Am Ende wird es wohl so etwas wie eine Landkarte der Musik, die da entsteht, wenn der Verein „Straße der Musik“ alle Häuser und Orte in Mitteldeutschland einsammelt, die mit berühmten Komponisten und Musikern in Zusammenhang gebracht werden. Die Kirche Panitzsch zum Beispiel, die am Sonnabend, 25. Juni, mit einer offiziellen Feier zur 22. Station auf der Straße der Musik wird.

Der Verein „Straße der Musik“ hat sich in Halle gegründet und sammelt seit 2009 Stationen für die fiktive Straße ein. Was für einen Umfang das Projekt annehmen könnte, wenn es tatsächlich einmal alles umfasst, macht eine Zahl deutlich: Es wurden bereits 1.550 Komponisten an mehr als 400 Orten sowie zahlreiche Instrumentenbauer recherchiert.

Eine Straße mit 2.000 Stationen? 662 davon übrigens allein in Leipzig. Da ist Borsdorf, zu dem der Ortsteil Panitzsch gehört, noch gar nicht mitgezählt.

Der Verein „Straße der Musik“ wurde am 4. November 2009 in Halle (Saale) gegründet. Initiator und Vorsitzender ist der Musiker und Kulturmarketingexperte Daniel Schad. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, zur Entdeckung und weltweiten Verbreitung des musikkulturellen Erbes in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen einen wesentlichen Beitrag zu leisten.

Wenn ein Musikort beschließt, Station auf dieser musikalischen Straße zu werden, finanziert man in der Regel eine Tafel für 80 Euro, die vor Ort angebracht wird und darauf hinweist, was hier konkret gewürdigt werden soll.

In der Begründung für die Aufnahme der Kirche Panitzsch als Station auf der „Straße der Musik“ heißt es:

„Gewürdigt werden im Besonderen:
das langjährige engagierte Musikleben in der Kirche Panitzsch
die historische Orgel des Torgauer Orgelbaumeisters Johann Christian Friedrich Flemming aus dem Jahre 1786
die historischen Glocken aus den Jahren 1459 und 1756
Ottmar Gerster (* 29. Juni 1897 in Braunfels, Hessen; † 31. August 1969 in Borsdorf) war ein deutscher Komponist, Bratschist und Dirigent.“

Ottmar Gerster, nach dem heute die Musikschule des Landkreises Leipzig benannt ist, kam 1951 nach Leipzig, wo er bis 1962 an der Hochschule für Musik wirkte. Gewohnt hat er in Borsdorf, womit die Würdigung an der Kirche Panitzsch sinnvoll wird – auch weil er, wie Wikipedia so hübsch bemerkt „häufig Kirchentonarten verwendete“. Eine Leipziger Sinfonie hat er 1964 übrigens auch geschrieben. Begraben liegt er auf dem Leipziger Südfriedhof.

Erste Leipziger Station auf der „Straße der Musik“ war übrigens das Mendelssohnhaus (Nr. 4 auf der Route), gefolgt vom Richard-Wagner-Verband, der sich mit seiner Geschäftsstelle am Richard-Wagner-Platz eintragen ließ (Nr. 6) und der Grieg-Gedenkstätte in der Talstraße 10 (Nr. 17). Aber es sind auch schon andere Berühmtheiten vertreten wie das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels oder das Carl-Maria-von-Weber-Museum in Dresden.

Die Kirche Panitzsch wird am Sonnabend, 25. Juni, als 22. offizielle Station in die Straße der Musik aufgenommen. Im Rahmen des Musikfestes „Unerhörtes Mitteldeutschland“, veranstaltet vom Straße der Musik e.V., wird um 16:15 Uhr zunächst die Logotafel „Straße der Musik“ an der Kirche angebracht. Der Posaunenchor der St. Moritz-Kirchgemeinde Taucha unter Leitung von Johannes Kronfeld umrahmt diesen Festakt musikalisch.

Im Anschluss, 17 Uhr, wird unter dem Motto „Unerhörte Cembali“ zum Konzert in die Kirche eingeladen. Alexander und Alexandra Grychtolik (Cembalo und Orgel) spielen Werke von J. S. und C. Ph. E. Bach, Froberger, Weckmann und Grychtolik. Karten zu 15 Euro, ermäßigt 12 Euro, gibt es unter der Telefonnummer 0345/5174170, im Internet unter www.unerhoertes-mitteldeutschland.de und an der Abendkasse.

Der Einzige, von dem man am Sonnabend freilich nichts hören wird, ist Ottmar Gerster.

Das Programm:

Johann Sebastian Bach (1685-1750): Aria aus: Goldberg-Variationen BWV 988; 14 Canons über die ersten acht Fundamentalnoten der Aria aus: Goldberg-Variationen BWV 1087; Aria aus: Goldberg-Variationen

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788): Vier Duette für Cembalo, Wq 115; Allegro – un poco Adagio – un poco Adagio – Allegro; Sonate d-moll aus: Clavier-Sonaten für Kenner und Liebhaber, Band 3 (1781) Allegro moderato – Cantabile e mesto – Allegro

Alexander Grychtolik (*1980): Improvisation einer Fantasie und Fuge

Matthias Weckmann (um 1616-1674): Partita in e; Allemande – Courante – Sarabande – Gigue

Johann Jakob Froberger (1616-1667): Lamentation in F, FbWV 633

Aleksandra Grychtolik (*1974) / Alexander Grychtolik: Concerto-Improvisation: Ein Treffen zwischen Johann Sebastian und Carl Philipp

Michael Praetorius (um 1571-1621): Hymnus Christus wir sollen loben schon (Orgel)

Alexander Ferdinand Grychtolik: Improvisation in der Art Johann Sebastian Bachs (Orgel); (Allegro) – Molto Adagio – (Allegro assai)

In eigener Sache

Jetzt bis 8. Juli für 49,50 Euro im Jahr die L-IZ.de & die LEIPZIGER ZEITUNG zusammen abonnieren, Prämien, wie zB. T-Shirts von den „Hooligans Gegen Satzbau“, Schwarwels neues Karikaturenbuch & den Film „Leipzig von oben“ oder den Krimi „Trauma“ aus dem fhl Verlag abstauben. Einige Argumente, um Unterstützer von lokalem Journalismus zu werden, gibt es hier.

Überzeugt? Dann hier lang zu einem Abo …

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar