Von Jens Korthas: Liebe Freunde von der L-IZ, ich freue mich ja sehr, wenn Ihr für mehr Sicherheit der Fußgänger seid und auch den Ideen des Jugendparlamentes ein Sprachrohr gebt. Doch wie es so ist in der Welt, das Leben ist nicht schwarz-weiß und so verhält es sich auch mit den vermeintlichen Lösungen zur Verkehrssteuerung. Fußgänger sind wir alle irgendwann, auf dem Weg zum Bäcker, zur Straßenbahn, zur Garage oder zum Abstellplatz für unser Motorrad.

Nun entzieht sich die Erfahrung Garage und Motorrad sicherlich unseren jüngeren Mitmenschen aus dem Jugendparlament und so kommt es, dass immer wieder Schnellschüsse herausposaunt werden, frei nach dem Motto, Hauptsache wir haben Krawall gemacht. Wie schon auf dem verwendeten Bild in der L-IZ zu erkennen ist, werden die Zebrastreifen nicht mehr mit Farbe aufgetragen, sondern aufgeklebt.

Das Ergebnis ist eine undefinierbare Gefahrenquelle für Zweiradfahrer. Mag es im trockenen Fahrbahnzustand noch gehen, so entwickeln diese Streifen, genau wie Fahrbahnmarkierungen und Richtungspfeile, ein Eigenleben. Über die Kante des Aufklebers mag man ja noch drüberkommen, doch dann trifft man auf massive Probleme, die glatte Oberfläche ist wie Schmierseife, das Fahrzeug ist selbst bei niedrigsten Geschwindigkeiten kaum zu halten. Wer mag, kann gern einen Selbstversuch am Übergang der Brandenburger Straße zur Adenauerallee durchführen oder am Martin-Luther-Ring auf dem Fußgängerüberweg mal ein Bremsmanöver starten.

Wenn er Glück hat, kommt er ohne Sturz davon, dazu benötigt er aber frische und gute Reifen. Verstärkt wird der ganze Effekt noch durch eine, sich schnell abnutzende, glatte Fahrbahn, deren ehemals raue Oberfläche eher die Eigenschaften eines Katzenkopfpflasters besitzt, als die erwartete Griffigkeit von Asphalt. Sicherlich kommt gleich der Einwand, man sollte seine Fahrweise den Verkehrsbedingungen anpassen.

Doch wir reden hier von gesetzeskonformer Fortbewegung und es ist nicht zu erkennen, welche unerwartete Gefahr da auf einen lauert. Interessant wäre da ja mal eine Statistik, wie oft es auf der Brandenburger geknallt hat, regelmäßig schafft es ein Auto stadtauswärts nicht um die Kurve in Höhe des Baumarktes. Stadteinwärts ist es bei Feuchtigkeit ein Wunder, wenn man auf der abschüssigen Strecke zum Stehen kommt, viel zu glatt ist die Oberfläche der Fahrbahn, auch mir ist dort das Hinterrad bei langsamer Fahrt weggegangen. Nun kommt dieses Jugendparlament mit ihrer Idee, die Fußgängerübergänge zu erhöhen.

Toll! Passt sicherlich wunderbar in das Verkehrskonzept der autofreien Stadt und wird im Stadtrat jubelnden Zuspruch finden, egal wie unsinnig der Vorschlag ist. Das Nichtbeachten der oben aufgeführten Gefahrenquellen, können wir doch eigentlich schon voraussetzen, denn eine Lobby hat weder der Autofahrer in dieser Stadt, geschweige denn der motorisierte Zweiradfahrer. Sind wir mal ganz ehrlich, es ist alles in der StVO geregelt, dort steht geschrieben, wie man sich als Verkehrsteilnehmer zu verhalten hat. Es bedarf da keine neuen Ideen. Gegenseitige Rücksichtnahme ist natürlich Grundbedingung.

Über die Qualität des Asphalts und der Gefährlichkeit von Fahrbahnmarkierungen sollten andere Leute einmal nachdenken, die dafür bezahlt werden und hoffentlich auch die Ausbildung haben und nicht Stadträte, die parteiliche Interessen durchsetzen wollen, ohne sich mit den Folgen zu beschäftigen. Zusätzliche Verkehrsbehinderungen auf der Straße machen diese nicht sicher, sondern provozieren mehr Unfälle.

Vielleicht sollten sich die jungen Leute lieber darum kümmern und Vorschläge unterbreiten, wie sie dazu beitragen können, diese Stadt von wilden Graffitis und Dreckecken zu befreien.

Einen schönen Tag noch
Jens Korthas

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