Unter dem Motto "Leipzig Livre" stehen französische und frankophone Autoren im Mittelpunkt des 19. Leipziger Literarischen Herbstes vom 20. bis 27. Oktober. Die eingeladenen Autoren vertreten vielfach Positionen, die sich bisher an den Rändern des Sprachbezirks finden und nun intellektuell in die Mitte der Gesellschaft drängen. Sie thematisieren Migration als gemeinsame Anstrengung in Europa oder die Herausforderung sich radikalisierender religiöser Bewegungen.

Der Anspruch des Festivals wird bereits während der Eröffnungsveranstaltung am 20. Oktober um 19 Uhr in der Alten Handelsbörse mit dem frankophonen algerischen Schriftsteller Boualem Sansal eingelöst. Er ist ein mutiger Autor, der gegen die Islamisierung Nordafrikas schreibt. In Frankreich erschien kürzlich sein Roman “2084”, in dem eine religiöse Weltdiktatur herrscht und der Autor Parallelen zu Georges Orwells “1984” zieht.

Für Gesprächsstoff dürfte die Begegnung mit Alain Finkielkraut am 21. Oktober um 20 Uhr in der Bibliotheca Albertina sorgen. Der medienaffine Philosoph provoziert und polarisiert und zählt zu den umstrittensten Autoren Frankreichs. Seine Stellungnahmen für eine republikanische statt einer multikulturellen Gesellschaft haben in Frankreich für heftige Diskussionen gesorgt.

Am 22. Oktober um 20 Uhr sprechen im Haus des Buches die Autorinnen Marie NDiaye und Ursula Krechel, moderiert von Barbara Wahlster. Marie NDiaye wurde als Tochter einer französischen Mutter und eines senegalesischen Vaters geboren, überschreitet jedoch in ihrer Literatur kurz gedachte Zuschreibungen von “Multikulturalität” oder “Integration”.

Jacques Rancière zählt zusammen mit Deleuze und Derrida zu den bedeutendsten französischen Philosophen und Kunsttheoretikern seiner Generation. Er spricht am 23. Oktober um 20 Uhr mit René Aguigah in der Leipziger Stadtbibliothek. Jacques Rancière wird auch noch am folgenden Tag, am 24. Oktober, in der Debatte “Recht auf Asyl, Pflicht zur Aufnahme?” um 18 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum mit weiteren Experten diskutieren.

Zum Abschluss diskutiert am 24. Oktober um 20 Uhr im Institut français der belgische Schriftsteller Jean-Philippe Toussaint mit seinem Verleger und Übersetzer Joachim Unseld. Jean-Philippe Toussaint zählt nicht nur zu den Klassikern der zeitgenössischen Literatur, der u.a. mit seinem vierteiligen Romanzyklus “Cycle de Marie” bekannt wurde. Er ist auch Regisseur und verfilmte mehrere seiner Werke.

Alle Veranstaltungen sind in deutsch und französisch zu erleben. Der Eintritt ist frei.

Das Festival “Leipzig Livre” ist eine Kooperation zwischen dem Leipziger Literarischen Herbst, der Französischen Botschaft, dem Institut français, der Leipziger Buchmesse, der Stadt Leipzig, der Bundeszentrale für politische Bildung sowie weiteren Partnern. Es ist zugleich Teil des Programms “1000 Jahre Leipzig”.

Weitere Informationen unter:
http://www.leipziger-literarischer-herbst.de

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