Äußerlich regungslos nahm Nikola M. (37) am Freitag sein Urteil entgegen. Das Landgericht Leipzig schickte ihn wegen schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für sechs Jahre in Haft. Er hatte seine Beteiligung an einem Überfall auf ein Juweliergeschäft in der Dresdner Straße im Jahr 2014 eingeräumt.

Bereits kurz nach Verlesung der Anklageschrift am Donnerstag und einem Rechtsgespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte Nikola M. über seinen Anwalt Matthias Luderer ein Geständnis abgelegt. Demnach drang er am 10. November 2014 kurz nach 9 Uhr mit drei unbekannten Komplizen in das Juweliergeschäft ein. Der Ladeninhaber wurde zu Boden geworfen und gefesselt, während Nikola M. und ein weiterer Räuber den Schmuck von den Auslagen, den Vitrinen und aus einem Tresor ergriffen. Als eine Kundin den Laden betrat, flüchtete das Quartett mit einer Beute im Gesamtwert von etwa 158.000 Euro. Die Ermittler kamen Nikola M. über eine DNA-Spur auf die Schliche, im Januar 2016 klickten an der ungarischen Grenze die Handschellen.

Er habe sich in Geldnot befunden und über Zufallsbekanntschaften von dem geplanten Coup erfahren, erklärte Luderer im Namen seines Mandanten. Er sei gefragt worden, ob er sich daran beteiligen möchte. Die Namen seiner drei nie gefassten Mittäter seien ihm bekannt, aber: „Er bittet das Gericht um Nachsicht, dass er die Namen nicht nennt. Es könnten Familienangehörige benachteiligt werden.“ Die brutale Behandlung des Opfers täte ihm leid: „Das war so nicht abgesprochen.“

Unter anderem sagte der Geschädigte am Donnerstag als Zeuge aus. Gefasst berichtete Matthias W. (67), wie er die Tür öffnete, von den vier Männern in seinen Laden gedrängt und überwältigt wurde. Er erlitt nach eigenen Angaben Schürfwunden, auch an einen Schlag mit einem Gegenstand auf seinen Kopf erinnerte sich der Goldschmiedemeister. Die Versicherung habe ihm bisher nur etwa 20.000 Euro des Schadens ersetzt, er leide an Einbußen bei seiner Rente. Auf einen Entschuldigungsversuch des Angeklagten reagierte das Opfer nicht.

Die Anklage forderte, den für den Fall eines Geständnisses vorab zugesicherten Strafrahmen von sechs Jahren und drei Monaten voll auszuschöpfen. Er habe seine eigene Rolle bei dem „klassischen Raubüberfall, wie man ihn sich als Laie ausmalt“, nicht detailliert vorgetragen und vielmehr versucht, sich herauszureden, kritisierte die Staatsanwältin. Seine Einlassung sei „nicht besonders von Reue und Aufklärungsbemühen getragen gewesen.“

„Das Gesetz verlangt nur ein Geständnis“, hielt Anwalt Luderer entgegen. Zudem habe Nikola M. beim hektischen Einsammeln des Schmucks nicht darauf achten können, was mit dem Opfer passiert. „Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass jemand, der dort Gold einsammelt, ein kleiner dummer Mitläufer ist“, wiegelte der Verteidiger ab. Doch dass sich jemand nebenher noch beschaulich umsieht, sei „situationsbedingt wirklichkeitsfremd“. Luderer bat die Kammer, die vereinbarte Strafuntergrenze von fünf Jahren und elf Monaten nicht zu überschreiten. „Es ist davon auszugehen, dass mein Mandant gesagt hat, was er weiß.“

Als der Vorsitzende Jens Kaden den Angeklagten fragte, ob er noch etwas zu sagen habe, zeigte Nikola M. erste Anzeichen von Reue: „Es tut mir echt leid, was passiert ist.“

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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