Bevor Tanner Vater war, war er ein Herumtreiber. Er tourte sich 15 Jahre mit Büchern den Hintern und die Magenschleimhäute wund und traf auf so manche Legenden. Zu einigen von ihnen hat er sogar freundschaftliche Beziehungen aufgebaut, so zum Trommler der Band Verbrannte Erde, dem Jeans - der jetzt bei der noch größeren Legende Fliehende Stürme die Felle bearbeitet und nächste Woche in Leipzig einreitet. Da legt sich ein düsterer Schleier über die Stadt, versprochen. Tanner fragte den Jeans für seine Leserschaften einfach mal wieder aus.

Hallo Jeans – Du kommst mit meinen Jugendhelden Fliehende Stürme nach Leipzig in den wahrhaften Independentclub E35 (Freitag, 12. Juni). Seit wann rührst Du denn bei den Düsterpunks die Trommel? Und wie kam es, dass Du jetzt da sitzt, wo Du sitzt?

Hey Volly, ja, wir freuen uns auch schon auf diesen Termin. Muss erst einmal kurz überlegen, aber ich bin nun auch schon tatsächlich seit sechs Jahren bei den Stürmen dabei. Ach, das kam ganz unspektakulär und die Punkszene ist ja eh sehr inzestuös. Ich kannte Andreas auch schon länger durch gemeinsame Konzerte mit meiner anderen Band Verbrannte Erde. Und dort spielt ja auch der Eddie mit, der wiederum unter Anderem die Fliehende Stürme Platten rausbringt. Na und so erfuhr ich eben, dass die gerade keinen Schlagzeuger, jedoch bevorstehende Konzerte hatten und der Rest ist Geschichte.

Wir sind vor Jahren gemeinsam oft auf Tour gewesen, die Band d. h., ich und Du mit Deiner damaligen Kapelle Verbrannte Erde. Was ist denn aus der Erde geworden? Ich hör ja gar nichts mehr. Klär doch das Volk bitte mal auf.

Oh, an die Touren denk ich gerne zurück. Vor allem an die verdutzten Punker, die recht lange brauchten um zu kapieren, dass Volly Tanner keine Crustband ist und man eher schwer zu einer Lesung Pogo tanzen kann. Verbrannte Erde hält gerade Winterschlaf, wir leben ja mittlerweile auch ein bisschen verstreut voneinander und sehen uns auch nicht mehr so häufig. Dieses Jahr soll aber tatsächlich noch unsere Live-Split-LP mit Serene Fall erscheinen. Da fällt mir gerade ein, dass hab ich bei unserem letzten Interview auch schon versprochen, hi hi.

Die Stürme gibt es seit 1983, davor war CHAOS Z in derselben Besetzung nur mit leicht anderem Musikstil, 2008 ging Andreas Münch vom Schlagzeug weg und Du bekamst die Schießbude unter Deine Fuchtel, die Band lieferte Evergreens noch und nöcher im Bereich Depri-Punk. Alles schon Legende. Wie fühlt sich’s an, so jung mit Legenden zu spielen und dadurch ja auch selbst Legende zu werden?

Also, wie es sich anfühlt eine Legende zu sein, sag ich dir wenn es soweit ist. Aber klar, hätte mir jemand vor 20 Jahren gesagt, dass ich mal bei einer meiner Lieblingsbands trommeln werde, hätte ich wohl nur müde gelächelt. Was aber echt witzig ist, seit ich mich erinnern kann, war ich immer der Jüngste in der Runde. Und jetzt mit Mitte Dreißig ist das immer noch so. Bin gespannt, wie das in 20 Jahren aussieht. Und was auch cool ist, wenn man in einer ‘legendären Punkband’ spielt, man trifft ab und zu andere Legenden.

2011 kam das letzte reguläre Album der Stürme “Warten auf Raketen”. “Ziellose Wege” ist ja eher eine Zweitverwertung alter Stücke. Wo sind die neuen dunklen Hymnen? Macht das Majorlabel denn überhaupt keinen Druck? Oder bin ich völlig falsch informiert?

Hmm, ganz schwierig. Also, wir haben tatsächlich vor cirka zwei Jahren mit dem Aufnehmen von neuen Songs begonnen. Dann kam allerdings bei Andreas, der ja bekanntlich Songschreiber, Gitarrist, Sänger und Punklegende in Personalunion ist, leider ein neuer und recht zeitintensiver Job dazwischen und alles ist etwas ins Stocken geraden. Und dann ist ja auch noch der eine oder andere Samplertrack zwischendurch erschienen. Aber wir wissen natürlich, dass es so langsam tatsächlich Zeit für ein neues Album wird. Soll ja aber auch schön werden…

Du bist ja Berufsschlagzeuger. Wie geht es Deinen Ohren? Was tust Du für Deine Gesundheit? Alkohol ist ja bestimmt auch ein Thema.

Ich achte tatsächlich seit ein paar Jahren auf meine Ohren und bin voll empfindlich geworden, was große Lautstärken angeht. Ich hab mittlerweile ja auch ein kleines Studio, was eigentlich ganz gut läuft und da sollte man schon noch halbwegs gut hören können. Ansonsten tu ich eigentlich gar nix für meine Gesundheit und ernähre mich auch fast nur von Pizza und Bier. Ich bin allerdings viel mit dem Rad unterwegs, aber das vor allem, weil ich es in der Stadt für das cleverste Verkehrsmittel halte. Na, schaden wird das ja aber auch nicht.

Danke Jeans – und wir sehen uns auf jeden Fall beim Konzert der Fliehenden Stürme am 12. Juni im E35 in der Wittenberger Straße 60-62.

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