Herr D., Sie schreiben uns im Namen Ihrer Partei: "Die Leipziger AfD begrüßt den beabsichtigten Schulterschluss und könnte sich in Zukunft, als ersten Schritt, eine gemeinsame Großdemonstration in Leipzig vorstellen." Was ich ja als eine Art Freundschaftserklärung verstehen könnte, so unter gleichgesinnten Einheitsparteien. Denn etwas anderes waren sie ja nie.

Nicht vorher und nicht hinterher. Nur zwischendurch mal, als die einen so taten, als seien ihnen die anderen etwas unangenehm auf der Haut, ein bisschen zitronig, waschlappig oder auch ungewaschen. Aber seit es die Genossen aus Nord und West geschafft haben, auch in dieser mal neulich ostwärts verorteten neu-nationalistischen Bewegung das Ruder und die Redehoheit an sich zu reißen, kann ich nur sagen: Es ist der selbe Abwasch wie zuletzt die Dingsda, die NPD: ostsächsisches Fußvolk mit frisch importierter Führungsware West an der Spitze.

Die neue Großsprecherin bei Pegida kommt aus Hamburg. Eine erfahrene PR-Fachfrau, wie uns versichert wurde, und der neue Großsprecher der AfD futtert zwar Thüringer Steuergroschen im dortigen Landesparlament, ist aber ein originaler Hesse, dem die dortige Landesregierung gern die Lehrbefugnis entziehen möchte.

Es geht also weiter wie gehabt: Kaum haben sich ein paar ostdeutsche Trachtenjodler eine neue Renitenz ausgedacht, kommt Eine oder Einer aus dem Westen. Und siehe da: Es passt zusammen, was eh aus einer Suppe kam, der treudoofen deutschnationalen.

Dass irgendetwas davon neu wäre, kann mir keiner mehr erzählen. Das ist die alte Suppe, von der ihre Vordenker meinen, sie könnten sie dem vergesslichen Volke als neue nationale Dauerwurst anbieten, gern auch kompressiert und kompakt. Es sind mal wieder Zeiten dafür. Wo die Angstmacher unterwegs sind, sind die Ãœbertölpler nicht weit. Nur Rezepte – außer für haltbare Deutsche Tüten-Suppen – haben sie keine. Sie meinen, dieses Genöle sei “eine Bereicherung des politischen Diskurses”?

Wie anspruchslos sind sie eigentlich? Oder sind sie immer noch auf der Stufe, auf der heranwachsende Schulbuben glauben, Nölen, Pöbeln und Beleidigen seien tatsächlich eine Art des Diskurses?

Da kann ich Ihnen wirklich nicht folgen.

Das ist mir, ehrlich gesagt, zu ursuppig. Zu tütensuppig.

Und das hier auch: “Nun kann man vortrefflich streiten über die politischen Botschaften, Ziele und die Persönlichkeiten der Bündnisse. Fakt ist: Die Demo-Teilnehmer der Bündnisse sind Bürger Sachsens, welche ein Grundrecht unseres Landes in Anspruch nehmen.”

Natürlich haben sie das Recht dazu. Keine Frage. Aber wirklich streiten kann man “über die politischen Botschaften, Ziele und die Persönlichkeiten der Bündnisse” nicht. Dazu sind sie zu billig in ihren Maschen, zu einfallslos und zu wenig auf der Höhe der Zeit. Politische Antiquitätenhändler, die uns das Vorvorgestern als fröhliche Zukunft verkaufen wollen. Und jetzt nehmen Sie auch noch ein Wort in den Mund, das ihnen gar nicht zusteht: Großdemonstration.

Ich sehe schon, was dabei wieder herauskommt: 500 grimmige alte Männer, die für ihren Klamauk wieder die ganze Innenstadt lahmlegen und trotzdem glauben, sie seien die Zukunft und sie würden da weitermachen, wo sie 1989 gar nicht angefangen haben.

Groß sind Sie nur in der Verkehrsbehinderung. Ihre “politischen Botschaften” passen in eine Tüte. Und ihre Persönlichkeiten sind auch nur Import. Da können Sie den Vereinigungsparteitag auch in Kassel veranstalten. Oder in Kreuth, wenn die anderen da mit ihrem Suppenessen fertig sind. Ach ja, ein paar alte graue Socken von meinem Großvater hab ich auch noch irgendwo rumliegen, haben zwar Löcher, waren aber mal in Stalingrad. Woll’n Sie die haben? (Ãœber die Farbe hab ich noch ein bisschen nachdenken müssen – aber sie sind wirklich nur noch gräulich. Und mehrfach gestopft. Es geht doch nichts über alte Sentimentalitäten.)

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