Putzen ist anstrengend und zeitraubend. Bei der Reinigung einer Orgel ist es auch noch teuer. Deshalb hatte die Thomaskirchgemeinde Geldspenden erbeten. Viele große und kleine Spenden kamen zusammen. Auch die Landeskirche leistete einen Beitrag. Seit dem 1. September 2015 sind die Mitarbeiter der Orgelbauwerkstatt Gerald Woehl aus Marburg bei der Arbeit. Die Bach-Orgel war 2000 von Woehl an der Nordwand auf der Nordempore eingebaut worden.

„Jedes Auto muss zum Check und auch eine Orgel muss ab und zu zum Check“, erklärt Thomasorganist Ullrich Böhme. In der Orgel sieht es nach seinen Worten im Augenblick aus wie in einer Wohnung, die 15 Jahre nicht gereinigt wurde: „Dieser Staub, der sich da ansammelt, beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit und den Klang und die Stimmung.“ Nun hat die Bach-Orgel 4.300 Pfeifen. Da ist es also mit einem Staubwedel und einfachem Durchsaugen nicht getan: „Die müssen alle einzeln gereinigt werden und wenn sie gereinigt sind, müssen sie wieder eingebaut werden, dann müssen sie eingestimmt und nachintoniert werden.“ Im Augenblick sind es noch kleinere Verstimmungen. Bei einem größeren Stück mischt sich das, so dass immer noch ein guter Eindruck entsteht – aber beim genaueren Hinhören sind die Verstimmungen bereits erkennbar.

Der Staub, der sich in der Orgel festsetzt, hat zwei Komponenten. Zum einen wirkt sich der Feinstaub aus, der durch den Autoverkehr in der Luft liegt. Zum anderen ist die Thomaskirche ein Touristenmagnet. Das ist natürlich schön, führt aber auch dazu, dass organischer Staub, also Hautpartikel, in der Luft liegen. Dieser führt zur Schimmelbildung, der wiederum das Holz in der Orgel angreift. „Es geht wirklich um den Erhalt eines solchen Wertes und das kann man nicht unendlich auf die lange Bank schieben. Wir hoffen, dass uns diejenigen unterstützen, die auch davon profitieren, dass hier im Grunde genommen rund um die Uhr Musik stattfindet“, betont Thomaspfarrerin Britta Taddiken. Nicht nur der Thomaskantor orgelt hier, sondern auch Studenten der Hochschule für Musik und Theater und andere Organisten.

Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende Oktober dauern. Die Finanzierung des Vorhabens, das insgesamt 75.000 Euro kosten wird, ist dank vieler großer und kleiner Spenden sowie einer außerordentlichen Zuweisung der Landeskirche Sachsens i.H.v. 15.000 Euro gesichert. Die Ledermembranen der Sauer-Orgel sollen Anfang 2016 bearbeitet werden. 20.000 Euro fehlen noch, um das Gewölbe über der Sauer-Orgel zu sanieren. Daher wirbt die Gemeinde weiterhin um Spenden.

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