Kourosh R. soll im Sommer 2013 Stefan W. in seiner Wohnung zusammen mit zwei Mittätern einen unschönen Besuch abgestattet haben. Die Gruppe wollte mit Schlägen und Drohungen Geld erpressen. Am Mittwoch erinnerte sich der Überfallene vor dem Landgericht Leipzig allerdings nur noch an sehr wenige Details. Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen.

In der Nacht zum 23. Juni 2013 soll Kourosh R. über ein Fenster in die Wohnung des Leipzigers Stefan W. eingedrungen sein. Der Einbrecher habe sodann die Tür geöffnet und zwei weitere Mittäter hereingelassen. So rekonstruierte die Staatsanwaltschaft den Überfall.

Die Gruppe stand schließlich vor Stefan W. und verlangte Bares. Einer der Männer soll W. geschlagen haben. Das Einbruchsopfer erlitt eine Platzwunde. Nach der Prügelattacke sollen die unerwünschten Gäste W. genötigt haben, ihnen seine Telefonnummer zu nennen.

Stefan W. konnte bei Gericht kaum zur Aufklärung beitragen. Der Leipziger verwies auf seine Aussage bei der Polizei. „Ich bekomme das auch nicht mehr zusammen.“ Der Vorsitzende Berthold Pfuhl hakte öfters nach, aber ohne Erfolg. Beisitzerin Sabine Planitzer kamen die Erinnerungslücken ebenfalls merkwürdig vor. „Vielleicht ist da noch mehr?“, fragte sie nach, worauf W. sich erneut auf sein schlechtes Gedächtnis berief. „Ich kann dazu nichts mehr sagen.“

Die 5. Strafkammer wurde aus der Aussage nicht schlau. Richter Pfuhl kündigte an, einen Auszug aus dem Bundeszentralregister für den Geschädigten anzufordern. Stefan W. hatte bei Gericht nämlich eingeräumt dass er früher gespielt habe.

Dass Kourosh R. vor dem Landgericht sitzt, hat er vielleicht nur einem Zufall zu verdanken. Sein Strafverteidiger Sven Kuhne bemängelte bereits vor dem Verfahren den Lichtbildvergleich bei der Polizei. In diesem wurde R. als einziger Dunkelhäutiger unter lauter hellhäutigen Männern dem Geschädigten präsentiert. Stefan W. hatte die Täter bei der Polizei als Türken und Kosovo-Albaner beschrieben.

Am nächsten Verhandlungstermin soll Stefan W.’s ehemalige Freundin gehört werden. Die Frau war am Mittwoch trotz gerichtlicher Ladung nicht erschienen und soll nun zwangsweise vorgeführt werden. Zudem soll ein Mittäter aussagen. Ob er etwas zum Sachverhalt beitragen kann, ist fraglich. „Ich halte es für nicht sehr wahrscheinlich, dass da etwas herauskommt“, merkte Pfuhl an.

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