Francis D.D. String war der Frontier von Re.Vision, gründete davor King Kreole und war in Leipzig ein Gitarren-Guru. Mittlerweile lebt er etwas entspannter in Dresden und hat eine neue CD im Köcher. Tanner fragte nach.

Hallo Francis. Schön, Dich hier zu treffen. Ich hörte von einer neuen CD. Ist da was dran? Und mit wem und wo und so entstand das gute Stück denn, falls es schon da ist? Erzähl mal bitte ein bisschen.

Fertig ist das gute Stück noch nicht. Phase Drei der ganzen Sache läuft, so würde ich das mal bezeichnen. Als ich vor ca. anderthalb Jahren mit dem Schreiben begonnen hab, dachte ich noch nicht an eine CD. Ich brauchte einfach neues Material, das ich live spielen konnte. Ich wollte nicht ständig auf dem alten Kram rumreiten und hatte davor lange nix Eigenes mehr zustande gebracht. Schreibblockade nennt man das wohl und das hat mich gewurmt. Ich hatte das Gefühl, mit dem Haushoferzeug mein Pulver verschossen zu haben. Nach einigen Änderungen in meinem Leben und in meinem musikalischen Umfeld ging das dann langsam wieder, heute sogar sehr flott. Es ist wunderbar zu merken, dass man das alles nicht verlernt hat.

Also primär entstanden die ganzen Songs, um sie live zu spielen und dort müssen sie sich beweisen, ihre Nagelprobe bestehen. Der Ruf nach einer neuen CD wurde bei den Konzerten dann immer lauter, so dass ich mich entschloss, das Projekt anzugehen. Ich mache das aber sehr überlegt und ruhig, setze mich nicht unter Druck, denn ich möchte, dass alle Beteiligten damit zufrieden sind. Wenn alles so läuft, wie ich mir das wünsche, könnte in diesem Jahr alles im Kasten sein und Du wirst davon sofort erfahren.

Du warst ja Leipziger Rock and Roll Urgestein, hast damals King Kreole gegründet und Dich landauf landab betan. Dann kam Folk und Lied. Seit einer Weile bist Du in einer anderen Stadt zu Hause. Welche ist dies denn und wie muss man sich Dein Leben dort vorstellen? Wald, Katzen, Frau und kleines Häuschen oder Abrissbude in der Neustadt?

Hihi, das Häuschen im Wald wäre toll! Aber zumindest hat’s ja mit Frau und Katze geklappt! Spaß bei Seite, mein Leben ist nicht anders als das anderer Menschen, denke ich jetzt mal. Bei mir gibt’s dieselben Höhen und Tiefen, dieselben täglichen Kämpfe, alles was man eben so kennt. Nur meine Arbeitszeiten verschieben sich nach hinten, und dass man eine Menge Idealismus braucht, um die Dinge am Laufen zu halten.

Ich lebe auch nicht in einem sogenannten Szeneviertel, sondern vergleichsweise ruhig und bescheiden mit Katz und Kegel an der Weißeritz in Dresdens Süden. Ich muss nicht jeden Tag mit der oberflächlichen Spaßgesellschaft konfrontiert werden, daher liebe ich es, mich zurückziehen zu können und mich mit den Dingen beschäftigen zu können, die wichtig sind. Dresden ist, was das betrifft, relativ ideal, weil man sich dem ganzen Trubel gut entziehen kann und vor allem machen die Menschen hier nicht so’n Wind um sich selbst.

Klar, es gibt den Pegidamüll, aber die wenigsten Dresdener haben damit was am Hut und ich bekomme davon kaum was mit. Mit Leipzig bleibe ich wohl auf ewig verbunden und bin auch einigen Leuten dort sehr dankbar, aber ob ich die Stadt vermisse …? Schwierige Frage! Lustig für mich ist, dass ich zum Teil immer noch als Leipziger bezeichnet werde, obwohl ich ja absolut kein Sachse geschweige denn Leipziger bin! (Geboren wurde Francis in Brandenburg – Anm. der Red.)

Du tourst ja auch hin und wieder mit unserem Freund Andreas Hähle auf erotischen Wegen. Womit kann der interessierte Booker Dich denn noch in seinen Laden bekommen?

Oh ja, relativ häufig sogar und es macht enormen Spaß, weil jede Show immer ein wenig anders ist. Wir nennen das Ganze “Unsere persönliche Never Ending Tour”. Wichtig an der Stelle sei noch zu erwähnen, dass Andreas nicht nur ein guter Freund und ein großartiger Vorleser ist, sondern in erster Linie ein fantastischer Texter! Er hat beispielsweise gut die Hälfte der Texte für meine neuen Songs geschrieben und schreibt auch für unzählige andere Künstler! Toller Kerl!

