Die Weltstars geben sich im Gewandhaus seit dieser Woche die Klinke in die Hand. Am Dienstag gab Bariton Christian Gerhaher einen Liederabend. Die Großen Concerte diese Woche werden von Daniele Gatti gestaltet. Und in den kommenden Konzertwochen dürfen sich die Leipziger auf Dirigate von Louis Langrée und Alan Gilbert freuen.

Das Publikumsinteresse an den Schwergewichten der Klassikwelt hielt sich bisher erstaunlicherweise in Grenzen. Der Gerhaher-Abend war nur mäßig besucht. Und beim Großen Concert mit Daniele Gatti, seines Zeichens amtierender Chefdirigent des Amsteradmer Concertgebouw Orchestra, einem der besten Klangkörper der Musikwelt, klafften auffällig große Lücken in den Zuschauerrängen.

Manchen Klassikfans steckten womöglich noch die aufregenden Mendelssohn-Festtage und die Nussknacker-Premiere des Leipziger Balletts in den Knochen. Vielleicht war aber auch das schmale Programm schuld. Gatti dirigierte nämlich zwei Sinfonien, dafür kein Instrumentalkonzert. Demzufolge kam der Abend ohne international renommierten Solisten aus.

Gelohnt hat sich der Konzertbesuch trotzdem. Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“, die dem Komponisten für seine spätere Oper gleichen Namens diente, strotzt nur so an Farbenreichtum. Unter Gattis Leitung prallte im ersten Satz kräftiges Blech auf einen feinsinnigen Streicherteppich.

Daniele Gatti verzückt mit Hindemith. Foto: Alexander Böhm
Daniele Gatti gibt diese Woche sein Gewandhaus-Debüt. Foto: Alexander Böhm

Ob im schleppenden zweiten oder dem klangmächtigen dritten Satz: Der italienische Maestro, ein Mann vieler kleiner Gesten, strahlte zu jeder Zeit Sicherheit und Stabilität aus. Unterm Strich spulte das Orchester den modernen Klassiker sauber herunter. Die Zuhörer beklatschten die Musiker anständig und genossen sodann den Pausensekt.

Im zweiten Konzertteil stand Brahms’ Erste auf dem Programm. Ein durch und durch chorisches Werk in später Beethoven’scher Tradition, dem allerdings der Chor abhanden gekommen zu sein scheint. Unter Gatti lässt das Gewandhausorchester ab dem ersten Takt die finstere Tragik des Werks erkennen. Die warmen Melodien der Streicher und Holzbläser durchfließen den Großen Saal. Gatti bietet dem Publikum eine Dreiviertelstunde lang Brahms zum Genießen. Geradezu majestätisch dürfen die Streicher im Schlusssatz schließlich das bekannte Thema aus Beethovens Neunter zitieren. Kaum ist der letzte Ton verstummt, brandet tosender Beifall auf.

Gewandhausorchester
Großes Concert mit Werken von Hindemith & Brahms
Daniele Gatti

Das Konzert wird am 30. September (20 Uhr) und 2. Oktober (11 Uhr) wiederholt.

In eigener Sache – Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

Leser fragen, wir antworten: Was kostet die Herausgabe der L-IZ.de? Warum 1.500 Abos?

 

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar