„Brand New Toy“ war die Single überhaupt im Jahr 1988, die Hoffnung auf eine neue bundesdeutsche Bewegung von unten in den Mainstream machte. Neben Rainbirds und Camouflage trat die Formation Jeremy Days auf den Plan. Internationales Format hatte sie ja, die Truppe um Dirk Darmstaedter. Doch seit einer Weile wandelt er auf Solopfaden. Mit neuem Album im Gepäck verschlägt es ihn ins Neue Schauspiel.

„Das ist einfach auch das Schönste, was es für mich im Leben gibt: an Songs rumzuschrauben. Es ist die Erfüllung, das wirklich Wichtige“, schwärmt er von den aktuellen Aufnahmen, die zum großen Teil in seinem Up In The Attic Studio, auf dem heimischen Dachboden, stattfanden. Das Grundgerüst der neuen Lieder kreierte er zusammen mit seinen langjährigen Wegbegleitern Lars Plogschties an den Drums und Ben Schadow am Bass. Dazu kommt dann Dirk Darmstaedter an Gitarren, Ukulelen, alten Analog-Synthesizern, aber auch am Mellotron. „Mir bringt Platten aufzunehmen unheimlich viel Spaß. Das Experimentieren mit Sounds, das Ausprobieren“, erzählt Darmstaedter: „Beim letzten Album ging es um einen Bandsound. Das ist dieses Mal völlig anders. Diese Platte hat den Sound, der entsteht, wenn ich bei mir zuhause lange genug Zeit habe, Dinge auszuprobieren.“


Klingt nach neu gewonnener Freiheit, die der Sänger genießt. Denn 2014 verabschiedete sich er von seinem Plattenlabel „tapete records“, ein Projekt, das er 2002 selbst auf den Plan rief und zu einem der erfolgreichsten Indie-Labels der Bundesrepublik gemacht hatte.

Dirk Darmstaedter wollte wieder Musik machen. Er trat erstmals 1988 in das Rampenlicht der internationalen Musikszene als er mit seiner Band The Jeremy Days für eine kleine, aber (vor allem für eine deutsche Band) beeindruckende Serie an Hits sorgte, die auch 26 Jahre später noch gerne von Radiosendern in ganz Deutschland gespielt werden. Allen voran die Single „Brand New Toy“, die bis auf Platz 11 der Hitparade kletterte. Die Band löste sich 1996 nach fünf Alben auf.

Ein Jahr später veröffentlichte Darmstaedter sein erstes Soloalbum bei Universal und schlidderte geradewegs in die erste große Krise der Plattenindustrie, aus der er sich selbst mit der Gründung von „tapete records“ befreite. Das Label wurde schnell zu einem der angesagtesten Independent-Labels Deutschlands und der musikalischen Heimat von Acts wie Lloyd Cole, Bernd Begemann oder Niels Frevert. Darmstaedter selbst veröffentlichte seither unter eigenem Namen und als Bandprojekt Me and Cassity insgesamt elf Alben.

Nach seinem Weggang von seinem Label löste sein Langeisen „Before We Leave“ dann auch gleich euphorische Reaktionen aus. Das Musikmagazin Hifi Stars mutmaßte sogar: „…es ist das beste Album seiner Solokarriere, vielleicht sogar all seiner Veröffentlichungen seit seiner Zeit mit den Jeremy Days.“ Und so darf man gespannt sein, was die aktuelle Scheibe „Beautiful Criminals“ als Beute mitbringen wird.

Was: Dirk Darmstaedter

Wo: Neues Schauspiel Leipzig

Wann: 8. Mai 2016, 20 Uhr

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