Ein Musical vom Broadway in der Musikalischen Komödie? Klingt fast zu schön um wahr zu sein. Seit Samstag ist im Haus Dreilinden mit „LoveMusik“ eine Produktion zu sehen, die 2007 in dem berühmten New Yorker Theaterviertel ihre Premiere feierte – und nach drei Monaten wieder abgesetzt wurde. L-IZ.de hat sich die mit Spannung erwartete Neuproduktion angesehen.

Was mag Cusch Jung geritten haben, werden sich eingefleischte MuKo-Fans denken, dieses Stück auf den Spielplan zu setzen? Womöglich war die geografische Nähe zu Kurt Weills Geburtsstadt Dessau schuld. Eine gute Autostunde von Leipzig entfernt, erblickte der berühmte Komponist am 2. März 1900 das Licht der Welt. „LoveMuik“ würde wunderbar in das Programm des Kurt-Weill-Festes passen, mit dem Dessau alljährlich den berühmtesten Sohn der Stadt ehrt.

Librettist Alfred Uhry erzählt szenisch die wichtigsten Stationen in Weills Leben nach. Im Mittelpunkt steht die Liebesbeziehung des jüdischen Komponisten zu seiner katholischen Ehefrau Lotte Lenya. Seine Beziehung zu Bertolt Brecht, mit dem Weill vor der Nazi-Herrschaft seine bekanntesten Bühnenwerke, die „Dreigroschenoper“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, realisierte. Und natürlich Weills Musik. Der anspruchsvolle Reigen an Kunstliedern, die sich als roter Faden durch das Stück erstrecken, könnte allemal das Programm einer Kurt-Weill-Gala bilden. Neben bekannten Hits wie „Die Moritat von Mackie Messer“, der „Alabama-Song“ und die „Seeräuber-Jenny“ griffen die Macher um Uhry auf weniger bekannte Kunstlieder zurück.

LoveMusik thematisiert die Liebesbeziehung zwischen Kurt Weill (Hans-Georg Pachmann) und Lotte Lenya (Anna Preckeler). Foto: Tom Schulze
LoveMusik thematisiert die Liebesbeziehung zwischen Kurt Weill (Hans-Georg Pachmann) und Lotte Lenya (Anna Preckeler). Foto: Tom Schulze

Cusch Jung gelingt es leider nicht, den gehaltvollen Stoff kurzweilig zu inszenieren. Dies liegt zum einen an den hölzernen Dialogen der deutschen Textfassung. Der Chefregisseur bleibt diesmal allerdings auch inszenatorisch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Ein Beispiel: Mittels Projektionen deutet Jung auf drei weißen Wänden im Hintergrund die vielen Orts- und Szenenwechsel an. Der visuelle Kniff, der die beschränkten technischen Möglichkeiten der MuKo-Bühne kompensieren soll, verleitet ihn dazu, Szenen schematisch wiederholen zu lassen. Sieht man einmal von der Eifelturmprojektion im Hintergrund ab, kommt einem die Pariser Bettszene am Ende des ersten Akts auffällig bekannt vor.

Zudem weist die sprachliche Adaption mangelnde Stringenz auf. Manche der englischsprachigen Songs sind eingedeutscht, andere wiederum nicht. Puristen wissen nicht, ob sie ob der deutschen Fassung von Weills Anti-Hitler-Kunstlied „Schickelgruber“ lachen oder weinen sollen. Als problematisch erweist sich obendrein, dass – wie in einem biografischen Musical nicht unüblich – manche Lieder nur auszugsweise wiedergegeben werden. Unglücklicherweise betrifft dies auch populäre Stücke wie Mackie Messers „Moritat“, die sich freilich wunderbar als Showstopper geeignet hätte.

Musikalisch möchte der Abend ebenfalls nicht überzeugen. Während im Graben Christoph-Maria Eichhorn das MuKo-Orchester fest im Griff hat, wirkt Hauptdarsteller Hans-Georg Pachmann schauspielerisch durchweg zu blass und stimmlich zu wenig präsent. Anna Preckeler glänzt dagegen als Lotte Lenya und erweist sich als ausdrucksstarke Liedsängerin. Cusch Jung parodiert einen kauzigen Bertolt Brecht – ob das beabsichtigt oder unfreiwillige Komik im Spiel ist, bleibt offen.

Musikalische Komödie
LoveMusik
Buch von Alfred Uhry nach den Briefen von Kurt Weill und Lotte Lenya
Musik von Kurt Weill

Nächste Termine: 31.01., 11.02., 12.02.

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