Es gibt eigentlich bei der „Man-weiß-nicht-wie-oft“ - Wiederholung und dem „Es-war-klar-dass-es-passieren-wird“ jetzt nicht sooo viel zu sagen, wie alle in den längst geübten Ritualen gerade wieder entäußern. So ein wenig wie ein mediales „Fertig mit dem Stuhlgang? Spülung betätigen!“ Oder: „Verlassen Sie die Toilette, wie Sie sie vorfinden möchten.“ Jeder, der mal ein zugeschissenes WG-Klo nach diesen Ermahnungen vorgefunden hat, ahnt – ohne Konsequenzen geht’s halt nicht. Aber dafür gibt es auch einen ausgeklügelten Ablauf. Schuld ist am Ende in Sachsen immer die Weltlage. Und die ist wie das Wetter.

Der einzige Unterschied zu den vorhergegangenen Vorfällen in Heidenau, Freital, Prohlis und Meißen ist vielleicht: Endlich bilden sich auf allen Seiten echte Unterschichts-Banden – U.S.A.! U.S.A.!. Also so dieses „Hey, wir verlieren alle in dieser Gesellschaft, komm – lass es uns gemeinsam gegeneinander tun.“ Wäre jetzt aber auch nur neu, wenn es nicht mit langer Vor-Ansage geschähe.

Oder haben Sie in den letzten Monaten einen neuen Kollegen aus Syrien bekommen? Oder gewollt? Also auch mal so außerhalb von Bautzen gefragt. Ach stimmt: Die lernen ja gerade Deutsch, um dann deutscher zu sein. Als ob das angesichts der Deutschen da rings um Dresden und nun in Bautzen wirklich ein Garant für Integration wäre.

Dennoch: Pubertierende gegen White Trash, ist das nicht schön?

Das gibt so diese Schummerlichtbilder, bei denen man sich aus der Ferne so herrlich gruseln kann. Wie damals in Heidenau und Freital – diese Nachtvideos sind einfach abgefahrene fucking reality und nicht mehr RTL-Trash wie „Toto und Harry“ im Polizeieinsatz am Plattenbauklingelbrett. Und alle können endlich live mitermitteln!

Also, wenn man damit nix zu tun hat und weit genug weg ist. Lange Zeit wurden ja in Bautzen Wetten angenommen, wer auf der „Platte“ gewinnt. Ging schon 2015 los: Die müssen weg! Nein, die kommen jetzt. Wissen nur wenig, aber wenn, dann macht es der Sachse ja gern mit Anlauf von rechts unten mitten in die Kronjuwelen. Wie bei der Übernahme Polens unter August – dem Potenten. Das Diebesgut kann man bis heute in der Barockhauptstadt Sachsens besichtigen, nach den Geplünderten Polen fragt heute keine Sau mehr.

Der große Auftritt liegt dem heutigen Sachsen nicht mehr so – eher das freundlich-hinterlistige, eine Nach-DDR-abgeduckte Lauerhaltung. Wie bei den selbst angefertigten Filmaufnahmen mittels Westvideogerät aka Handy, auf denen er endlich mal ausflippende Ausländer sieht und sofort weltweit bei Facebook zeigen kann. Und nebenan, in der eher schmal zusammengezimmerten Häuselidylle an der Peripherie hockt der eigene Sohn vor World of Warcraft im Endlevel, weil er beim Acht-Klassenabschluss als Erster rausgewürfelt wurde.

Im Wohnzimmer ist er eher selten – da gibt’s Streit ums Geld und die nächste Rate für den Hausbau. Und gelegentlich freundschaftliche Schläge – damit es gerade die Buben vielleicht noch lernen, wie man in der Bundeswehr über acht Jahre kommt.

Back to Bautzen (oder waren wir die ganze Zeit dort?)

Während der genervte Manager der westdeutschen Hotelkette lieber von den „belästigten Hotel-Gästen“ auf dem Bautzner Marktplatz spricht, springt der westdeutsche Bürgermeister im direkten Gespräch umgehend seinem zugedröhnten Volk argumentbefreit in die vollgepullerte Jeanshose. Wo er den Kotau macht und Verständnis heuchelt. So sehen halt überforderte Römer aus, wenn es schwieriger wird, als den Giftpilze fressenden Teutonen am Tor zur Stadt ein paar Trauben zu reichen.

Vielleicht kommen ja nun die United Tribuns mal in Bautzen helfen, bislang ist der Fight noch ein bisschen unausgeglichen. Die, die halt schon länger da sind, haben gerade etwas Übergewicht. Weil sie statt mit dem Boot übers Meer einfach nur durch den Geburtskanal nahe Dresden geschwommen kamen. Und auf der anderen Seite junge Männer, die sich mit 15 Jahren garantiert nicht anders verhalten werden, als der Ronny gegenüber beim ersten Geschlechtsverkehr. Zumal Ronny dafür nicht mal nach Syrien, sondern nur ins Nachbardorf zum Crystal-Vögeln in der Dorfdisse musste.

Schiefes Bild? Beides sieht verdammt unbeholfen und verzweifelt aus.

Aber der Unterschied verschwindet auch noch – versprochen. Im Elend vereint, nur die besten komm`n in den Westen hieß es einst. Wenn sie irgendwann gemeinsam die Springerzentrale, das nächstliegende Bankhaus oder den Bundestag anzünden, können auch die Linken rufen: Sie haben verstanden!

Derzeit ist wohl zu attestieren: Reich und gleichzeitig Rassist zu sein, ist man in ganz Deutschland schon so lange gewohnt. Aber arm, dumm und Rassist sein, ist viel blöder. Denn dann biste halt nur ein neuer Nazi. Während der reiche Rassist mindestens im sächsischen Landtag sitzt. Oder handwerklich präzise sein Kriegsgerät baut. Er darf auch gern Manager für irgendetwas ganz Wichtiges sein.

Sie alle werden nun intensiv an den Lösungen arbeiten. Wenn das Wetter passt.

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