Der Mann ist ein Phänomen. Sooren O. ist in Leipziger Justizkreisen bestens bekannt, aber schwer zu verurteilen. Der bullige Mann zählt seit Jahren zu dem kriminellen Milieu, das sich rund um die Eisenbahnstraße gebildet hat. Am Mittwoch wurde der einstige Disko-Krieger von dem Vorwurf freigesprochen, im Jahr 2010 kiloweise mit Marihuana gehandelt zu haben.

Am 8. März 2008 gehörte er zu der Clique um Artur T., die sich im “Schauhaus” mit Türstehern ein Duell lieferte. Sechs mutmaßlichen Angreifern wird derzeit vor dem Landgericht der Prozess gemacht. Sooren O. war vergangenen Mittwoch als Zeuge geladen. Der Auftritt fiel kurz aus. Der damals 23-Jährige genießt ein Zeugnisverweigerungsrecht, weil er sich andernfalls selbst belasten könnte. Die Staatsanwaltschaft verfolgt O. gesondert. Die Anklage wegen Landfriedensbruchs schlummert noch beim Amtsgericht.

Sooren O. verließ den Saal, ohne Angaben zu machen. Der Gerichtsbesuch war damit noch nicht beendet, denn zwei Etagen höher musste er auf der Anklagebank Platz nehmen. Gemeinsam mit seinem Bekannten Mohammad A. (23), soll er von einem Dealer kiloweise Marihuana erworben haben.

Die Anklage erwies sich als Seifenblase. Marihuana-Großhändler Frank K., der das Duo mit der Hoffnung auf ein mildes Urteil in die Pfanne gehauen hatte, machte vor der Großen Jugendkammer eine Rolle rückwärts. Entweder hatte sich K. die Deals über insgesamt 24 Kilo “Gras” nur ausgedacht oder die Angst vor Rache war zu groß. Mit Blick auf eine strafbare Falschaussage hielt er jedenfalls den Mund.

Ein weiterer Belastungszeuge wollte heute von den Drogendeals der Angeklagten bestenfalls vom Hören-Sagen erfahren haben. Auch sonst schien Roman E. (29) nicht sonderlich glaubwürdig. Der Kammer blieb keine andere Wahl: Freispruch. “Insgesamt war nicht nachweisbar, was wir als Anklagepunkte hatten”, begründete die Vorsitzende Sylvia Bittner das Urteil. Die Entscheidung ist zwar noch nicht rechtskräftig. Da aber sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung auf Freispruch plädierten, ist eine Revision eher unwahrscheinlich.

Sooren O. wird die Justiz weiter beschäftigen. Am 8. Juli 2013 schoss er zwei Männern (40,45) nach einem Streit in die Beine, saß dafür fast zwei Monate in Untersuchungshaft. Die Anklage lautete zunächst auf versuchten Totschlag, wurde inzwischen allerdings auf gefährliche Körperverletzung herabgestuft. Der Prozess vor dem Amtsgericht steht noch aus.

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