Nach weniger als 24 Stunden hat die Besetzung der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät ihr Ende gefunden. Nach einer Besetzung des leerstehenden Gebäudes am Mittwochabend hatte am Donnerstagabend eine spontane Demonstration stattgefunden. Dabei demonstrierten etwa 150 Menschen in der Innenstadt für ein dauerhaftes „Social Center“ in Leipzig. Mit weiteren Aktionen ist Anfang nächsten Jahres zu rechnen.

„Die Initiative gibt bekannt, dass die Räumlichkeiten für das Konzept des Social Centers zu klein sind und ab nächstem Jahr vermutlich zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden sollen.“ Mit diesem Satz beendeten die Beteiligten der Kampagne „Social Center for all“, die sich für ein selbstverwaltetes Zentrum für Geflüchtete und andere benachteiligte Gruppen einsetzt, am Donnerstagnachmittag ihre Besetzung der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Diese hatte am späten Mittwochabend mit mehr als 50 Personen in den Räumen der ehemaligen Bibliothek begonnen.

Kurz darauf war die Polizei mit mehreren Einsatzfahrzeugen angerückt. Als kurz vor Mitternacht klar wurde, dass die Universität die Besetzung zunächst für eine Nacht dulden wird, verließen die Beamten das Gelände wieder. Etwa 30 Personen verbrachten die Nacht in dem Gebäude.

Am Donnerstagvormittag berieten dann die Mitglieder des Uni-Rektorates über die Angelegenheit. Die Hochschule, die das Gelände von der Stadt gemietet hat, verfügt über das Hausrecht. Gleichzeitig saßen die Aktivisten in mehreren Gruppen zusammen und bereiteten sich unter anderem auf ein Gespräch mit dem Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät und eine Demonstration vor. Diese fand am Abend mit etwa 150 Teilnehmenden statt und endete vor dem Neuen Rathaus.

Am Nachmittag hatte die Universität noch per Pressemitteilung verlauten lassen, dass die Besetzung „bis auf Weiteres“ geduldet werde. Dies erübrigte sich jedoch, da die Besetzer ihre Aktion kurze Zeit später selbst für beendet erklärten.

„Das direkte Feedback, das wir bekommen haben, war durchweg positiv“, bilanzierte am Abend ein Sprecher der Kampagne die Aktion. Auch Geflüchtete seien vorbeigekommen und hätten sich informiert. Die restlichen Tage des Jahres werde man es nun ruhiger angehen lassen – eine Auswertung des Geschehens sei jedoch noch geplant.

Ein soziales Zentrum für alle wünscht man sich. Foto: Marcus Fischer
Ein soziales Zentrum für alle wünscht man sich. Foto: Marcus Fischer

Nach dem Ende der Besetzung meldeten sich auch Vertreter des konservativen Lagers zu Wort. CDU-Stadtrat Ansbert Maciejewski wunderte sich über das Verständnis seitens der Stadtverwaltung, das dem Anliegen der „Social Center“-Kampagne entgegengebracht werde. Das Verhalten der Aktivisten bezeichnete er als „asozial“. Auch der RCDS Leipzig, ein der Union nahestehender Studentenverband, fand wenig Gefallen am Auftreten der Besetzer. Er empfahl „sämtlichen linken Aktivisten“, nicht wie „wildgewordene Horden“ aufzutreten.

Was wohl nicht allen Beobachtern und Kommentatoren bewusst war: Die Besetzung verlief durchweg friedlich und beinhaltete wiederholt Dialogangebote an Universitätsleitung und Stadtspitze.

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Keine Kommentare bisher

Ohne die Besetzer zu kennen vermute ich mal, dass diese christlicher Handeln als es die CDU je hinbekommen wird. Und dazu müssen diese nichtmal an einen Gott glauben.

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