zu Beginn des Jahres 2013, am 29. Januar, wird auf Schloss Hartenfels eine Ausstellung mit aktuellen Werken der bisherigen fünf Preisträger der Bildenden Kunst eröffnet. Dabei wird es ein Wiedersehen mit Christine Ebersbach aus Wurzen (1999), Hans-Peter Hund aus Wurzen (2002), Professor Norbert Hornig aus Bad Düben (2005), Karl-Heinz Schmidt aus Gerichshain (2008) und dem aktuellen Preisträger der Bildenden Kunst Volker Pohlenz (2011) geben.Auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Marketing soll sich künftig einiges tun. Dazu will sich die Fachjury ab dem kommenden Jahr regelmäßiger treffen und geeignete Maßnahmen diskutieren.

Vielleicht sollte man Leipzig einfach mit einbeziehen, sonst wird das wieder nichts. Sonst wird es wieder nur eine Feier im kleinen Kreis. Was eigentlich nicht das Problem sein sollte, denn Stifter des Preises sind der Landkreis Nordsachsen und die Sparkasse Leipzig. Die Festveranstaltung zur Preisverleihung 2013 findet am 27. September 2013 im Heide-Spa Bad Düben statt.

Das Grab mit den – aus der Paulinerkirche umgebetteten – Gebeinen der Gellerts liegt übrigens auf dem Leipziger Südfriedhof. Am 7. Dezember gab es dort eine feierliche Patenschaftsübernahme: Der Verein Patronatskirche – Kunst & Kultur Wölkau e. V., welcher sich seit über 15 Jahren um das Erbe Gellerts bemüht, hat an diesem Tag ganz offiziell die Pflegepatenschaft für das Grab übernommen. Kommt man zwar nicht gleich drauf – denn was hat Gellert mit Schönwölkau zu tun? – Doch Gellert war zwischen 1758 und 1766 mehrfach Gast im Barockschloss Wölkau. Er folgte dabei einer Einladung der Familie Vitzthum von Eckstädt. Und die Wölkauer wollen den 300. Geburtstag auf jeden Fall groß feiern. Dazu haben sie Anfang 2012 auch schon Kontakte nach Hainichen aufgenommen, zu Gellerts Geburtsort.

Nach Leipzig kam Gellert das erste Mal 1734 zum Studium der Theologie. Nach einem Interim in Dresden kehrte er 1741 endgültig nach Leipzig zurück, machte hier seinen Baccalaureus und seinen Magister. 1751 wurde er außerordentlicher Professor der Poesie. Goethe schwänzte später seine Jura-Vorlesungen, um bei Gellert lauschen zu können. Gewohnt hat Gellert im Großen Fürstenkolleg, im Hinterhaus am “Schwarzen Brett” in der Ritterstraße. Das war dort, wo heute das “Geschwister-Scholl-Haus” steht. Dort ist er am 13. Dezember 1769 auch gestorben.

Zu seiner Zeit war er so berühmt, dass Friedrich II. von Preußen ihm am 11. Dezember 1760 Audienz gewährte. Praktisch war Gellert der einzige, den der eigensinnige Preußenkönig mit seiner Schwäche fürs Französische als Dichter deutscher Sprache akzeptierte.

Ganz vergessen ist Gellert nicht. Insbesondere seine Fabeln werden als Taschenbuch immer wieder gern aufgelegt.

Verein Patronatskirche – Kunst & Kultur Wölkau e. V.: www.media-kirche.de

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