Ein Jahr nach dem Anschlag auf die Leipziger Wohnung von Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) hat die Staatsanwaltschaft Anklagen erhoben. Zwei Männer müssen sich demnächst wegen Sachbeschädigung und versuchter Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Das Motiv der Angreifer bleibt weiter unklar.

Offensichtlich wollte die Leipziger Staatsanwaltschaft den Ermittlungserfolg unter den Teppich kehren. Ein Bericht der „Sächsischen Zeitung“ machte der Geheimniskrämerei am Dienstag einen Strich durch die Rechnung. Demnach erhob die Staatsanwaltschaft schon im September Anklage gegen zwei 29-Jährige. Ein Beschuldigter sei deutscher, der zweite kirgisischer Staatsbürger. Die Männer seien anhand von DNA-Spuren überführt worden.

Die Leipziger Staatsanwaltschaft hat die Meldung mittlerweile bestätigt. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Trotz des Ermittlungserfolgs bleiben offene Fragen. Insbesondere das Motiv der Angreifer steht nach wie vor nicht fest. Beide Beschuldigte bestreiten offenbar die Vorwürfe. Die Ermittler vermuten laut „Sächsischer Zeitung“, dass weitere Täter involviert gewesen seien.

Unbekannte hatten am 24. November 2015 mit Granitsteinen Fensterscheiben der Wohnung durchschlagen und Buttersäure verschüttet. Die Steine hatten knapp das Schlafzimmer verfehlt, in dem die Ehefrau des Ministers und seine beiden kleinen Kinder schliefen. Die Chemikalie richtete große Schäden an. Die Familie zog noch in der Nacht aus der Wohnung aus.

Wenngleich die Angreifer kein Bekennerschreiben veröffentlichten, ging die Polizei von einer politisch motivierten Tat aus. Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) übernahm die Ermittlungen. Die Staatsschützer zählten sowohl Rechts- als auch Linksextremisten zum Kreis der Verdächtigen. Die Polizei schweigt beharrlich zu dem Fall. Auch nach Abschluss der Ermittlungen und Erhebung der Anklagen unterließ es die Staatsanwaltschaft, die Öffentlichkeit zu informieren.

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