Reisejournalist, Motorradabenteurer und Verlagschef Jens Fuge hat ein arbeitsreiches Jahr hinter sich. Drei neue Bücher gab er allein 2014 heraus, er tourte durch Arizona, war am Nordkap, in Murmansk in Russland und einige Male in Kuba. Dort arbeitet er auch zu Beginn des neuen Jahres an einem nächsten, neuen Buch.

Irgendwo in Havanna, inmitten des einsturzgefährdeten Altstadt-Viertels, traf der Leipziger Autor dabei auf die bislang bizarrste Kulisse. “In einem alten, fast schon eingestürzten Haus, das eher einer Ruine glich, öffnete mir ein Besitzer einer alten Harley das Garagentor, um mir stolz sein Schmuckstück zu präsentieren”, erzählt Fuge. Geschichten wie solche erlebt er oft in Kuba, wo die wunderschönen alten Harleys seit den Tagen der Revolution nur mühsam am Leben erhalten werden können. Der Vollbärtige, der auf seiner Maschine über Stock und Stein zur Jagd fährt.

Der Exilant, der seine fünf Harleys wie auch immer aus dem Land schmuggelte und sie jetzt in seinem Wohnzimmer in Miami stehen hat. Der Familienvater, der sein Bike vom Großvater und Vater übernahm und es als Familienmitglied sieht. Der begnadete Schrauber, der aus Ladakolben und GAZ-Pleulstangen Ersatzteile für die amerikanischen Motorräder schmiedet. Und der Marktschreier aus Sangerhausen, der seit 17 Jahren in Kuba lebt und natürlich eine Uralt-Harley reitet.

Cruisen am Malecon, Havannas berühmter Uferpromenade - manchmal geht’s bis an die Grenze, wenn die Wellen nach den Bikes greifen. Foto: Max Chucchi
Cruisen am Malecon, Havannas berühmter Uferpromenade – manchmal geht’s bis an die Grenze, wenn die Wellen nach den Bikes greifen. Foto: Max Chucchi

Sie alle haben etwas zu erzählen, und der italienische Starfotograf Max Chucchi setzte sie dazu wunderbar in Szene. Er lebte 15 Jahre in Havanna und begleitete die Harlistas jahrelang auf all ihren Wegen. Die amerikanische Reisejournalistin Conner Gorry zeichnete als Autorin nicht nur bereits für ein Dutzend “Lonely Planet”-Reiseführer verantwortlich, sondern sie begleitet das Projekt, in dem sie für mehr als die Hälfte der Texte sorgte. Auch sie lebt in Havanna.

Bleibt für den Globetrotter Jens Fuge immer noch gut zu tun, und so tourt er Anfang des Jahres mit der eigenen Harley erneut über die Insel – der Container ist bereits unterwegs. Noch einige Harlistas hat er aufzusuchen, um sie zu interviewen. Unter anderem ist er dann wieder im Osten der Insel unterwegs, nahe Guantanamo, und in Pinar de Rio, wo die weltberühmten Tabakpflanzen herkommen. “Das wird noch anstrengend, alle Texte und Bilder zu koordinieren, und das Buch fertig zu bekommen”, weiß das Multitalent, das bislang zehn Bücher veröffentlichte und ab und an auch für die Süddeutsche Zeitung sowie die FAZ schreibt. Und er beteuert: “Ich liebe dieses Buch jetzt schon!”

uch fast wieder ausgebucht. Denn neben den Reisen lässt ihn auch der Fußball nicht los. Seine jahrelangen Erfahrungen, die er bei der BSG Chemie bzw. dem FC Sachsen Leipzig aus erster Hand sammeln konnte, sammelt er in dem Buch “Chemisches Element – meine 30 Jahre in Leutzsch”. In einem persönlichen Erinnerungswerk berichtet er subjektiv und ungeschminkt von seinen oft unerfreulichen Erlebnissen im Herzen des Kultvereins. Und auch eine lange gehegte und zwischendurch fast vergessene Idee wird er im kommenden Jahr mit Leben erfüllen. Das Fanbuch über die legendäre Fanszene der BSG Chemie Leipzig wird erscheinen. Dabei ist durchaus mit einigen Überraschungen zu rechnen, deutet der Verleger und Autor an. “Es liegt hier Material vor, das für zehn derartige Bücher reichen würde. Das wird ein Prachtband”, ist er sich sicher, auch wenn es nicht ganz preiswert werden wird. In jedem Fall soll eine limitierte Auflage den besonderen Charakter dieses Werkes unterstreichen.

Beide Fußballbücher sollen Ende kommenden Jahres erscheinen. Kaum denkbar, wie der Jens Fuge da noch seinem Hobby frönen und genügend Kilometer auf der Harley abreißen will, zumal auch mit seinem Club, dem “Leipzig Chapter” der Harleybesitzer, zahllose Touren anstehen. Zumindest das avisierte Buch über die Nordkap-Reise muss dann wohl noch warten. Aber 2016 ist ja auch noch ein Jahr …

Polizei versus Fans war nichts ungewöhnliches (Dessau - Chemie 1982). Foto: Westend-Presseagentur
Polizei versus Fans war nichts ungewöhnliches (Dessau – Chemie 1982). Foto: Westend-Presseagentur

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