Stadtderby an der Straßenkreuzung. Am 8. Juni 2013 trafen an der Ecke Lindenthaler Straße/Georg-Schumann-Straße in Leipzig Anhänger des 1. FC Lok und RB Leipzig aufeinander. Das Duell endete vor dem Amtsgericht.

Wilfried K. (54) und Claudia N. (48) befanden sich im Auto auf dem Weg zu einem Spiel der RB-U17. Als das Paar wegen einer roten Ampel an besagter Kreuzung stoppen musste, wollte der Zufall, dass sich im Wagen auf der Nebenspur Ralf W. (44) befunden hat.

Laut Anklage erregte sich Ralf W. dermaßen über das Paar, das RB-Fanutensilien am Körper und die Insignien ihres Vereins im Autokennzeichen trugen, dass er sich bemüßigt sah, auszusteigen. Sodann habe er sich um das eigene Fahrzeug herum bewegt, in dem seine Ehefrau (31) am Steuer und die gemeinsame Tochter (3) auf der Rückbank saß.

Am Pkw der Rasenballisten angekommen, soll er heftig gegen die Beifahrertür getreten haben. Das Ergebnis: Eine deftige Delle und rund 550 Euro Sachschaden. “Ich hatte Angst”, berichtet Claudia N. Ihr Lebensgefährte pflichtet ihr bei. “Dieser Mensch war hochgradig aggressiv.”

Der Angeklagte hat den Vorfall natürlich ganz anders erlebt. Das Paar habe ihn aus dem Auto heraus provoziert. Die RB-Anhänger sollen ein Schild hochgehalten haben. Darauf soll gestanden haben: “Rot-Weiß sind die neuen Farben der Stadt.” Außerdem sei ihm der Stinkefinger gezeigt worden. Daraufhin sei er zwar ausgestiegen, aber nur, um ein klärendes Gespräch zu führen. “Ich hab weder gegen das Auto getreten noch irgendwas anderes”, versucht der Mittvierziger zu erklären. Seine Ehefrau hält sich bedeckt. Ihr Mann habe das Auto verlassen und sei nach kurzer Zeit wieder zurückgekehrt. Was er an der Kreuzung veranstaltet habe, habe sie nicht wahrgenommen.

Weil Aussagen gegen Aussagen stehen, müsste ein teures Gutachten klären, ob die Delle tatsächlich von einem Fußtritt verursacht worden sein könnte. Das Problem: Claudia N. hat ihren Ford Focus mittlerweile verkauft. Der neue Halter müsste erst ermittelt werden. Zu viel Aufwand für diese Sachbeschädigung, entscheidet Amtsrichter Dieter Sedlatschek. Das Verfahren wird mit Blick auf die zu erwartende Strafe aufgrund der zweiten Anklage vorläufig eingestellt.

Straffällig wurde der Altenpfleger auch vor dem Derby der Rasenballer gegen den Halleschen FC am 21. Dezember 2013. Auf dem Weg zum Zentralstadion soll er Polizisten als “Vollpfosten” beschimpft haben. Ja, das habe er gesagt, führt Ralf W. aus. Aber nicht zu den Polizisten direkt, sondern zu anderen Fans um ihn herum. Die Beamten sind nicht geladen. Um einen teuren Folgetermin zu vermeiden, entschließt sich W. nach einem Rechtsgespräch zwischen Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidiger Oliver Lucas zu einem Geständnis. “Es tut mir leid, dass ich mich da habe hinreißen lassen.”

Richter Sedlatschek verurteilt den Mann wegen Beleidigung zu 30 Tagessätzen über je 20 Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Hinsichtlich der Auto-Delle scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. Claudia N.’s Anwalt Stefan Costabel kündigte noch im Gerichtssaal an, für seine Mandantin Zivilklage erheben zu wollen.

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