Die Universität Leipzig hat heute eine Delegation aus der äthiopischen Stadt Gondar empfangen, mit der eine jahrzehntelange Ausbildungspartnerschaft besteht. Die Gäste aus Afrika nehmen am Freitag am Festakt anlässlich des 600-jährigen Jubiläums der Universitätsmedizin teil und wurden bereits heute offiziell von Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking begrüßt.

Medizinischen Fakultäten im äthiopischen Gondar und in Leipzig verbindet eine inzwischen 36 Jahre dauernde Zusammenarbeit. Mit Unterstützung der Universitäten in Addis Abeba und Leipzig wurde 1979 das “Gondar College of Medical Sciences” (GCMS) als zweite Ausbildungsstätte für Ärzte in Äthiopien gegründet. Seitdem werden dort ununterbrochen Ärzte für das Land ausgebildet, bis 1989 sogar ausschließlich von deutschem Hochschulpersonal. Dabei ist schon zu DDR-Zeiten gelungen, was in der Entwicklungszusammenarbeit als Glücksfall gilt: der Aufbau einer eigenständigen Organisation. Viele äthiopische Ärzte, die in Leipzig ausgebildet wurden, sind heute eine Stütze ihres Landes, so beispielsweise der Gesundheitsminister oder in Gondar der Medizin-Dekan Dr. Sisay Yifu und Dr. Yemataw Wondie, Beauftragter für internationale Zusammenarbeit. Die beiden Letzteren gehören der fünfköpfigen Delegation an, die von Universitätspräsident Prof. Mengesha Admassu angeführt wird.

Gondar ist eine historische Kaiserstadt im Norden Äthiopiens. In jüngerer Zeit seit 2002 sind insgesamt zehn Doktoranden mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nach Leipzig gekommen, vier davon haben erfolgreich auf den Gebieten Infektionskrankheiten und Neuroanatomie promoviert. Es gibt außerdem ein Master-Programm für Anatomie und seit 2013 ein Promotionsprogramm für Mikrobiologie. Auf die gesamte Universität verteilt studieren aktuell 36 Äthiopier in Leipzig, die Hälfte davon Frauen.

Beim offiziellen Empfang würdigte Rektorin Schücking die Langzeitbeziehung: “Die Universität Leipzig und Äthiopien verbinden Kooperationsbeziehungen, die über viele Jahre gewachsen sind. Ich bin froh darüber, dass wir sowohl in der Medizin wie im Bereich der Global Studies hochengagierte Mitglieder der Universität haben, die dafür sorgen, dass sich die Verbindung lebendig weiterentwickelt.”

Im vergangenen Jahr zum 60. Jubiläum der Universitätsgründung in Gondar erwies eine Leipziger Delegation unter der Leitung von Medizin-Dekan Prof. Dr. Michael Stumvoll den afrikanischen Kollegen ihre Reverenz und lotete die zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten der Kooperation aus. In diesem Jahr, anlässlich des 600. Fakultätsjubiläums, seien die Leipziger hocherfreut, die äthiopischen Freunde unter den Ehrengästen begrüßen zu dürfen, sagt Stumvoll: “Gerade in der Medizin können auch wir in Leipzig von unseren Kollegen im ländlichen Afrika lernen, nicht nur umgekehrt wie man vielleicht denken möchte. Durch den Austausch mit Gondar erlebt man Grenzen der uns gewohnten Medizin, schätzt mit einfachsten Möglichkeiten errungene Erfolge, lernt den Umgang mit knappen Ressourcen und besinnt sich auf seine fünf Sinne.”

Die Gäste werden in den kommenden Tagen mehrere Einrichtungen der Universitätsmedizin und der Stadt Leipzig besichtigen und am kommenden Freitag auch den Medizinparcours besuchen. Am 11. Juli wird, initiiert vom Leipziger Beauftragten für die Gondar-Kooperation, Prof. Dieter Reißig, ein eigenes Symposium im Forschungszentrum der Medizinischen Fakultät veranstaltet. Dabei geht es neben der gemeinsamen Zukunftsplanung auch um Themen wie Onkopsychologie, Gynäkologie und Virologie.

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