Die BILD ist praktisch live dabei, bei Legida ist der Jubel trotz eines schwer verletzten Kindes groß und in der Eisenbahnstraße spielte sich am Pfingstwochenende ein noch ungeklärtes Drama ab. Eine polizeiliche Kontrollzone und die starke Bestreifung des Viertels halfen offenbar nicht dabei, die verschiedenen Konflikte einzudämmen, welche noch ohne bewiesene Tatbegründung in den vergangenen Stunden in der Eisenbahnstraße eskalierten. Das bisherige Zwischenergebnis: Eine syrische Familie suchte am Montag den Schutz der Polizei und möchte aus Leipzig wegziehen, nachdem Angehörige mindestens zweimal in Auseinandersetzungen verwickelt waren.

Schnöder Anlass für ein Ende mit Verletzten könnte das Begehren eines Mannes gewesen sein. Jedenfalls drehten sich eine Schlägerei am Freitag zu Samstag und am Sonntagabend offenbar nach ersten Informationen eher um eine Frage von Ehre, als dass es um Drogenhandel gegangen sein könnte. Noch ist die genaue Ursache ungewiss und die Frage offen, wie es genau zu den zwei Schlägereien kam, in welche die 15-köpfige Großfamilie und eine weitere Gruppe, bestehend aus mehreren Personen aus verschiedenen Ländern involviert waren. So waren in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits zwischen 15 und 20 Personen am Rabet aneinander geraten, die von Zeugen gerufene Polizei fand vier Verletzte vor.

Am Folgeabend krachte es vor einer Shisha-Bar, hier waren bereits 40 bis 50 Menschen verwickelt. Ergebnis dieses Abends, ein Verletzter, welcher gleichzeitig der einzige war, den die Polizei noch vor Ort antraf. Ob an diesem Abend die Ursache die gleiche war, wie eine Nacht zuvor, steht zumindest in Frage. Dafür scheint sich am Sonntagabend wieder alles um die syrische Familie gedreht zu haben.

Bei einer weiteren Schlägerei, diesmal mit etwa 20 Beteiligten wurden eine junge Syrerin und zudem ein Kind schwer verletzt. Dieses Mal war die Polizei schneller am Tatort, so dass bereits erste Tatbeteiligte identifiziert sein sollen. Derzeit sucht man dennoch weitere Zeugen, erste Hinweise auf den Einsatz eines Messers gibt es bereits.

Dass es sich bei der syrischen Familie eher nicht um eine Art Clan oder Gang handeln dürfte, ist hingegen anzunehmen.

So die ersten Eindrücke von der Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Die Linke), welche neben Polizeipräsidenten Bernd Merbitz und Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst am Montag am Polizeirevier Dimitroffstraße mit Familienmitgliedern ins Gespräch kam. In Deutschland sei die Familie erst seit Januar 2015 ansässig, sie habe als Bürgerkriegsflüchtlinge einen gesicherten Aufenthaltsstatus und die hohe Zahl an Kindern sowie die Angst am Montag am Polizeirevier weisen in eine andere Richtung. Nach ersten Eindrücken im Gespräch könnte es sich eher um ein Eifersuchtsdrama handeln, welches eskaliert ist. Wer hierbei wen begehrte, ist noch offen, wie sich der Konflikt derart aufschaukeln konnte ebenfalls. Doch die Bilanz mit gesamt sieben teils lebensgefährlich verletzten Menschen ist verheerend.

Die Familie wurde zwischenzeitlich in einer Leipziger Kirchgemeinde untergebracht, dass sie nicht in die Eisenbahnstraße zurück können scheint sicher. Es soll für sie eine neue Bleibe gefunden werden – möglicherweise außerhalb Leipzigs. Die polizeilichen Ermittlungen laufen noch.

Die Eisenbahnstraße: Nach einer großen Schlägerei im vergangenen Jahr von einigen Medien bereits zu einer der gefährlichsten Straßen Deutschlands erklärt. Die Kriminalitätszahlen des Viertels belegen diese Einschätzung nicht. Foto: L-IZ.de
Die Eisenbahnstraße: Nach einer großen Schlägerei im vergangenen Jahr von einigen Medien bereits zu einer der gefährlichsten Straßen Deutschlands erklärt. Die Kriminalitätszahlen des Viertels belegen diese Einschätzung nicht. Foto: L-IZ.de

Erste Reaktionen von Rechtsaußen

Für Legida ist die Bilanz eine Bestätigung und Grund zum Jubeln, gewohntermaßen unter Ausblendung bereits bekannter Informationen „Ob es nun ein Glaubenskrieg war oder schlichtweg nur ein Streit betreffend der Oberhoheit über die Geschäftstätigkeiten unserer Mitbürger aus Nah-Ost und der Türkei wissen wir nicht.“ So lesen sich Vorverurteilung und Ressentiments im Jahr 2015 auf der Facebookseite von Legida. Glaubenskrieg oder Drogengeschäfte – in diesem engen Raster bewegen sich die Bewertungen, nachdem die ersten Medien über die Schlägereien am Wochenende rings um die Bürgerkriegsfamilie berichteten.

