Erst Roland Kaiser und jetzt noch Herbert Grönemeyer uff lau. Mensch, die packen ja richtig aus da in Dresden – und alles für Umme fürs Volk. Warum nicht gleich so und wo bleibt Leipzig, wo bleiben die kostenlosen Stars zum Anfassen? Also nicht fürs ganze Volk natürlich, das DDR-Programm in der Scheinmetropole gibt’s nur für intellektuelle Silly-Fans mit der richtigen Haltung. Das bügeln jetzt die SPD-Wähler glatt, mit einer fetten Sause, die Fähnchen gibt’s kostenfrei am Einlass. Die 4.000 Muslime hingegen gehen gefälligst in die Moschee, wenn es in Dresden heißt: Weltoffen sei der Karneval, hilfreich und edel.

Meint zumindest König Wendehals, der gottlieb durch alle Zeiten kam und aktuell nur Roland Kaiser aufzubieten hatte, um seine Lächelprimel Markus, den Versparten, vom überforderten Innen- auf den Hauptstadtstuhl zu randalieren. Ob’s gelingt? Pegida macht da echte Sorgen – wenn’s rechts drückt, muss man zurückdrücken, sonst landet das Gesäß womöglich dort, wo andere seit Jahren am verkarsteten Innenohr appellieren. Apropos appellieren: Mancher merkt ja tatsächlich nicht mehr, dass Pegida, Ministera und Wahlkämpfa längst zum Dauerappell rufen. Wir gegen das, der gegen den und alle gegen sich. So wird’s in jedem Fall mit der Bildungsrepublik in Sachsen.

Parallel gehen die Konzertveranstalter im schönen Elbflorenz wahrscheinlich bald betteln. Mehr gratis geht nicht, da zahlt niemand mehr Eintritt, wenn ein Oberbürgermeister zu wählen ist. Und im Vorfeld des schönen Wonnemonats Mai die Pegidianer nach mehr Absolution für den nicht gemachten Mittelschulabschluss schreien. Aber auch die sind in der Lage, einen Stift zu führen, das Wahlrecht für Holzköpfe ist verbrieft. Auch wenn das Wort “Frust” mit Vogel-Votzen-Fau geschrieben wird, bleibt doch die Stimme der eigenverschuldeten Legastheniker eine Stimme. One Vaulpelz, one Fote!

Kommt, wir ziehen alle nach Dresden. Da, wo Idioten für kostenlose Konzerte sorgen. Der Ort, wo man ihnen angeblich zuhört und dann lächelnd einen Roland Kaiser oder einen Grönemeyer hinstellt, wo vorher die Gelder für Kitas, Bildung und Unis fehlten. In die Hauptstadt Deutschlands für alle, die seit 1989 die Gardine nicht gelüftet haben und nun einen auf Bildungsbürger und Mitte machen.

Allen voran ein Ministerpräsident, dem man eigentlich schon eine Badeente nicht abkaufen sollte. Sagt man zumindest längst im schönen Sorbenland, wo die Nazis wieder die Eingeborenen klopfen. Und der Name Tillich so verteufelt an Tilly erinnert – der Katholik, welcher 16Hundert und ein paar verlebte Jahre vor Leipzig so böse auf die Mütze bekam, dass er sich gegen einen Schweden nach Halle (man stelle sich dies mal vor !!!!!) mit einem lächerlichen Rest von 600 aus 40.000 zurückziehen musste. Eine Straße in Leipzig heißt wohl nicht ganz grundlos „Gustav Adolf“, das nennt man feinsinnigen Humor.

König Tillich hat fertig, die Regentschaft endet in Chaos und Zerstörung. Das Beste wäre wohl, er nimmt die Lächelprimel gleich mit. Es wird Zeit für einen Ministerpräsidenten aus Leipzig. Sonst steht noch mal jemand da, wo vor 25 Jahren Honecker die Oberarmmechanik auf Dauerfeuer geschalten hatte, damit das Winken auch in Stunde fünf noch klappt.

Bevor es noch ein Marianne-Rosenberg- und Helene-Fischer-Open-Air im Tiefental-Muff gibt, wird sich sicher eine Lösung abzeichnen. Und wenn es die Trennung Leipzigs von dieser seltsamen Stadt der Hinterhofpolitiker und der üblen Ostpropaganda á la CDU und Pegida ist.

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Stimmt, es ist eines der großen Probleme derzeit, dass sich Politiker ab Landesebene volksfern und absolutistisch aufführen. Da braucht sich niemand über Unruhen beim Pöbel zu wundern, auch wenn die derzeitige Form Schwachsinn ist.

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