Da glaubt der Russe, er kann uns an der Energiefront knacken? Pah! Aber ist es nicht schön, was so alles in Kriegszeiten geschieht? Während der Michel gebannt nach Osten starrt, dahin, wo wieder der Russe vor der Tür stehen soll, bekommt er hinterrücks ganz sanft all das in den Allerwertesten geschoben, wogegen er eben noch heftig revoltierte. Und leise ramsauert es dazu: Lasst uns den Boden brechen, auf dass das Gas heraustrete. Fracking, die moderate Variante für kurzgeschlossene Wenigdenker und Kinderfeinde, welche man alternativ rufen hört: "Atom, Atom - Wir wollen das Atom".

Ich darf mal zitieren, weil den Schinken ja eh keiner mehr liest: “Denn von heute an in sieben Tagen will ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen von dem Erdboden alles Lebendige, das ich gemacht habe.” Na wenn dass nicht nach dem Finsterling aus dem Zarenreich klingt! Ist doch Zerstörung sein eigentliches Element!

So ändern sich die Zeiten – über den Zorn Gottes lacht man sich eins, aber wehe Väterchen Frost steht mit dem falschen Bein zuerst auf. Da ist es höchste Zeit, sich dem schwarzen King of Business quer übern großen Teich mit Anlauf an die Brust zu werfen. Und die Kinder singen dazu: “Die Tür macht auf, die Tore weit, es kommt die höchste Frackingzeit.” (Ein Lied abzusingen unter Wasser und dem Wohle Exxons gewidmet.)

Keine Angst, so schlimm wird’s ja dann doch nicht. Königin Mutti macht schon noch Geschäfte mit dem GröAZ aus dem kalten Ostreich, das Gas darf weiter durch die Röhren pfeifen – zumindest solange, bis die Ukrainer ihre steigenden Rechnungen nicht mehr zahlen können und sich ihren Teil abzweigen. Und das bisschen Methanseelandschaft in den deutschen Niederungen kann doch einen Seemann nicht erschrecken. Hat er uns außerdem versprochen, der Alte: Und so gehet hin und macht Euch die Erde untertan. Bis es ihm zuviel wurde.

Aber das muss angesichts der tiefen Befriedigung von alten Ängsten zurückstehen und wer glaubt schon noch an die alten Märchen? Angenehmer Nebeneffekt, über dem sich sogar Herr H. aus Braunau am Inn das ressourcenträchtige Nordafrikaabenteuer vielleicht noch mal überlegt hätte: nichts ist letztlich schöner, als dem Russen mal kräftig in den Colt zu pullern – oder? So schnell wird man seine Haltung zu Unter- und Übermenschen eben doch nicht los und Energieautonomie ist noch immer ein klassischer Sieg an der Heimatfront.

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