Den Versuch der Familie, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen und die Bitte um eine neue Bleibe kommentiert das Bündnis mit dem hämischen Hinweis, die Familie möge doch am Hainer See untergebracht werden.

Der Leipziger AfD-Sprecher Ralf Nahlob sortierte im Angesicht des Geschehens auf der Eisenbahnstraße bereits am Samstagabend in einem ersten Statement die Zuständigkeiten bei der Sächsischen Polizei um. „Ich fordere Herrn OB Jung auf, für mehr Sicherheit im `Eisenbahnstraßenviertel` zu sorgen. Der dortige Polizeiposten muss rund um die Uhr besetzt sein und mit ausreichend Streifenpolizei in Zivil ausgestattet werden.“

Da kann der Leipziger OBM also erneut seinen Brief an Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) vom Januar 2015 aus der Schublade holen und die darin enthaltene deutliche Bitte an die zuständige Landespolitik nach mehr Polizei in der Wachstumsstadt Leipzig verlesen. Und die am 21. 1. im Stadtrat bekanntgegebene Antwort auch. Sie lautete Nein.

Ob eine andere Haltung in Sachsen beim Thema Polizeiausstattung und mehr Präventionsmöglichkeiten das Drama zu Pfingsten verhindert hätte, muss dennoch offen bleiben.

Die Ansprache Burkhard Jungs im Stadtrat am 21. Januar 2015

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Es gibt 6 Kommentare

Schön, Klaus, dass Sie sich so in Rage schreiben, weil Ihnen jemand den Spiegel vorhält.

Warum schreiben Sie, Klaus, eigentlich Ihre Angebote in einer Kommentarspalte? Eine ruhige Mail wäre doch viel besser und würde auch nicht so prätentiös wirken. – Ach so, das ist ja wieder so ein Spiegel, ich Schelm…

Nun muss ich doch noch eine Frage stellen, die mit dem Beitrag aber nichts zu tun hat.

Herr Freitag, haben Sie mein Angebot an Sie bzw. die neue “Leipziger Zeitung”, welche ich unter dem Artikel “Schulneubau in Leipzig: CDU feuert via LVZ gegen SPD-Bürgermeister” gemacht habe gelesen. Besteht bei Ihnen Interesse?

Diesen Kommentar von Stefan ist nichts hinzuzufügen. Er kann schmieren wie er will und merkt dabei nicht, dass er selbst der Angeschmierte ist. Ein Schmierenkomödiant?

Schon Till Eulenspiegel war in der Lage, den Leuten den Spiegel vor das Gesicht zu halten! Eine solchen Spiegel haben mir meine gute Oma Emma und mein Opa Richard in den 70-er Jahren, als ich Student an der Fachschule für Finanzwirtschaft Gotha war, vermacht. Ich habe diesen Spiegel gehegt und gepflegt. Seit dem Erscheinen meines Buches (und nun auch meines Hörbuches) habe ich ihn wieder in Benutzung. Er ist unbestechlich und leistet mir hervorragende Dienste. Spektakuläre Dienste! Nicht wenige “hohe Damen und Herren” in ganz Deutschland verfluchen in der Zwischenzeit diesen Spiegel. Dabei sehen sie darin doch nichts weiter als die Wahrheit, ihr Ebenbild. Oma Emma und Opa Richard waren schon Granaten!!!!

Ende meiner Kommentare zum Beitrag.

>So, nun werde ich wahrscheinlich aufgrund dieser Zeilen wieder als Pegida/Legida – Anhänger enttarnt.

Klaus, Sie enttarnen sich schon selbst mit Ihren seltsamen Äußerungen (worin Sie weiterhin fehlenden gesellschaftlichen Weitblick beweisen).
Sie, Klaus, wollten bei der berüchtigten Demo Legida am 12.1. als Redner auftreten. Ich bin heilfroh, dass Sie Ihrer Aussage zufolge davon vorher noch abgerückt sind.

Aber:
>Das ist zwar Schwachsinn bzw. fern jeglicher Realität, aber so funktionieren nun einmal Schmalspurgehirne, besonders in Leipzig!

Solange Sie in voller Unflätigkeit mit Wörtern wie “Schwachsinn” und “Schmalspurgehirnen” kommen, solange werde ich Ihnen Ihr einstiges Vorhaben, bei Pegida einen Redebeitrag zu leisten, aufs Brot schmieren.

Ich bin auf die ersten Kommentare über das harte Einsteigen der Polizei gespannt! Es wird sich doch wenigsten einer der üblich Verdächtigen finden, der dort Zeuge dieser polizeilichen Übergriffe war. Oder getraut man sich nicht in dieses freundliche Umfeld?
Gerade Herr Kasek sowie Nagel & Co. sind doch Freunde solcher “Abenteuerspielplätze”!

So, nun werde ich wahrscheinlich aufgrund dieser Zeilen wieder als Pegida/Legida – Anhänger enttarnt. Das ist zwar Schwachsinn bzw. fern jeglicher Realität, aber so funktionieren nun einmal Schmalspurgehirne, besonders in Leipzig!

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