"Wenn zwei zueinander passen, dann fördern sie das Beste vom anderen zutage und weniger die Reste ..." heißt es in meinem Lieblingslied der klugen und poetischen Ulla Meinecke. Bedauerlicherweise trifft dies bekanntlich nicht auf alle Paare zu. Noch nicht mal dann, wenn die Allerbesten sich kreuzen. So kann man zum Beispiel von der als noch frisch zu bezeichnenden amourösen Neukombination Frauke Petry und Markus Pretzell kaum guten Gewissens behaupten, sie förderten jeweils "das Beste vom anderen zutage".

Schließlich kann unmöglich behauptet werden, es sei das Beste, was Frau Petry da nun wieder dem “Mannheimer Morgen” erzählt hat. Es war noch nicht einmal etwas Neues. Anfang November hatte Pretzell bereits den fast identischen Wortlaut unters Volk zu werfen und gleichermaßen auf sich aufmerksam zu machen gewusst: Man solle doch an der österreichischen Grenze auch die Schusswaffe einsetzen können, wenn es nicht mehr anders ginge, als  – man höre und staune – ultima ratio sozusagen und fügte hinzu: “Wenn man den ersten Schuss in die Luft abgibt, wird deutlich, dass wir entschlossen sind.” Entschlossen wozu, ließ er lieber mal noch offen.

Eines vorweg: Ich weiß, es müssen in der Causa Petry-Pretzell mildernde Umstände geltend gemacht werden, leiden doch beide Partner an der gleichen schweren Erkrankung, der AfD, oder wie meine Großmutter gesagt hätte: Sie haben ein Ei am Wandern. Auch weiß ich ehrlich gesagt nicht genau, wie sich Verliebtsein äußert bei Menschen mit offenbar ausschließlich rechtwinkligen Gehirnwindungen. Es muss schrecklich sein, das Objekt der Begierde aus lauter Leidenschaft nicht einfach mal auf links drehen zu können. Allerdings weiß ich, es schickt sich nicht, im siebten Himmel anzuklopfen und zu stören. Aber so ein Schuss, und sei er nur in die wehrlose Luft abgegeben, ist ja auch ganz schön laut und belästigend.

Deshalb möchte ich die beiden ganz beiläufig, aber entschlossen, auf etwas ganz Entscheidendes aufmerksam machen, was im Taumel einer neuen Liebe sicher einfach aus dem Sichtfeld gerutscht war: den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte.

Der Pakt garantiert rechtsverbindlich die grundlegenden Menschenrechte, die auch als Menschenrechte der 1. Generation bezeichnet werden: das Recht auf Leben, das Verbot der Sklaverei und Zwangsarbeit, das Recht auf persönliche Freiheit und Sicherheit, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit sowie das Recht auf die Teilnahme an allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlen. Zusammen mit dem UN-Sozialpakt und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bildet dieser Pakt die grundlegenden Menschenrechtsabkommen der Vereinten Nationen.

Vielleicht haben Petry und Pretzell aber auch nur viel Stress gehabt in der jüngsten turbulenten Zeit und sie kommen auch wieder zu sich, wenn sie mal nur ein bisschen “für sich” bleiben. So “Quality time” eben, wie es moderne Gedanken-Entschlackte gerne sagen: Zeit ohne Kinder, Öffentlichkeit und Internet. Einfach mal ein bisschen Druck vom Kessel nehmen und nicht solch Erbärmlichkeiten lesen müssen wie das verbale Zuhilfe-Eilen der Bayern-Pegida, die gestern auf ihrer Website freundlich verlautbarte: “Die fehlende Bereitschaft zu wohltemperierter Grausamkeit bei der Durchsetzung kollektiver Interessen ist unser Grundproblem.”

Bravo, Pegida Bayern, man kann kaum eindrücklicher darauf hinweisen, dass unser Grundproblem offensichtlich ganz woanders liegt.

Aber was will man schon machen, “wenn zwei zueinander passen” …?

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