Eigentlich hätte am Dienstag, 28. Oktober, der diesjährige Wettbewerb um die "Gaffeeganne" der Lene-Voigt-Gesellschaft stattfinden sollen. Doch kurz vorher lud die Gesellschaft - "aus organisatorischen Gründen" aus und vertröstete auf ein Wiedersehen im Jahr 2015. Die "organisatorischen Gründe" haben natürlich einen Namen: Edelgard Langer. Die rührige Vereinsvorsitzende ist im Juli im Alter von 73 Jahren gestorben.

Seit 2010 hat sie das Amt ausgeübt – und das mit voller Kraft. Schon vorher gehörte sie zu den rührigsten Mitgliedern der Gesellschaft, war viele Jahre auch mit dem Mundart-Kabarett “Fiff’che Gaffeesachsen” unterwegs – und das auch noch in einem Alter, in dem andere Leute kaum noch das Haus verlassen.

Ein Problem mit dem Nachwuchs hat die Lene-Voigt-Gesellschaft schon seit geraumer Weile. Nicht mit dem Nachwuchs an sich – interessierte Mitglieder gibt es genug, die einfach wichtig finden, dass ein Verein sich so engagiert nicht nur um das Lebenswerk der “Leipziger Nachtigall” Lene Voigt kümmert, sondern auch versucht, die sächsische Mundart – in diesem Fall sogar sehr speziell das Leipziger Idiom – am Leben zu erhalten. Mit Mundart-Programmen, die auch immer wieder in den Landkreisen unterwegs sind, oder eben mit den beiden Wettbewerben – dem kleinen für die Kinder, dem Wettstreit um das Gaggaudebbchen, und dem großen im Herbst, der Gaffeeganne, um die sich mutige Vortragende bewerben können. Der wäre jetzt am Dienstag wieder dran gewesen.Doch auch die Lene-Voigt-Gesellschaft leidet unter dem Ausbluten der Förderprogramme, mit denen hauptamtliche Mitarbeiter, die wenigstens einen Teil der organisatorischen Arbeit abwickeln, honoriert werden können. Diese Arbeit hat viele Jahre Gabriele Trillhaase ausgeübt, die dem Verein heute noch ehrenamtlich zur Seite steht. Doch wenn so eine Arbeit in den Feierabendstunden getan werden soll, wird es schwierig. Dieses Lied können mittlerweile fast alle Leipziger Vereine singen. Die Arbeit von Gabriele Trillhaase konnte im Verein immer nur partiell aufgefangen werden – von langjährigen Mitstreitern wie Edelgard Langer, aber auch von all den Nebenberuflichen, die ihre Brötchen in anderen Berufen verdienen mussten.

So hatte der Verein schon seit einiger Zeit Schwierigkeiten, die Arbeitsorganisation auf verschiedene Schultern zu verteilen. Die alte Führungsmannschaft um Vereinsgründer Wolfgang U. Schütte hat längst genug zu tun: Sie steckt seit einigen Jahren tief in der Arbeit an der großen Lene-Voigt-Biografie, die mit jedem neuen Fund in alten Akten und Zeitungen immer umfangreicher wird und deren Erscheinen sich darum auch immer wieder verschob.

Dazu, einen Aufruf zu verfassen, neue Vorstandsmitglieder zu werben, die bereit sind, sich in die emsige Arbeit der Lene-Voigt-Gesellschaft einzubringen, ist Edelgard Langer dann nicht mehr gekommen. Also holen wir das hier nach: Wer mitmachen will in diesem rührigen Verein, der sich so um eine begnadete Dichterin und eine bedrohte Mundart bemüht, findet alle Kontaktdaten hier:

www.lene-voigt-gesellschaft.de

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