12 bis 14 Millionen Deutsche aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und deutschsprachige Bewohner aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa mussten zwischen 1945 und 1950 zwangsweise ihre Heimat verlassen. Während ihre Aufnahme in Westdeutschland als eine der großen Leistungen der Nachkriegsgesellschaft angesehen wird, waren Flucht und Vertreibung in der DDR offiziell ein Tabu. Bereits Ende der 1940er Jahre wurde der erfolgreiche Abschluss der Integration jener mehr als vier Millionen Menschen verkündet, die hier als sogenannte „Umsiedler“ lebten und arbeiten.

Christian König beleuchtet, wie Flüchtlinge und Vertriebene der Jahrgänge 1925 bis 1935 ihren Lebensweg in der DDR suchten. Dazu skizziert er die Biographie „normaler“ Bürger und von Personen des öffentlichen Lebens, zu denen u.a. Christa Wolf, Hans Modrow und Bernhard Heisig gehören. Erkennbar sei ihre „auffällige Unauffälligkeit“ im DDR-Alltag: „Die politisch motivierte Ausschaltung des Themas in der Öffentlichkeit war einerseits Belastung andererseits Entlastung“, denn neben der Traumatisierung, die an Kinder und Kindeskinder weitergegeben wurde, verhinderte das Schweigen „eine potenzielle Benachteiligung. Herkunft wurde im täglichen Umgang miteinander bedeutungslos“.

In seiner informativen, gut lesbaren Untersuchung zeigt Christian König die Bewegung der „Umsiedler“ im „Spagat zwischen Heimatverlust und (‚sozialistischem‘) Heimatgewinn“ und fragt dabei auch nach Verarbeitungsmustern.

Donnerstag, 7. April 2016, 19:30 Uhr
Leipzig, Haus des Buches, Literaturcafé
Eintritt frei

Veranstaltung des Sächsischen Literaturrates e.V., des Leipziger Universitätsverlages und des Kuratoriums Haus des Buches e.V. Leipzig

Der Autor im Gespräch mit Dr. Gerald Diesener

Informationen zum Sächsischen Bücherkoffer unter http://www.saechsischer-literaturrat.de

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