"Der Termin wird gehalten", verspricht Zoodirektor Dr. Jörg Junhold. Am 29. April soll die neue Kiwara-Kopje im Zoo Leipzig eröffnen. Die Bauarbeiter liegen im Zeitplan, auch wenn der kalte Aprilbeginn sie noch einmal ausgebremst hat. Aber was tut man nicht alles für Nashörner, Geparden und Husarenaffen.

Auch wenn von der Rasselbande eigentlich erst die Nashörner in Leipzig sind. Und von den dreien auch nur zwei – die Mädchen. Der Bulle ist noch unterwegs und muss arbeiten, kleine Spitzmaulnashörner zeugen in anderen Zoos. Denn das Spitzmaulnashorn ist eine aufs höchste bedrohte Art. Wilderer schießen sie in Afrika jedes Jahr zu Hunderten, weil ein paar Leute glauben, ihr zermahlenes Horn könnte die Potenz steigern. Die Zoos der Welt werden immer mehr zur Arche und verwenden immer mehr Energie auf abgestimmte Zuchtprogramme.

“Deswegen brauchen wir so etwas”, sagt Junhold, nachdem er am Mittwoch, 8. April, die Journalisten schon mal zur Tour über die Baustelle eingeladen hat. Es ist eine von drei Baustellen, die im Jahr 2015 den Zoo Leipzig beherrschen. Eine konnte gleich zum Saisonstart im März freigegeben werden: Das ist die Affeninsel gleich am neu gepflasterten Zoo-Eingang. Die dritte ist die Kongresshalle, die im Mai fertig sein soll und gleich mal Schauplatz zur Festveranstaltung für 1.000 Jahre Ersterwähnung Leipzigs wird.

Vom Holzpfad hoch über dem Gelände kann man hinabschauen in die Kiwara-Kopje. Foto: Ralf Julke
Vom Holzpfad hoch über dem Gelände kann man hinabschauen in die Kiwara-Kopje. Foto: Ralf Julke

Baustelle Nummer 2 ist die Kiwara-Kopje, für die jetzt rund 6.000 Quadratmeter im Herzen des Zoos komplett umgekrempelt wurden. “Eigentlich 8.000”, sagt Junhold, “wenn man den großen Wirtschaftsteil dahinter mitrechnet.” Denn die Tiere, die bis zum 29. April auf der Kiwara-Kopje angesiedelt werden, bekommen ja auch neue Ställe, die die Besucher nicht sehen, weil diese hinter großen grauen Felsmassiven verschwinden. Alles Kunstfelsen, die insbesondere den Kopje-Teil der Kiwara-Savanne dominieren. Denn eigentlich ist ja die Kopje-Landschaft die Fortsetzung der Kiwara-Savanne, wo schon Zebras, Giraffen und Antilopen herumspringen und schreiten und laufen, wenn ihnen mal danach ist, von der Ausichtsplattform gut zu beobachten, aber auch (wenn das Schilf geschnitten ist) vom Zooschaufenster.

Am Mittwoch waren die großen Betonfahrzeuge noch im Gelände. Noch werden im Südteil der Anlage neue Felsen gebaut. “Die halten mindestens 25 Jahre. Davon geh ich aus”, sagt Jörg Junhold. Mit Felsenbauen haben die Firmen, die im Zoo tätig sind, schon Erfahrung. In deutschen Zoos wird die Technik seit ungefähr 1980 angewendet, um nicht nur den Lebensraum der Tiere zu imitieren, sondern sie tatsächlich auch zum Klettern einzuladen. Oder zum Schlafen und Dösen, auch wenn’s mal kalt sein sollte.

Vielleicht sind ja die Klippschliefer, die ein eigenes Domizil beziehen werden, solche Faulpelze. Oder Lebenskünstler. Auch hier zeigt ein Felsen noch sein Innenleben. Na siehe da: Es ist eine Heizmatte. Damit den Burschen, die für gewöhnlich in Afrika und Asien zu Hause sind, nicht kalt wird. Eine gewisse Gemütsruhe aber müssen sie mitbringen, wenn sie aus Dresden, Frankfurt und Rotterdam auf die Reise Richtung Leipzig gehen. Denn nicht nur durch große Glasscheiben zwischen den Felsen wird man sie beobachten können. Es wird auch einen kleinen Pfad geben, auf dem die Menschen durchs Land der Klippschliefer laufen dürfen.