Wie man jetzt schon vermutet, liegt mein Hauptaugenmerk in der Arbeit mit Andreas und der Live- Darbietung meines neuen Programms “Nie Zurück”. Klar gibt es auch noch ältere Sachen und wenn mich jemand ausdrücklich und hartnäckig darum bittet, mach ich auch noch den Dylan. Mein Interesse an diversem Coverzeug ist aber verhältnismäßig gering, warum ich auch großes Verlangen danach habe, dass mich der geneigte Booker mit meinem eigenen Material bucht.

Am “Nie Zurück”- Programm wird von mir ständig gewerkelt. Da kommen z.B. neue Songs hinzu und im Moment arbeite ich daran, meine Band zu komplettieren, was langsam Gestalt annimmt. Denn das ganze soll natürlich bleiben was es ist, Rock’n Roll!

Zwischenmang warst Du ja auch mit einer Bob-Dylan-Coverband on the road. Geht’s da weiter?

Ich vermute zu wissen, worauf Du hinaus willst! Ich denke, Du möchtest wissen, ob es noch eine Chance für REVISION gibt? Ich sage es mal nett! Das Klima ist frostig und die Fronten sind verhärtet. Ich persönlich habe auch keine Lust mehr mit einigen Leuten zu arbeiten, was sicher auf Gegenseitigkeit beruht. Da wurde zu viel Öl ins Feuer gegossen, da wurde und wird so viel Unsinn erzählt, was ich nicht einfach vergessen und beiseite wischen kann. Da ging zu viel unter die Gürtellinie.

Anfangs war das für mich als Pause gedacht, aber es ist ein definitives Ende und ich denke auch nicht über einen Neuanfang nach! Denn, das wäre in etwa so, als würde man mit seiner Ex schlafen. Man muss einfach akzeptieren, dass Alles auch ein Ende hat, so ist das Leben! Ich konnte so nicht mehr weitermachen und meine Entscheidung, so unverständlich und hart sie für meine Ex-Kollegen auch war, war die richtige Entscheidung, aus künstlerischer und kreativer Sicht auf jeden Fall. Wie sagt ein altes Sprichwort? Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne! In meinem Falle sogar mehrere tolle Anfänge! REVISION Ruhe In Frieden!

“Ich sauf mich tot!” ist ja einer Deiner derzeitigen Smashhits. In der Vormod erzählst Du da gern kleine Schmankerl. Was hat es mit dem Lied auf sich? Komm schon, jetzt kannst Du es ja rauslassen …

Der Song ist ein witzloser Witz! Und es ist schon komisch, dass ich immer wieder auf ihn angesprochen werde, obwohl die neuen Sachen alle was haben. Also in dem Song geht’s nicht wirklich vordergründig darum sich tot zu saufen, sondern er symbolisiert die Sehnsucht nach Ruhe, Geborgenheit, ja Liebe. Offensichtlich bekommt der Typ, um den es da geht, nichts von alle dem! Er scheint in einer Situation zu stecken, die wir alle kennen. Er fühlt sich einsam und reagiert trotzig.

Das richtig Schöne an diesem Song sind die kleinen Geschichten um ihn herum, die Du angesprochen hast. Da gab es wirklich mal die Situation, dass ein paar Leute dachten, ich habe in der Realität vor, mich tot zu saufen und es entbrannte im Internet eine ziemlich heftige Diskussion, die ich im Nachhinein sehr belustigend finde, weil es ja darum eigentlich gar nicht geht. Egal, aber meine Bandkollegen fingen an dieser Stelle sofort an, eigene Geschichten und Anekdoten um diesen Song zu weben, die intern für ordentlich Vergnügen sorgten. So z. B. der Spruch über die Wirkung des Alkohols. Wir haben mit diesem Song schon unseren Spaß, obwohl er ja an sich nicht spaßig ist.

Eine andere Anekdote ist, dass mir die Melodie dazu auf einem Friedhof eingefallen ist, als ich mir uralte Gräber anschaute. Das klingt zwar sehr skurril, aber ich kann darüber wunderbar lachen.

Für mich steckt in “Ich sauf mich tot” unglaublich viel absurde Ironie. Ich meine, wer glaubt denn allen Ernstes daran, dass Mittelerde existiert? Warum sollte ich also vorhaben mich tot zu saufen? Liegt es an diesem unsinnigen Sex, Drugs & Rock’n Roll- Klischee?

Also Leute, glaubt nicht jeden Mist den euch die Musiker auftischen! Wir leben einfach davon, unsere Fantasie und unsere Kreativität spielen zu lassen und im Vergleich zu dem Typen im Song geht’s mir fantastisch!

Abschließend etwas fürs Gemüt. Wen aus Leipzig möchtest Du noch grüßen, so in freundlich?

Das könnte eine lange Liste werden, deshalb mache ich’s kurz. An erster Stelle natürlich meinen Sohn Jacques nebst Lilly und Tina, Gerhard und Gabi Smole, das Mühlstraßen-Team, die Helheimer, ach alle, die mich kennen und vor allem kennen wollen. Und natürlich Dich, Volly und grüß mir Deine kleine Familie!

Danke Francis!

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