Die Zeit wird knapp. 2015 feiert Leipzig nicht nur das 1000. Jahr seiner Ersterwähnung. Auch einer seiner berühmtesten Dichter hat Geburtstag: Christian Fürchtegott Gellert, geboren am 4. Juli 1715 in Hainichen, gestorben am 13. Dezember 1769 in Leipzig. Zu seiner Zeit war er so berühmt, dass ihn Preußens König Friedrich II. zu sich zitierte ins Königshaus, wo er ihm Worte sagte, die sich andere nicht trauten: "Geben Sie Frieden, Sire."

Aber irgendwie schien der 300. Geburtstag so völlig an Leipzig vorbeizugehen. Alles starrt auf das 1.000-jährige Jubiläum. Andere Städte hätten, wenn sie denn einen Gellert hätten, längst ein Gellert-Jahr ausgerufen und zu Friedensreden eingeladen ins künftige Paulinum. Nun hat sich endlich auch in Leipzig ein Freundeskreis gegründet. Ganz jung und aktuell am 11. Juni. So jung, dass die künftige Website noch eine Baustelle ist.

Zusammengetan haben sich “einige Gellertverehrer”, wie Olaf Graszt erklärt, “den Geburtstag zum Anlass zu nehmen und Gellert wieder mehr in das Bewusstsein der Leipziger zu rücken. Schließlich hat Gellert in Leipzig die meiste Zeit seines Lebens verbracht, hat hier studiert und als Universitätsprofessor gewirkt.”

Sieben Initiatoren fanden sich am 11. Juni zur Gründung des Freundeskreis Gellert in Leipzig zusammen. Konkrete Projekte wurden besprochen, Möglichkeiten zur Umsetzung ausgelotet und ein organisatorischer Rahmen wurde in die zukünftige Arbeit eingezogen. So will der Freundeskreis zum Beispiel bei der Markierung und Freilegung der Bach-Gellert-Gruft Unterstützung leisten. Johannes Hähle, Christian Jonas und Johannes Schulze bringen hier ihre Erfahrung und Vorkenntnisse aus dem Johanniskirchturm e.V. gewinnbringend ein. Manfred Wurlitzer, Mitglied im Paulinerverein e.V., wird die Rekonstruktion des ersten Gellert-Epitaphs anschieben.Die Bach-Gellert-Gruft befand sich bis zu ihrer Zerstörung in der Johanniskirche. Vorm Abriss des zerstörten Kirchengebäudes wurden die beiden Leipziger “Heiligen” umgelagert – Johann Sebastian Bach fand seine neue Ruhestätte in der Thomaskirche, Gellert wurde (zusammen mit seinem Bruder Friedrich Leberecht) auf dem Südfriedhof beigesetzt. Dort kann man die Grabplatte mit seinem Namen finden. Das Gellert-Epitaph befand sich ebenfalls in der Johanniskirche.

Der Freundeskreis unterstützt außerdem die Initiative zur Anbringung einer Tafel am ehemaligen Wohnhaus Gellerts in der Ritterstraße. Das Haus gehörte zum Komplex der Universität. Gellert hatte eine kleine Wohnung im Hinterhaus des Großen Fürstenkollegiums am so genannten Schwarzen Brett. Das Haus selbst steht nicht mehr. An Stelle des Großen Fürstenkollegiums steht heute das “Geschwister-Scholl-Haus”, Ritterstraße 10 – 14.

Vorbereitet wird auch eine Gellertausstellung im Schillerhaus. Dietmar Schulze, der dortige Mitarbeiter des Stadtgeschichtlichen Museums, wird neben der Ausstellung einen Abend zu Gellert gestalten. Auch das Gellertgrab auf dem Leipziger Südfriedhof soll gemeinsam mit der Stadt Leipzig und dem Amt für Denkmalschutz weiter gestaltet werden. Erste Vorstellungen liegen hier bereits auf dem Tisch.

Die Gellertpreisträgerin 2012 Susan Hastings war spontan zur Mitarbeit im Freundeskreis bereit. Sie sitzt gerade über einer Gellert-Biografie, die 2015 erscheinen soll.

“Mit der Gründung ist nun der erste Schritt vollzogen, jetzt geht es an die Arbeit. Momentan wird die Website erstellt. Dort sind dann alle Aktivitäten nachlesbar. Wer den Freundeskreis unterstützen oder helfen möchte, ist herzlich willkommen”, sagt Olaf Graszt.

Ein erster Kontakt kann unter 034295-81847 erfolgen. An der Website wird derzeit noch gearbeitet: www.freundeskreisgellertleipzig.de

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