Die Ebola-Epidemie hat Leipzig erreicht. Am Donnerstag traf gegen 5 Uhr ein UN-Mitarbeiter auf dem Flughafen Leipzig/Halle ein, der sich in Liberia mit dem potenziell tödlichen Virus angesteckt hatte. Der 56-Jährige stammt aus dem Sudan und war im Rahmen der "Peacekeeping Mission" in dem westafrikanischen Land tätig. Virologen des Klinikums St. Georg, die den Mann behandeln, rechnen mit weiteren Krankheitsfällen.

Der Patient kam früh im Morgengrauen. Um 5:07 Uhr setzte das Ambulanzflugzeug auf dem Airport auf. Mediziner in Schutzanzügen geleiteten den Mitarbeiter der “Vereinten Nationen” (UN) zu einem speziell ausgestatteten Rettungswagen. Dieser brachte den Patienten ins Klinikum St. Georg. Dort befindet sich eines von sieben deutschen Kompetenzzentren für hochinfektiöse Krankheiten.

“Der Mann wird auf der Sonderisolierstation der Klinik für Infektiologie, Tropenmedizin und Nephrologie unter strengen Sicherheitsvorkehrungen behandelt”, erklärt Geschäftsführerin Iris Minde. Innerhalb des Krankenzimmers besteht Unterdruck, sodass Luft nicht ungefiltert ins Freie gelangen kann. Die Räumlichkeiten sind nur durch mehrere Schleusen erreichbar. Sogar das Abwasser wird desinfiziert. “Klärwerkmitarbeiter müssen keine Angst haben, dass irgendein Partikelchen aus der Klinik ins Abwasser gelangt”, so Minde.
Bei der Behandlung des Erkrankten setzen die Leipziger Spezialisten vorrangig auf die Linderung von Komplikationen, die Stabilisierung der Vitalfunktionen und unterstützende Therapie. “Er ist ansprechbar und kooperativ”, berichtet Oberarzt Thomas Grünewald.

“Derzeit gibt es kein zugelassenes Medikament gegen das Virus”, weiß Klinik-Chef Bernhard Ruf. “Dem Behandlungszentrum stehen allerdings experimentelle, das heißt noch nicht zugelassene Medikamente zur Verfügung, die in ersten Untersuchungen eine Wirksamkeit gegen das Ebola-Virus zeigen.” Der Experte rechnet damit, dass das Leipziger Hospital schon bald weitere Ebola-Patienten aufnehmen wird. “Ich denke, dass wir bei der jetzt anlaufenden internationalen Hilfe, die spät, aber nicht zu spät kommt, mit mehr Verdachtsfällen rechnen müssen”, glaubt Ruf.

Die Behandlung auf der Isolierstation kostet pro Patient täglich rund 10.000 Euro. Bei deutschen Patienten zahlen die Krankenkassen. Der Sudanese besitzt freilich keinen Vertrag bei AOK und Co. Seine Behandlung wird von einer Versicherung finanziert, die die UN für ihre Hilfskräfte abgeschlossen hat.

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