Der gewaltsame Tod von Khaled B. ist aufgeklärt. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll ein Mitbewohner den 20-jährigen Dresdner erstochen haben. Laut einem Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft sei gegen einen Mitbewohner des 20-Jährigen aus Eritrea Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden.

Khaled B. war am 13. Januar morgens blutüberströmt vor dem Plattenbau im Stadtteil Leubnitz-Neuostra aufgefunden worden. Der Mann war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Der Fall hatte für überregionales Aufsehen gesorgt, da die Polizei – aufgrund der Einschätzung eines Notarztes die Todesursache betreffend – meldete, dass von “keiner Fremdeinwirkung” auszugehen ist.

Der Kölner Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) hatte aufgrund dieser Meldung Strafanzeige gegen die zuständigen Ermittler im Fall Khaled Idris B. gestellt.

Linke Gruppierungen vermuteten einen rassistischen Hintergrund, da in der Landeshauptstadt am Vorabend die islamfeindliche Pegida-Bewegung demonstriert hatte. Nun die überraschende Wende: Ein Mitbewohner soll die Tat gestanden haben. Nähere Hintergründe zu dem Verbrechen sind zurzeit nicht bekannt.

Valentin Lippmann, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion zeigt sich erleichtert über das schnelle Ermittlungsergebnis: “Es ist gut, dass die Ermittlungen so zügig abgeschlossen werden konnten.”

“So, wie ich unmittelbar nach der Tat vor Schnellschüssen und Vorverurteilungen gewarnt habe, warne ich auch jetzt davor, voreilige politische Rückschlüsse aus den Ermittlungsergebnissen zu ziehen.”

“Der Umstand, dass ein Gewaltverbrechen zunächst ausgeschlossen wurde und daher die vollumfängliche Tatortsicherung verspätet erfolgte, bleibt unabhängig vom Ermittlungsergebnis, kritisch zu bewerten. Da die Berichterstattung zu diesem Verbrechen durch rassistische Kommentare in den sozialen Netzwerken begleitet wurde, ist zu befürchten, dass es zu einer weiteren Welle übler Verlautbarungen kommen wird.”

“Es verbietet sich, diese Tat wie auch immer zu instrumentalisieren. Die Würde des Opfers sollte für uns im Vordergrund stehen.”

Auch der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Christian Hartmann vertritt diese Meinung und erwartet eine Entschuldigung: “Ich danke der Dresdner Polizei und der Staatsanwaltschaft für die schnelle Aufklärung des Tötungsdeliktes an Khaled Idris Bahray. Trotz massivem öffentlichen und politischen Druck, haben sich die Dresdner Beamten nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihre Arbeit sehr gut gemacht. Natürlich darf der Fall nicht instrumentalisiert werden, davor hat die Union von Anfang an gewarnt. Für einen weiteren sachlichen Umgang ist es jedoch erforderlich, dass sich all diejenigen die bisher voreilig Vorwürfe erhoben haben, bei der Polizei und für die politische Instrumentalisierung entschuldigen. Das ist das Mindeste für die bestenfalls leichtfertige Verunglimpfung einer ganzen Stadt.”

Und Rico Gebhardt, Landesvorsitzender der sächsischen Linken, erklärt: „Wir alle sind dankbar, dass dieses schreckliche Verbrechen schnell aufgeklärt werden konnte und der mutmaßliche Täter nunmehr zur Verantwortung gezogen werden kann.

Wir haben stets darauf hingewiesen, dass es angesichts der aufgeheizten Stimmung in der Stadt schneller und gründlicher Ermittlungen in alle Richtungen bedarf und keiner vorschneller Schuldzuweisungen. Die schnelle Aufklärung wird hoffentlich einen Beitrag dazu leisten, verlorenes Vertrauen angesichts der Pannen zu Beginn der Ermittlungsarbeiten wiederzugewinnen.

Entsetzt sind wir jedoch weiterhin von den zum Teil zynischen, menschenverachtenden und rassistischen Entladungen wie ‚Einer weniger‘, die der gewaltsame Tod des jungen Mannes in den sozialen Netzwerken ausgelöst hat. Mord ist Mord, da ist kein Platz für Häme und Hass.“

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