Am 5. Februar wurde Marko O. wegen seiner Vorliebe für kinderpornographische Inhalte zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. In der Berufungsverhandlung am Dienstag räumte der Pädophile vor dem Landgericht die Vorwürfe ein, um der drohenden Inhaftierung vielleicht noch entgehen zu können.

Die Zeugen aus dem persönlichen Umfeld von Marko O., die im Prozess am Amtsgericht Leipzig im Januar ausgesagt haben, wussten von dessen Vorliebe für Kinderpornographie. Das Auftauchen einschlägiger Videos und Bildern in großer Zahl auf mehreren Endgeräten, die dem 31-Jährigen nur kurzzeitig überlassen wurden, war Beweis genug.

“Mein Begehren ist, eine Lösung zu finden, mit der er nicht in Haft muss”, führte Verteidigerin Annette Clement-Sternberger aus. “Ich sehe im Moment keine Möglichkeit”, hielt ihr Staatsanwältin Ingrid Schmitz entgehen. Zurzeit gäbe es keine positiven Signale bezüglich seiner Entwicklung, zumal dem Angeklagten ein weiterer Prozess ins Haus stehe.

“Eine förmliche Verständigung hat nicht stattgefunden”, berichtete die Vorsitzende der Berufungskammer Karen Aust nach einem halbstündigen gemeinsamen Rechtsgespräch mit der Anklage und der Verteidigung. An der Beweislage wollte Clement-Sternberger allerdings nicht mehr rütteln. Die Juristin beschränkte die Berufung auf das Strafmaß.

“Die Handlungen tun ihm sehr leid. Insbesondere dass er seine ehemalige Mitbewohnerin in Mitleidenschaft gezogen hat”, erklärte die Verteidigerin nach mehrmaligem Drängen durch Richterin Aust. Bei der Mitbewohnerin handelte es sich um die Ex-Freundin des geistig zurückgebliebenen Angeklagten, deren Laptop das strafrechtlich relevante Material enthielt. “Warum haben sie die Dateien auf Geräten, die ihnen nicht gehörten, gespeichert”, hakte Staatsanwältin Schmitz nach. “Ich wollte nicht entdeckt werden”, so der 31-Jährige.

Psychiater Heinrich Jansen gab ein sehr umfassendes Bild zur Persönlichkeit des Angeklagten ab. “Bemerkenswert ist der Alkoholmissbrauch des Vaters, die Gewalterfahrung und der vermutliche sexuelle Missbrauch durch den Vater.” Diese Erfahrungen hätten ihn geprägt und führten wohl auch zum sexuellen Missbrauch an seiner damals 8-Jährigen Schwester, weswegen er im Jahre 2000 verurteilt wurde.

“Er hat keinen Kontakt zu Kindern gesucht”, entwarnte der Psychiater. Als Jugendlicher habe er ein Suchtproblem gehabt und auf der Straße gelebt. “Er hat sich als Jugendlicher sexuell prostituiert, auch für ältere Männer”, führte Jansen zur Jugend des Angeklagten aus. “Es kann nicht nachvollzogen werden, dass eine fehlende Steuerungsfähigkeit bei seinen Taten vorlag”, attestierte der Gutachter. Aber: “Herr O. hat in den letzten Jahren eine gute Entwicklung durchgemacht.”

O.’s Verteidigerin beantragte in ihrem Plädoyer unter den anderthalb Jahren Haft zu verbleiben, die im vorherigen Urteil des Amtsgerichtes verhängt wurden. “Mit der Rede von ‘er hatte eine schwere Kindheit’ und “keinen Kontakt gesucht””, versuchte sie bei der Kammer um Milde zu werben. Für Staatsanwältin Schmitz unzureichende Argumente, dass er “nur” Kinderpornos beschafft hatte. “Es ist Leiden passiert und es wird immer wieder fortgesetzt.”

Das Urteil wird nächsten Donnerstag verkündet.

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