In dieser Felsenlandschaft werden die Klippschliefer ihr Zuhause finden. Foto: Ralf Julke
In dieser Felsenlandschaft werden die Klippschliefer ihr Zuhause finden. Foto: Ralf Julke

Nicht zu viel, betont der Zoodirektor. “Ich denke, an Tagen mit starkem Besucherandrang werden wir das regulieren müssen.”

Gibt ja genug zu sehen. Denn eigentlich betritt man den Besucherpfad, von dem aus man die Kiwara-Kopje betrachten kann, vom kleinen afrikanischen Hüttendorf, dem Kral aus, das hinter der einstigen Bärenburg schon die Besucher anlockt. Noch versperrt ein Bauzaun den Zugang. Aber wenn hier am 29. April das Band durchgeschnippelt wird, gibt es ein neues Exkursions-Erlebnis. Rechterhand kommt man gleich mal auf eine Aussichtsplattform, von der aus man direkt aufs neue Rumtobe-Gelände der Nashörner sieht. Die sind jetzt noch in ihrer alten Hütte am Zooteich zu Hause, üben aber schon mal den Gang in die große Transportkiste, in der sie dann ins neue Gehege wechseln. Oder besser: die neuen Gehege. Denn die drei Nashörner, die es dann sind, werden deutlich mehr Platz zum Herumstromern bekommen – rund 2.000 Quadratmeter. Da kann man dann auch wieder kleine Nashörner machen, wenn einem Bullen danach der Sinn stehen sollte.

Der Zoodirektor jedenfalls hat vorgesorgt: Im Stall hinter den Felsenkulissen sind Einzelbuchten für sieben Spitzmaulnashörner gebaut worden. Eindrucksvolle Teile mit Gittern aus armstarken Rohren, die auch mal die Wucht eines aufgeregten Nashorns aushalten. Jede Bucht einzeln absperrbar. Allein durch Öffnen und Schließen der Schieber können die großen Tiere geleitet werden – entweder ins Außengelände, in ihre eigenen Buchten oder sogar – ganz verschwiegen im Wirtschaftsteil gelegen – in zwei kleinere Gehege, 160 und 200 Quadratmeter groß, in denen sie sich von dem ganzen Rummel da draußen erholen können, wenn sie wollen.

Viel Platz im Stall - bis zu sieben Spitzmaulnashörner können in diesem neuen Stall unterkommen. Foto: Ralf Julke
Viel Platz im Stall – bis zu sieben Spitzmaulnashörner können in diesem neuen Stall unterkommen. Foto: Ralf Julke

Etwa wenn die großen und kleinen Menschen auf der Beobachtungsplattform über dem Wassergraben drängen und um das dort stehende Fernrohr raufen. Man steht zwar quasi direkt über den Dickhäutern (wenn sie mal vorn am Graben sind), aber wer will sie nicht mal von ganz Nahem sehen?

Wer nicht nur auf die Nashörner achtet, sieht rechterhand auch noch ein paar Hyänen. Hier ist eine neue kleine Landschaft für diese Präriebewohner entstanden.

Und wer hier nicht auf seine Kinder aufpasst, hat Pech: Die sind dann weg. Denn der hölzerne Besuchersteg geht schon nach ein paar Schritten über in eine Hängebrücke (für die ganz Mutigen) und in einen Kletterpfad, etwas für echte Klettermaxe. Dr. Jörg Junhold hat’s am Mittwoch extra mal vorgemacht. Auch wenn die Klettertour in ein Beinahe-Baumhaus noch nicht ganz fertig ist. Die Tischler arbeiten noch dran und schwärmen vom verwendeten Material: Robinienholz aus heimischer Flur. Zum Glück kann hier auf Tropenholz verzichtet werden. Robinienholz muss auch nicht extra imprägniert werden und hält auch der Witterung stand. Eine wichtige Voraussetzung in einem Zoo, in dem neben künstlichen Felsen vor allem Holz dominiert. “Wie in Afrika”, sagt der Zoodirektor.

Weiter geht’s auf Afrikas Pfaden gleich an dieser Stelle.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar