Das Gewandhausorchester steht vor einem Umbruch. Kapellmeister Riccardo Chailly wird den renommierten Klangkörper im Juni verlassen. Nachfolger Andris Nelsons kann den Job erst zur Saison 2017/18 antreten. Das Programm der 236. Gewandhaussaison lässt bereits die neue inhaltliche Ausrichtung des Orchesters erahnen.

Mit der Verpflichtung von Andris Nelsons hatte das Gewandhaus im September 2015 auch eine enge Partnerschaft mit dem Boston Symphony Orchestra verkündet, bei dem Nelsons seit 2014 als Chefdirigent unter Vertrag steht. In Leipzig wird der designierte Kapellmeister in der kommenden Spielzeit 12 Dirigate wahrnehmen. Dabei wird er unter anderem bei der Aufführung der 9. Beethoven-Sinfonie zum Jahreswechsel am Pult stehen. Hinzu kommen drei Tourneekonzerte, die Nelsons im Mai und Juni 2017 in Wien und Dortmund leiten wird.

Die Gewandhaussaison beginnt 2016 mit einer Gastspielreise. Im August spielt das Orchester Konzerte in Edinburgh, London, Rotterdam, Salzburg und Luzern. Aus Anlass des 100-jährigen Tourneejubiläums kommt das Programm des ersten Gastspiels von vor 100 Jahren erneut zur Aufführung. Die Partnerschaft mit dem Boston Symphony Orchestra trägt erste Früchte: Im Juni 2017 wird Andris Nelsons die Erstaufführung des Auftragswerks „Ascending Lights“ des Komponisten Michael Gandolfi dirigieren.

Gewandhausdirektor Andreas Schulz. Foto: Alexander Böhm
Gewandhausdirektor Andreas Schulz. Foto: Alexander Böhm

Als besonderen Erfolg verbuchte Gewandhausdirektor Andreas Schulz bei der Spielplan-Pressekonferenz die Ausrichtung der International Classical Music Awards (ICMA). Im Gegensatz zu Auszeichnungen, die sich primär an den Verkaufserlösen orientierten, werden die Preisträger von einer 16-köpfigen Jury gekürt, die ausschließlich aus Fachjournalisten besteht. Das Gewandhausorchester spielt unter der Leitung von Francesco Angelico. Solisten sind einige der Preisträger des Jahres 2017.

Programmchefin Sonja Epping freute sich derweil, in der kommenden Spielzeit eine „Starriege an Pianisten“ begrüßen zu dürfen. Unter den eingeladenen Solisten befinden sich internationale Bekanntheiten wie Lang Lang und Yefim Brofmann oder die Violinistin Anne-Sophie Mutter. Die Dirigenten Franz Welser-Möst, Thomas Hengelbrock, Olari Elts und John Storgårds geben ihren Einstand am Gewandhauspult.

Konzertbüroleiterin Sonja Epping. Foto: Alexander Böhm
Konzertbüroleiterin Sonja Epping. Foto: Alexander Böhm

In der abgelaufenen Saison konnte das Gewandhaus auf 722 ausgerichtete Veranstaltungen zurückblicken. „Das Gewandhaus ist eine höchst lebendige Spielfläche“, resümierte Verwaltungsdirektor Gereon Röckrath. Über die Veranstaltungen hinweg, werden Auslastungsraten von 71,1 Prozent im Allgemeinen und 95 Prozent bei Großen Concerten erreicht.

Auch die Auftritte außerhalb von Leipzig tragen sich eigenständig. „Die Gastspiele sind ausgiebig finanziert“, so die Röckrath. Nur kleine Beträge müssten durch Sponsoring abgedeckt werden. „Keine Steuergelder der Leipziger Bürger sind in die Musikmetropolen geflossen“, gab der Verwaltungsdirektor explizit Entwarnung und verwies auf eine Eigenfinanzierungsrate von über 53 Prozent. Die konkrete Verwendung des erwirtschafteten Gewinns aus dem Geschäftsjahr 2015 (741.000 Euro) sei noch offen, da letztendlich der Stadtrat über diese Geldmittel entscheiden müsse.

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