Das Lofft ist am Freitag in die Spielzeit 2015/16 gestartet. Die Performancegruppen "Mobile Albania" und Pneuma Szöv zeigten die neueste Arbeit innerhalb ihres Langzeitprojekts 20-Forint-Operette. "Paplament" ist ein klamaukhafter Abend, in dem die Künstler über grundlegende Fragen menschlicher Existenz philosophieren.

Was zeichnet Kommunikation aus? Bleiben wir? Oder gehen wir besser weg? Was ist Gemeinschaft? Die Pap-Familie gründete sich 2013 in Leipzig. Die Künstler wanderten zeitweilig aus Gießen und Budapest aus, um sich auf dem Lindenauer Markt mit temporär verfügbaren Wahlpappen eine Jurte zu errichten. Ein Jahr später bezog die Pap-Familie in ihrer Jurte vor dem Jobcenter Quartier.

Im überdachten, klimatisierten Lofft verzichten die Künstler auf die Errichtung einer Behausung. Die Wahlpappen sind geblieben. Künstlerisch bearbeitete Plakate zieren die Wände des offenen Bühnenraums. Noch im Foyer sammelt eine Mitspielerin die Handynummern der Zuschauer ein. Die mobilen Telefone seien bitte anzulassen und nicht stumm zu schalten. Im Saal wird das Publikum Zeuge einer TV-Übertragung. Mittels Pappkamera berichten zwei Reporterinnen vom Einfall der Pap-Familie ins Lofft.

Die Bühnenfläche gleicht dem organisierten Chaos. An zahllosen roten Fäden baumeln Gegenstände von der Decke herab. Pflastersteine, ein Wegweiser, eine Waage und eine Kaffeemühle. Die Mühle wird, in animierter Form, sich drehend auch auf die Technikbrücke projiziert.

Eineinhalb Stunden lang führen sechs Akteure das Publikum in die Welt der Pap-Familie ein. Das Publikum bezeugt krude Rituale. Die Spieler führen durch die geöffnete Saaltür von Leipzig aus ein Ferngespräch nach Polen und schalten mittels Skype zu einem Familienmitglied nach Budapest. Die junge Frau habe wegen des gesperrten Hauptbahnhofs leider nicht anreisen können.

Die Spieler zersägen mit dem elektrischen Fleischmesser ein Wahlplakat mit dem Konterfei der Linken-Politikerin Cornelia Falken. “Hack sie ab, hack sie ab”, singen die Paps im Chor. Die AfD verspricht “Sichere Kriminalität” und eine Bundestagsabgeordnete heißt an diesem Abend zumindest auf ihrem Wahlplakat “Bettina Hunia”. “Wir haben uns hier versammelt, um über die Zukunft der Pap-Familie zu entscheiden. Bleiben wir oder gehen wir weiter?”, stellt Roland Pap (Roland Siegwald) die Schlüsselfrage des Abends. Die Zuschauer dürfen mittels ihrer Mobiltelefone voten.

Der gehobene Bühnenklamauk bleibt etwas handlungsarm. Die Haltungen der Kunstfiguren zueinander und zum Publikum stehen getreu dem postdramatischem Theater über der Fabel. Wenngleich die theatralen Bilder durchweg um dieselben Fragen zirkulieren, sich der Abend kaum vom Fleck zu bewegen scheint und keine der Figuren eine Entwicklung durchläuft, fühlt sich der Zuschauer in Anbetracht der dauerpräsenten Situationskomik prächtig unterhalten. Wer wissen möchte, was es mit “Rent a Mig” und “Selfempowderment” auf sich hat, sollte den Weg ins Lofft nicht scheuen.

Lofft
Paplament

Weitere Termine: 6. September, 16./17./18. Oktober

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